Fürstenfeldbruck:Irre Herrscher

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Die Kostüme sitzen bereits und auch gesanglich läuft bei den Proben in Grafrath alles nach Plan. (Foto: Günther Reger)

Philharmonischer Chor spielt Nabucco

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Es ist schon ein mutiges Unterfangen, eine der bekanntesten Opern in Fürstenfeldbruck auf die Bühne zu bringen. Doch nichts weniger hat sich der Philharmonische Chor Fürstenfeld vorgenommen: Giuseppe Verdis "Nabucco" als Vollinszenierung zu zeigen. "Ich glaube, die wussten gar nicht, worauf sie sich da einlassen. Das ist schon ein sehr ehrgeiziges Projekt. Aber es ist auch eine Chance", sagt Tamara Oswatitsch, die für die Bühnenausstattung verantwortlich ist. Gemeinsam mit Regisseurin Birgit Kronshage hat sie allerdings ein Konzept entwickelt, das wirklich vielversprechend klingt. Am Samstag, 15. Juli, hat die Inszenierung im Brucker Veranstaltungsforum Premiere.

"Normalerweise sieht man Nabucco ja immer wieder so, dass der Chor in gestreifter KZ-Gefangenenkleidung auftritt", sagt Oswatitsch: "Ich glaube aber, diese Zeit ist vorbei". Denn auch das Heute sei so verrückt, dass man die Geschichte ganz aktuell erzählen kann. Nabucco sei im vergleich mit einigen heutigen Herrschern längst nicht mehr der verrückteste Anführer. Auch die klare Trennung zwischen zwei Parteien sei nicht mehr so leicht möglich, vielmehr gehe es darum zu zeigen, dass heute jeder gegen jeden kämpft.

Bei Nabucco sind die Fronten noch klar getrennt: Die Babylonier führen Krieg gegen die Israeliten. Dazu kommen der Herrscher Nabucco, der an Selbstüberschätzung leidet und sich als Gott sieht, viele Intrigen und Chaos. So spielt die Handlung zwar in der Antike, aber die Parallelen zu heute sind nicht zu übersehen. "Die Bilder gleichen sich. Wenn man heute das zerstörte Palmyra sieht, dann sind das genau die antiken Stätten, in denen die Handlung spielt", sagt die Regisseurin Birgit Kronshage, "ich denke sogar, dass das Stück heute aktueller ist, als zu Zeiten Verdis".

Unterstützt werden der Philharmonische Chor nicht nur von Kronshage, Oswatitsch und der musikalischen Leiterin Carolin Nordmeyer, sondern auch vom Akademischen Sinfonieorchester München, das die Brucker Sänger schon seit Jahren immer wieder bei ihren großen Opernproduktionen begleitet. Regisseurin Kronshage dagegen arbeitet heuer erstmals mit dem Chor zusammen. Über die Bekanntschaft zu einem der Mitglieder sei sie zu dem Projekt gestoßen, sagt die freischaffende Regisseurin. Nach der Arbeit hier in Fürstenfeldbruck geht es für sie mit einer Faust-Inszenierung in Wernigerode weiter.

Für die Aufführungen in Fürstenfeldbruck hat sie sich mit ihrem Team etwas ganz besonderes einfallen lassen: Ein veränderten Schluss mit einem utopischen Ausblick, einem Weg aus all dem Krieg, der Gewalt und dem Hass. Der Chor steht am Ende in Regenbogenfarben gehüllt auf der Bühne. "Wir wollen zeigen, dass am Ende egal ist, was war, und dass es eine Zukunft nur mit Toleranz gibt und, pathetisch ausgedrückt, mit Liebe für jeden", erklärt Oswatitsch.

"Nabucco", Philharmonischer Chor Fürstenfeld, Premiere am Samstag, 15. Juli, um 19.30 Uhr im Stadtsaal im Veranstaltungsforum Fürstenfeld. Weiter Termine: Sonntag, 16. Juli, und Samstag, 29. Juli, jeweils um 19.30 Uhr, und Sonntag, 30. Juli, bereits um 16 Uhr. Karten ab 25 Euro bei Münchenticket und an der Abendkasse.

© SZ vom 10.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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