Fürstenfeldbruck:Impfmüdigkeit macht sich breit

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Das Impfzentrum hat die Priorisierung aufgehoben. Nun kann sich jeder einen Termin holen, doch sogar für kommende Woche sind noch welche frei

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Sind die Bürger im Landkreis bereits impfmüde? Für die kommende Woche sind im Impfzentrum Fürstenfeldbruck noch nicht alle Termine vergeben, obwohl die Priorisierung aufgehoben wurde und sich jetzt jeder einen Impftermin holen kann. Beim Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), Betreiber des Impfzentrums, ist man verwundert. "Das haben wir zum ersten Mal", sagt BRK-Sprecherin Annette Menke.

Dabei hinkt der Landkreis Fürstenfeldbruck mit seiner Impfquote ohnehin hinterher. 47,5 Prozent hatten am 2. Juli - ein halbes Jahr nach Start der Impfkampagne - mindestens eine Impfung erhalten, das sind acht Prozent weniger als im deutschen Durchschnitt, der bei 55,6 Prozent liegt. Im Laufe des Juni hatte sich der Rückstand des Landkreises verstärkt. Zum Vergleich: Der Nachbarlandkreis Dachau liegt mit 55,2 Prozent Erstimpfquote im Durchschnittswert. Woran liegt das, dass Fürstenfeldbruck so langsam ist? "Eine valide Erklärung dafür gibt es nicht", sagt Landrat Thomas Karmasin (CSU) auf SZ-Anfrage. Er vermutet, dass sich im "auspendlerlastigen" Brucker Landkreis wohl viele Bürger in München hätten impfen lassen, etwa bei Betriebsärzten. Karmasin befürchtet außerdem "eine gewisse Müdigkeit", zumal die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis mittlerweile auf einen Wert unter eins gesunken sei. Nun will der Landrat noch einmal einen Aufruf starten und für die Impfung werben. Außerdem sollen die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen an den Schulen zur Impfung motiviert werden.

Zuletzt hatten die staatlichen Impfzentren allerorten vor allem Zweitimpfungen durchgeführt. Im Landkreis haben nunmehr 35,2 Prozent der Bürger den vollständigen Impfschutz (deutschlandweit 37,9 Prozent). Von nun an kann das Impfzentrum wieder verstärkt Erstimpfungen anbieten. Und so wurden am vergangenen Montag die über das Portal Bayimco angemeldeten 5400 Personen der Prioritätsgruppe drei eingeladen. Bis Freitagmittag hatten lediglich 1300 von ihnen einen Termin vereinbart. "Die, die's unbedingt wollten, sind schon geimpft", mutmaßt der ärztliche Leiter des Impfzentrums, Jürgen Skrzypczak. Während angebrochene Ampullen kürzlich noch umgehend Abnehmer fanden, müsse man jetzt 20 Leute dafür anrufen, erzählt Skrzypczak. Das Impfzentrum bittet deshalb "eindringlich" darum, dass Bürger, die bereits beim Haus- oder Betriebsarzt geimpft wurden, ihren Bayimco-Account löschen, um den Fortschritt der Kampagne nicht zu behindern. Seit Donnerstag gilt nun keine Priorisierung mehr im Landkreis. Seither können alle Bürger, die sich impfen lassen möchten, über das Buchungssystem einen Termin dafür vereinbaren. Insgesamt sind 23 000 Impfwillige in dem Buchungssystem registriert. Das Impfzentrum schaltet jedoch nur so viele Terminoptionen frei, wie es an einem Tag verimpfen kann. Derzeit sind das wieder 950 Impfungen pro Tag, weil zuletzt reichlich Impfstoff von Astra Zeneca als auch von Moderna geliefert wurde. Dabei sollte der in die Diskussion geratene Vektorimpfstoff von Astra Zeneca phasenweise gar nicht mehr in den Impfzentren angeboten werden, sondern nur noch bei Hausärzten. Nun haben die Impfzentren doch wieder welchen zur Verfügung. In Fürstenfeldbruck wird es an diesem Sonntag eine Sonderimpfaktion mit Astra Zeneca geben.

Interessierte melden sich unter 08141/40 04 50 an. Es gibt noch Termine. Frei schalten und walten können Impfwillige bei der Terminvereinbarung jedoch nicht. Die Mitarbeiter im Impfzentrum erleben nun, da keine Priorisierung mehr gilt, dass manche Bürger an ihrem eigentlichen Ersttermin lediglich ihre Zweitimpfung abholen wollen, weil sie entweder von ihrem Arzt noch keine Bestätigung für einen zweiten Termin erhalten haben oder weil der Termin im Impfzentrum besser in ihren persönlichen Kalender passt. Das Impfzentrum aber führe nur Zweitimpfungen durch, wenn auch die erste Impfung im Impfzentrum erfolgt ist, betont das BRK. Auch ist der zeitliche Abstand zwischen den beiden Impfungen fest geregelt. Terminverschiebungen sind nur beim Nachweis triftiger medizinischer oder beruflicher Gründe möglich. Eine geplante Urlaubsreise zählt nicht dazu. Das würde den Ablauf im Impfzentrum zu stark stören, sagt Menke. Auch wenn die Nachfrage nun vielleicht hinter das Angebot mit Impfstoff zurückfällt: Manche fragen bereits wegen einer Drittimpfung zur Auffrischung nach.

© SZ vom 03.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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