Fürstenfeldbruck:Keine Hilfe durch Pensionisten

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Angesichts der vielen Flüchtlinge wollen in Bayern rund 500 Ruheständler die Behörden unterstützen. Im Kreis Fürstenfeldbruck gibt es jedoch kaum pensionierte Mitarbeiter, die das Landratsamt hier entlasten könnten

Von Sebastian Mayr, Fürstenfeldbruck

Viele Behörden sind durch den Flüchtlingsstrom überlastet. Deshalb hat das bayerische Innenministerium Beamte im Ruhestand um Unterstützung gebeten. Dem Ruf sind rund 500 im Freistaat gefolgt. Das Fürstenfeldbrucker Landratsamt jedoch muss ohne solche Unterstützung auskommen. Dort behilft man sich vor allem mit internen Umstrukturierungen. "Wir haben ein wenig umsortiert", beschreibt Sprecherin Ines Roellecke die Neuverteilung der Aufgaben. Aus jedem Fachbereich, der sich nicht ohnehin schon mit Unterbringung und Versorgung der Asylbewerber beschäftigt, wurde auf Bitten von Landrat Thomas Karmasin (CSU) Personal an andere Bereiche ausgeliehen. So arbeitet eine Fachkraft aus dem Gebiet Sozialer Wohnungsbau im Hochbaureferat, das sich um die Flüchtlingsunterkünfte kümmert. Andere Fachbereiche übernehmen teils zusätzliche Aufgaben.

Anstelle ehemaliger Beamter hat das Landratsamt einige neue Mitarbeiter eingestellt, die meisten mit befristeten Verträgen. In den letzten zwölf Monaten traten zum Beispiel sieben neue Objektleiter, die Unterkünfte betreuen, ihren Dienst an. Roellecke bezeichnet sie als "Herbergsväter mit handwerklichem Geschick." Weitere Objektbetreuer kommen laufend dazu. Sie werden immer dann eingestellt, wenn eine neue Unterkunft fertig gestellt ist. Zudem stießen zusätzliche Sozialpädagogen, ein Mitarbeiter für den Bereich Amtsvormundschaft und einige Kräfte für die Auszahlung in der Erstaufnahmeeinrichtung auf dem Gelände des Fliegerhorsts zu der Behörde dazu. Auch die Stelle, die neue Immobilien für Unterkünfte akquiriert, wurde personalmäßig aufgestockt.

Auf Unterstützung ehemaliger Beamter wird das Landratsamt allerdings auch weiterhin verzichten. "Wir müssen da in erster Linie selbst klarkommen", bedauert Ines Roellecke. Das Amt hat selbst keine ehemaligen Mitarbeiter kontaktiert. In den Fachbereichen, die wegen der Zusatzbelastung Unterstützung gebrauchen könnten, gäbe es kaum pensionierte Beamte, die in Frage kämen, erläutert die Sprecherin. Das Landratsamt kennt lediglich die eigenen früheren Beamten, nicht aber die anderer Behörden und Landkreise. Vom Innenministerium hat der Landkreis keine zusätzlichen Helfer angeboten bekommen.

Das Innenministerium hat bayernweit rund 500 pensionierte Beamte wieder eingestellt, die meisten sind Polizisten. Andere sind in der Allgemeinen Inneren Verwaltung und bei der Obersten Baubehörde tätig. Knapp 140 der Wiedereinsteiger arbeiten in Oberbayern. "Sie haben wahnsinnig viel Erfahrung, kennen die Strukturen und müssen nicht eingearbeitet werden", erklärt eine Sprecherin des Innenministeriums den Einsatz der Ruheständler. Doch gerade was Kenntnis spezieller Strukturen betrifft, erfüllten im Landkreis nur einzelne pensionierte Beamte die Vorgaben.

Und einige - wie der frühere Referatsleiter des Ausländeramts - sind verzogen. Etwa die Hälfte der rund 600 Mitarbeiter im Landratsamt befasst sich direkt oder indirekt mit Flüchtlingen. Jugendamt, Ausländeramt und Baubehörde beschäftigen sich mit dem Thema. Auch die Kämmerei, die Personalabteilung, das Gesundheitsamt und das Sozialamt befassen sich immer wieder mit Aufgaben aus diesem Themengebiet. Die Arbeitsbelastung ist immens. Mitarbeiter berichten von teilweise rund 300 Überstunden und von zuvor unbekannten Aufgaben wie der Übernahme von Vormundschaften, die sie meistern müssen. Landrat Karmasin spricht davon, rund 80 Prozent seiner Arbeitszeit mit dem Thema Asyl zu verbringen. Die restliche Zeit reiche nicht für die übrigen Aufgaben, die er erfüllen muss. Am Ende der vergangenen Woche lebten etwa 1650 Flüchtlinge im Landkreis Fürstenfeldbruck. Bis zum Wochenende sollen noch knapp weitere 90 Menschen eintreffen.

© SZ vom 09.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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