Fürstenfeldbruck:Kinderarbeit auf Kakaoplantagen

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Anke Simon vom Bund Naturschutz führt durch die Ausstellung "Wertvoller Leben" im Landratsamt. (Foto: Günther Reger)

Bund Naturschutz macht mit einer Ausstellung im Landratsamt auf die Folgen unreflektierten Konsumverhaltens aufmerksam und gibt Ratschläge für ein verantwortungsbewusstes Einkaufen

Von Felix Sommerfeld, Fürstenfeldbruck

Für viele Menschen gehören Schokoladen-Nikolaus, Mandelgebäck und heißer Kakao zu Weihnachten ebenso dazu wie Geschenke oder ein farbenfroh geschmückter Christbaum. In der stillen Zeit sind Naschereien für viele genauso unverzichtbar wie der klassische Weihnachtsbraten. Doch woher kommen eigentlich die Zutaten dafür? Unter welchen Bedingungen werden sie hergestellt? Und wie können Produkte vom anderen Ende der Welt hier so günstig angeboten werden? Fragen wie diese geraten beim Einkauf schnell in den Hintergrund - Hauptsache billig.

Unser Konsumverhalten, das das Stillen existenzieller Bedürfnisse weit übersteigt, ist nur auf Kosten natürlicher Ressourcen, der Umwelt und der Erzeuger möglich. Die Kreisgruppe des Bund Naturschutzes Bayern will in Kooperation mit dem Agenda-21-Büro des Landratsamtes ein größeres Bewusstsein für die Konsequenzen unseres Konsums und unseres Handelns schaffen. So zeigen sie sich für die Ausstellung "Wertvoller Leben" im Landratsamt verantwortlich, die dort bis Mitte Januar zu sehen ist und unter anderem das Thema Konsum aufgreift.

Diplomforstwirtin Anke Simon bietet kostenlose Führungen durch die Ausstellung an: "Ich versuche zu erklären, was falsch läuft und gebe Ratschläge. Es hängt aber von den Verbrauchern ab, ob sich etwas ändert." So thematisiert sie vor den Besuchern, unter welchen Bedingungen der Großteil der Schokolade erzeugt wird, die wir an Weihnachten genießen: "Wenn man bedenkt, dass 300 000 Kinder jeden Tag zwölf Stunden auf den Kakaoplantagen arbeiten müssen, bekommt der Ausdruck Kinderschokolade eine ganz andere Bedeutung." Da verkomme der Satz, dass Schokolade glücklich mache, zu einer Farce.

Simon appelliert, Erzeugnisse aus der Region und Fair-Trade-Produkte zu kaufen. Obwohl 70 Prozent der Deutschen von Fair-Trade wüssten, liege der Anteil fair gehandelter Produkte lediglich bei einem Prozent. "Eine Tafel Fair-Trade-Schokolade kostet 1,50 Euro, die vom Discounter 50 Cent. Den Euro, den ich gewonnen habe, hat jemand anderes verloren und das ist der Kakao-Kleinbauer."

Besorgniserregend sei auch das massenhafte Bienensterben auf den Mandelplantagen in Kalifornien, so Simon. Die Nachfrage nach Mandeln ist sehr groß, in erster Linie in Europa, insbesondere in Deutschland, und der Verbrauch ist in den vergangenen Jahren weltweit um fast die Hälfte angestiegen. "Die Honigbienen müssen Millionen von Mandelbäumen innerhalb kurzer Zeit bestäuben. Der Transport, der Stress und insgesamt die industrielle Bienenhaltung sind verantwortlich für massenhaftes Bienensterben", erklärt Simon.

Das sei einigen der Besuchern nicht bewusst gewesen. Viele seien darum bemüht, bewusst einzukaufen, wüssten aber teilweise nicht von bestehenden Missständen.

"Vieles bekommt man leider gar nicht mit. Daher bin ich froh über die neuen Erkenntnisse", berichtet Monika Beirer, die sich über die Informationen freut. "Ich achte bereits darauf, regionale Erzeugnisse und Fair-Trade-Produkte zu kaufen, aber ich könnte das noch konsequenter machen und das will ich in Zukunft auch."

Die Ausstellung "Wertvoller Leben" thematisiert neben dem Konsumverhalten und seinen Folgen auch Waren- und Rohstoffströme, die Schätze der Erde und des Landkreises, die Einmaligkeit des blauen Planeten und worauf man beim Einkauf achten sollte. Die Besucher werden aber auch vor philosophische Fragen gestellt: "Was war mein größer Glücksmoment und hatte er etwas mit Konsum zu tun? Macht mich Konsum wirklich glücklich?"

Das Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil am Ammersee verleiht die Wander-Ausstellung bayernweit. Sie wurde auf Initiative des bayerischen Umweltministeriums ins Leben gerufen. Nachdem sie bereits in diversen Ökozentren und an vielen verschiedenen Standorten in ganz Bayern gezeigt wurde, kann sie aktuell in Fürstenfeldbruck besucht werden - Interessierte haben bis zum Freitag, 15. Januar, während der Öffnungszeiten des Landratsamtes in Fürstenfeldbruck die Möglichkeit dazu. Für Schulklassen werden kostenlose Führungen angeboten, hierfür gibt es noch einige freie Termine. Für alle Berufstätigen wird am Dienstag, 12. Januar, um 19 Uhr eine Abendführung abgehalten. Nähere Auskünfte zu der Ausstellung gibt es im Agenda-21-Büro des Landratsamts unter 08141/519336.

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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