Fürstenfeldbruck:IT-Jobs kommen am besten an

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Das tägliche Brot: An ihrem Stand führen Bäcker ihr Können vor, doch das Interesse der jungen Besucher ist gering. (Foto: Günther Reger)

Etwa tausend Jugendliche interessieren sich beim Berufsinfo-Markt für Ausbildungsangebote

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Gleich am Eingang hat sich beim Berufsinfo-Markt (BIM) im Foyer der Sparkassenverwaltung Fürstenfeldbruck die Bäcker-Innung mit Obermeister Werner Nau platziert. Zwei Auszubildende flechten kunstvolle Teigzöpfe aller Art - auch ein Teigkrokodil ist dabei. Eine 15-jährige Schülerin aus Maisach bleibt wie andere neugierig stehen, ist aber am Bäckerberuf nicht interessiert. "Maskenbildnerin würde ich gerne werden", sagt sie und will die Aufnahmeprüfung für die Fachoberschule für Gestaltung machen.

So geht es vielen Handwerksausstellern beim BIM. Häufig bleiben an den Ständen der Schreiner, Dachdecker oder Maler und Lackierer nicht einmal Jugendliche stehen, mit denen die Handwerker ins Gespräch kommen könnten. Immerhin kamen etwa tausend Jugendliche, um sich an den 46 Ständen beruflich zu orientieren. Stefan Riedl, Kaminkehrermeister aus Fürstenfeldbruck, jammert nicht. "Wir haben kein Nachwuchsproblem", sagt er. Besonders seit 2013, seitdem ein Kaminkehrermeister als freier Handwerksunternehmer arbeiten kann. Vorher war er quasi ein Mitarbeiter des Staates gewesen.

Dass es an Nachwuchs nicht fehlt, beweist Annika Haberzett, die mit ihrem Vater am Tisch sitzt. "Ich lerne jetzt seit drei Wochen bei meinem Papa", sagt die 18-Jährige. Das ist ihre zweite Ausbildung. Als Einzelhandelskauffrau ist sie nicht glücklich geworden. "Vor drei Jahren war ich als Kaminkehrerin noch zu jung und zu schmächtig", sagt Haberzett. "Acht bis zehn Dächer sind täglich zu bearbeiten", erläutert Kaminkehrermeister Riedl. Da ist einige Kraft nötig. Etwa zehn Prozent der tausend bayerischen Schornsteinfeger sind weiblich. Haberzett, die mit sechs anderen Mädchen in der oberbayerischen Kaminkehrer-Berufsschulklasse lernt, lockt dann auch häufig Mädchen an den Stand. "Aber Höhenangst ist ein Ausschlusskriterium", informiert Riedl die Frager.

Nicht klagen kann auch Johannes Bader von der Kfz-Innung München und Oberbayern, zu der 1900 Betriebe gehören. Kfz-Mechatroniker ist immer noch ein Modeberuf. Bader betreibt in kleines Autohaus in Vogach. Er sei auch offen für junge Flüchtlinge. Gerade beschäftigt er einen 25-jährigen Syrer im Praktikum. "Der hat eine gute Chance, einen Ausbildungsplatz zu bekommen", meint Bader. Dagegen sind Banken und Sparkassen auch nicht mehr die erste Adresse von jugendlichen Schulabgängern. "Bewerber sind nicht mehr in der gewünschten Masse vorhanden", hatte Brucks Sparkassenchef Klaus Knörr bei seiner Begrüßungsansprache eingestanden. "Wir würden gerne mehr Auszubildende nehmen, wie wir im Moment bekommen." Nach der Finanzmarktkrise müssten auch die Sparkassen "das Vertrauen der Menschen erst wieder zurückgewinnen", sagt Dirk Hoogen, Vorstandssprecher der Brucker Sparkasse.

Dagegen kann sich Andreas Bachmair kaum vor Bewerbern retten. Seine Brucker Firma Commotron bietet Jugendlichen eine Ausbildung zum IT-Systemelektroniker. Auf 50 Interessenten für ein Praktikum oder eine Ausbildung schätzt Bachmair die Anzahl der konkreten Anfragen am frühen Nachmittag. Die Resonanz überrascht Bachmair nicht: "Das ist ein seit langem anhaltender Trend." Auch das Finanzamt Fürstenfeldbruck kann über Interessenten nicht klagen. 20 Auszubildende, die Finanzwirt in der Steuerverwaltung werden wollen, stellt das örtliche Finanzamt jährlich ein. "Unser Bedarf ist groß, weil ein Großteil der Mitarbeiter demnächst in Rente gehen wird", erzählt Heike Hillmaier am Stand.

© SZ vom 20.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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