Fürstenfeldbruck:Irre Kombination

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Zusammen bringen es Gerd Guglhör (links) und Ulrich Wittermann auf mehr als sieben Jahrzehnte Mitgliedschaft bei Bach-Chor und Orchester. (Foto: Günther Reger)

Bach-Chor und Orchester spielen Mozart und Hasse

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Es ist diesmal nicht der Namensgeber, der auf dem Programm von Bach-Chor und Orchester steht. Vielmehr sind es zwei seiner Zeitgenossen, die sich die Musiker für ihr kommendes Konzert ausgesucht haben: Der nicht minder bekannte Wolfgang Amadeus Mozart und der etwas ältere, wesentlich weniger berühmte Johann Adolph Hasse. Dieser sei sich der Rollenverteilung schon zu Lebzeiten bewusst gewesen, erzählt Gerd Guglhör, der musikalische Leiter des Vereins: "Hasse hat einmal ein Werk des 15-jährigen Mozart gehört und danach gesagt: der Kleine wird berühmt und wir werden vergessen sein". Dennoch sind die Werke Hasses in den letzten Jahrzehnten wiederentdeckt worden und sind immer wieder auf klassischen Konzertprogrammen zu finden. Sein Requiem in C-Dur ist eines der Werke, dass Bach-Chor und Orchester an diesem Sonntag, 15. November, im Stadtsaal spielen werden. Dazu gibt es die große Messe in c-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart.

Als "irre Kombination" bezeichnet Guglhör die Verbindung zwischen Hasse, Mozart und eben auch Bach. Alle drei waren miteinander bekannt, haben sich geschätzt und sich gegenseitig in ihren Werken inspiriert. So habe Hasse in seinem Requiem ein Thema aus Bachs h-Moll Messe übernommen und Mozart intensiv mit Bach über seine c-Moll Messe gesprochen. Ganz müssen die Besucher auf Bach also doch nicht verzichten. Ein Schmankerl in der Solistenbesetzung ist Matthias Winckhler als Bass. Für ihn als Fürstenfeldbrucker ist der Besuch ein Heimspiel. Einem größeren Publikum dürfte er als Teilnehmer des Wettbewerbs "Junge Stars in Fürstenfeld" bekannt sein. Mittlerweile ist er Ensemblemitglied der Niedersächsischen Staatsoper in Hannover. Seine musikalische Ausbildung begann er an der Bayerischen Sing Akademie - deren Leiter Gerd Guglhör ist.

Seit 20 Jahren ist Guglhör nun auch musikalischer Leiter von Bach-Chor und Orchester. Ehrenamtlich natürlich, sein Geld verdient er als Dozent an der Hochschule für Musik und Theater in München, wo er künftige Musiklehrer und Kirchenmusiker unterrichtet. Ihn fasziniert an der Arbeit mit den Laienmusikern in Fürstenfeldbruck vor allem das Gesamtpaket. "Es ist einfach eine tolle Stimmung, die Musik ist da fast eine Art Nebenprodukt". Was nicht heißt, dass bei aller guten Laune die Qualität vernachlässigt wird. Guglhör sieht seine Hauptaufgabe darin, seinen Musikern die Essenz der Werke nahe zu bringen, damit sie sie spüren und umsetzen können. Für ihn ist die Vorbereitung auf ein solches Konzert ein Kraftakt. Beide Ensembles proben getrennt voneinander einmal pro Woche. "Der Chor trifft sich immer von 19 bis 22 Uhr. Da ist es schon eine Herausforderung, die Stimmung, Motivation und Konzentration hoch zu halten. Gerade wenn die Leute schon einen vollen Arbeitstag hinter sich haben", sagt Guglhör.

Einer, der sich unter Gugelhörs Leitung absolut wohl fühlt im Orchester ist Ulrich Wittermann. Und wenn er davon erzählt, was für ein guter Leiter Guglhör ist, dann weiß er, wovon er spricht: Wittermann ist seit 50 Jahren im Orchester aktiv, nicht nur als Geiger sondern in allen erdenklichen Funktionen. "Ich bin damals ganz jung in den Verein eingetreten und durfte schnell Verantwortung übernehmen". Am Anfang war es die Organisation eines Busses für die Konzertreisen, später die Funktion des Konzertmeisters, von 1964 an die Öffentlichkeitsarbeit. 1980 war er dann mitverantwortlich für die Gründung des Vereins und die Ausgliederung aus der Kirche. Bis 2012, also 32 Jahre lang, war er dann Vereinsvorstand. "Dann habe ich aber gesagt, jetzt ist Schluss, das müssen Jüngere übernehmen". Wie man es schafft, eine so lange Zeit motiviert zu bleiben und aktiv mitzuarbeiten? "Ganz einfach, das Ensemble ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Es ist einfach eine nette Gesellschaft, hier trifft Musik auf Menschlichkeit".

Besonders gerne erinnert sich Wittermann an die Konzertreisen in den Sechzigerjahren zurück. Damals sei man musikalisch noch auf einem ganz anderen Niveau gewesen und dennoch habe das Ensemble die tollsten Auftritte gehabt. "Wir sind damals jedes Jahr in der Karwoche nach Frankreich gefahren. Man kann sich das heute kaum vorstellen, aber zu dieser Zeit war dort kaum etwas geboten. Wir hatten Auftritte in La Madeleine und die ganze Kirche war voll"

Konzert Bach-Chor und Orchester, Sonntag, 15. November, von 16 Uhr an im Stadtsaal Fürstenfeldbruck. Karten kosten im Vorverkauf 33 und 27 Euro, erhältlich unter anderem bei Münchenticket und dem Kartenservice Fürstenfeld, Telefon 08141/66 65 444. An der Abendkasse kostet der Eintritt einen Euro mehr.

© SZ vom 12.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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