Fürstenfeldbruck:Kämpferin für die Bienen und die Subkultur

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"Alle sind gleichberechtigt", lautet eine Maxime von Gina Merkl, Jungpolitikerin der Grünen aus Mittelstetten. (Foto: Günther Reger)

Dir Grünen nominieren die 19-jährige Gina Merkl als Bezirkstagskandidatin im Wahlkreis Fürstenfeldbruck-Ost

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Reift da ein politisches Talent heran? Gina Merkl ist Sprecherin der Grünen Jugend im Landkreis und wurde jetzt von der Aufstellungsversammlung der Grünen als Kandidatin für den Bezirkstag im Wahlkreis Fürstenfeldbruck-Ost nominiert. Die Bezirkstagswahlen finden im September kommenden Jahres zusammen mit den Landtagswahlen statt. Merkl ist 19 Jahre alt und kam erst 2016 zur Grünen Jugend. "Ich bin fasziniert, wie schnell es eine Chance gibt", sagte sie bei der Kreisversammlung der Grünen Jugend in Fürstenfeldbruck. Merkl überrascht: "Auch die Chance auf Parlamentsebene zu kandidieren, fasziniert mich."

Merkl wurde von der Versammlung einstimmig gewählt. Einen Gegenkandidaten aus dem Lager der "Alt-Grünen" hatte sie nicht. "Viele Dinge in der Welt haben mich ziemlich genervt", beschreibt Merkl ihre Motivation, sich politisch zu engagieren. Dabei ist die Gymnasiastin auch schulisch bestens beschäftigt. Sie wird im kommenden Jahr am Brucker Viscardi-Gymnasium ihr Abitur ablegen. "Ihr kennt mich", begann sie ihre Vorstellung vor der Grünen Jugend. Sechs junge Mitstreiterinnen und Mitstreiter der Grünen Kreisjugend waren gekommen, um Merkl vor der Aufstellungsversammlung am nächsten Tag noch Rückendeckung zu geben. Ihre vorrangiges politisches Anliegen ist ihnen bekannt: "Ich kümmere mich um die Bienen; ich bin Bienenschützerin." Die Versammlung votierte geschlossen für Merkl. Sie bekam alle sechs Stimmen und ihre eigene dazu.

Merkls Parteikarriere ist rasant. Kurz nach ihrem Eintritt bei der Grünen Jugend ist sie auch zusammen mit Manuel Eberhardt zu den beiden Sprechern gewählt worden. Neben den Bienen liegt ihr die kulturpolitische Förderung von Subkulturen am Herzen. "Die müssen meistens ohne staatliche Förderung auskommen", beklagte sie die mangelnde finanzielle Ausstattung der Kultur jenseits der großen Häuser. Der anwesende Jan Halbauer, Grüner Stadtrat in der Kreisstadt, bestätigte diese Schieflage in Fürstenfeldbruck. "Die 1,1 Millionen Euro, die das Veranstaltungsforum jährlich kostet und die 300 000 oder 400 000 Euro für Investitionen dort gehen im Kulturausschuss des Stadtrates sofort ohne Debatte durch", berichtete Halbauer. "Über die 50 000 Euro für den Verein Subkultur wird dagegen immer lange diskutiert, ob die denn nötig sind."

Merkl sicher: "Der Staat lenkt die Kultur durch seine Subventionen." Da falle die Untergrundkultur gerade auch von Jugendlichen hinten runter. Ökologie und Feminismus arbeitet sie noch einmal als politische Schwerpunkte heraus. Merkl ist bekennende Feministin, auch das ist erstaunlich für eine 19-jährige Schülerin. Feminismus versteht sie im Sinne von "alle sind gleichberechtigt". Das bezieht sie auch auf die Inklusion. "Behinderte dürfen nicht in Jugendwerkstätten isoliert werden", fordert sie. Da stoße sie an Grenzen, aber das treibe sie auch an. "Die Jugendquote im Bundestag ist erschreckend", kritisiert die Jungpolitikerin aus Mittelstetten. "Nur 16 der 709 Abgeordneten im Bundestag sind unter 30 Jahre alt." Dabei sollte laut Merkl das Parlament in seiner Zusammensetzung ein Spiegelbild der Gesellschaft sein.

Gina Merkls politischer Schwung scheint die anderen anzustecken. Die nächste Aktion der Grünen Jugend ist für den Samstag, 16. Dezember, in Bruck geplant. Dann wird sie einkaufenden Menschen Jutebeutel im Tausch gegen Plastiktüten anbieten. Merkl wird auch hier dabei sein, aber besonders freut sie sich wieder auf den nächsten Wahlkampf. "Morgens um sechs an der S-Bahn stehen, ist eine Herausforderung", sagt sie, "aber wenn sie mit guten Ergebnissen belohnt wird, passt das." Erstmals wird es im September 2018 auch um Stimmen für sie ganz persönlich gehen.

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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