Das Wirtschaftswunder, der Kalte Krieg, der Vietnamkrieg, Mauerbau und Mauerfall, Willy Brandts Kniefall, John F. Kennedy's Ermordung und der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten: Bewegte Jahre liegen seit der Kapitulation der Deutschen am 8. Mai 1945 zurück, unbeständige Jahre. Doch über all diese Zeit hinweg blieb die Ehe von Karl-Heinrich und Christel Kuhlmann unerschütterlich, beständig. Am Mittwoch hat das Paar seinen 65. Hochzeitstag gefeiert, die "Eiserne Hochzeit".
"Nein, Liebe auf den ersten Blick war das damals nicht", muss Christel Kuhlmann schmunzelnd feststellen. Das Paar hat sich zum ersten Mal gesehen, "und wirklich, nicht mehr als bloß gesehen", wie Karl-Heinrich Kuhlmann betont, in dem kleinen Bauerndorf Holxen in Niedersachsen. Er kehrte 1945 als Kriegsteilnehmer verwundet zurück zu seinen Eltern. Seine zukünftige Frau war währenddessen aus Hinterpommern geflohen und landete schließlich auch in Holxen, wo sie ihren späteren Ehemann über die Freundschaft mit dessen Schwester kennenlernte.
1952 gab es dann eine "große und schöne Hochzeit", wie Christel Kuhlmann mit funkelnden Augen erzählt, "und fröhlich getanzt haben wir auch." Im selben Jahr kam schon die erste von insgesamt drei Töchtern zur Welt. Viel Geld hatte die noch kleine Familie damals nicht, als sie in einer Sozialwohnung in Aachen lebten. Während sie die Kinder daheim versorgte und großzog, war er viel beruflich unterwegs. "Auch wenn wir nicht viel hatten, war es in Aachen eine schöne Zeit", da sind sie sich einig.
Schließlich sind die beiden 1971 nach Fürstenfeldbruck gezogen. Dort haben sie sich ein eigenes Haus gebaut, in dem sie bis heute leben.
Bei der Frage, wie man es schaffe, 65 Jahre eine glückliche Ehe zu führen, muss das Paar lachen. Wichtig sei, dass man sich ausspreche, "und nicht gleich auseinandergeht, wenn man mal nicht einer Meinung ist", meint Christel Kuhlmann. "Es ist eine schöne gemeinsame Zeit, wenn man sich achtet und sich so akzeptiert, wie man ist", fügt Karl-Heinrich Kuhlmann hinzu. Heute sei es ihnen wichtig, dass sie sich miteinander unterhalten und sich gegenseitig unterstützen könnten, wenn das hohe Alter, beide sind 90 Jahre alt, den Alltag mal etwas schwieriger gestalten sollte.
Am Mittwoch, dem Hochzeitstag, seien dann nur noch die engsten Verwandten zu Besuch, doch am Ostersonntag werde es eine große Feier mit rund 50 Gästen geben. Da kämen dann auch die drei Töchter samt sechs Enkeln und zwei Urenkeln.
"Wir haben schon einen bewegten Lebenslauf", meint Karl-Heinrich letztendlich, "aber bis hierher haben wir es geschafft", stellt seine Frau mit einem Blick aus dem Fenster fest.