Fürstenfeldbruck:Initiative gegen Wohnungsbau

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Auf dieser Fläche plant die Stadt mehrere Ein- und Mehrfamilienhäuser. Die Anwohnerinitiative sorgt sich unter anderem wegen des Verkehrs, zu teuren Preisen und zu hohen Gebäuden. (Foto: Günther Reger)

Anwohner im Brucker Osten lehnen die Planung von bis zu vierstöckigen Mehrfamilienhäusern auf einer Ackerfläche am Krebsenbach

Von Franziska Stadlmayer, Fürstenfeldbruck

Bezahlbarer Wohnraum ist in Fürstenfeldbruck ähnlich knapp wie freie Flächen zur Bebauung. So verwundert es nicht, dass die Stadt nun für den rund vier Hektar großen Acker zwischen dem Schulzentrum am Tulpenfeld und der Emmeringer Straße mit höchster Priorität eine Bebauung plant. Die Freifläche im Brucker Osten ist bereits von Neubausiedlungen umgeben und soll Platz für 80 Wohneinheiten bieten. Bei der Bebauung entschied sich der städtebauliche Fachausschuss bereits im Sommer 2015 für den Entwurf "Höfe", welcher jeweils im Quadrat angeordnete Ein- und Mehrfamilienhäuser vorsieht.

Doch unter den Anwohnern des Gebiets formiert sich Protest gegen die Pläne der Stadt. Die "Bürgerinitiative Krebsenbach" informiert in einem ersten Schreiben an die Anwohner über ihre Bedenken hinsichtlich Hochwasserschutz und Infrastruktur. Bedenken, die Stadtbaumeister Martin Kornacher ernst nimmt, denn "der Austausch mit den Bürgern ist Gegenstand des Planungsverfahrens". Die Sorge der Bürgerinitiative, dass eine Zunahme an Autos im Gebiet rund um das Schulzentrum am Tulpenfeld zu einem Verkehrschaos führen könnte, teilt Kornacher allerdings nur bedingt. "Wir bemühen uns natürlich um attraktive Alternativen zum eigenen Auto", betont er. Mittels Fahrradwegen und Busstation soll das Wohngebiet optimal angebunden werden. Auch verweist er auf die positiven Aspekte des Projekts, wie die geplante Kindertagesstätte, die aller Voraussicht nach zur Hälfte von der Stadt und zur Hälfte vom Bauträger finanziert wird. Diese soll für alle umliegenden Wohngebiete fußläufig zu erreichen sein.

Die Argumentation des Bündnisses, dass eine stärkere Versiegelung des Bodens zu einer steigenden Hochwassergefahr führt, kann Kornacher so nicht nachvollziehen: "Als Hochwasserschutz gibt es die Auffangbecken östlich des Baugebiets, die Häuser haben darauf keinen Einfluss".

Die Kritik der Bürgerinitiative an den bis zu vierstöckigen Gebäude der "Höfe", welche sich ihrer Ansicht nach nicht in das von Einfamilienhäusern geprägte Wohnumfeld einfügen, sind Kornacher zufolge verständlich. Die endgültige Höhe der Gebäude stehe allerdings noch längst nicht fest, was "ein Thema im Gespräch mit den Bürgern werden kann". Der dringende Bedarf der Stadt an Sozialwohnungen ließe sich aber nicht mit weiteren niedriggeschossigen Wohnhäusern abdecken. Zwischen 30 und 40 Prozent der Wohnungen sollen dem geförderten Wohnungsbau vorbehalten werden und so zu einer Entlastung auf dem angespannten sozialen Wohnungsmarkt führen. Eine Bestrebung die von der Bürgerinitiative Krebsenbach grundsätzlich begrüßt wird, allerdings gibt es Zweifel an der Umsetzung des Projekts. "Falls die Wohnblöcke nicht genehmigt werden, gibt es wieder profitable Reihenhäuser - und keine Sozialwohnungen", misstraut die Bürgerinitiative.

Auch die marktüblich hohen Preise zu denen die rund 60 Prozent frei finanzierten Wohnungen gehandelt werden, wecken bei den Anwohnern Befürchtungen. Die gute S-Bahnanbindung mache das Wohngebiet für Münchner attraktiv, die in Bruck allerdings "nur wohnen und nicht leben wollen". Für viele Brucker seien diese Wohnungen nicht erschwinglich. Laut Martin Kornacher ist das zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation. Er hofft, dass viele dieser Bedenken sich im ersten Gespräch mit den Bürgern ausräumen lassen. Wenn in der Planung alles gut läuft, könnte dieses erste Gespräch bereits in einem halben Jahr stattfinden.

© SZ vom 04.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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