Fürstenfeldbruck:Im Zeichen des Regenschirms

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Ob Flohmarkt, Schwimmen oder Straßenfest, die Veranstaltungen im Landkreis finden wegen des Wetters weniger Zuspruch als von den Organisatoren erwartet

Von Karl-W. Götte und Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Sommerzeit ist die Zeit der Feste - auch im Landkreis. So wurde am Wochenende in Germering und Maisach gefeiert. In Fürstenfeldbruck gab es einen besonderen Flohmarkt und am Pucher Meer folgten Schwimmer der Einladung der Wasserwacht.

Ganz in Weiß

Einen lauen Sommerabend, an dem möglichst viele Bürger ganz in Weiß gekleidet an weißgedeckten Tischen sitzen und mitgebrachte oder vor Ort servierte Speisen aus weißem Porzellangeschirr genießen, hatte sich das Team vom Stadtmarketing in Germering für die Weiße Nacht zur Belebung der Innenstadt gewünscht. Der Samstagabend war aber eher etwas kühl. Und vermutlich, weil den ganzen Tag über dunkle Wolken übers Land zogen, wollte sich die zweite Germeringer Weiße Nacht nicht so richtig entwickeln. "Voriges Jahr war um diese Zeit schon viel mehr los", befand ein Schankkellner vom Fischmarkt, vor dem sich in der Otto-Wagner-Straße nach und nach doch mehrere Dutzend Männer und Buben in weißen Hosen, Hemden, Sakkos und sogar weißen Krawatten einfanden und mit Frauen und Mädchen in aparten weißen Sommerkleidern zusammensaßen, um miteinander zu tafeln, zu ratschen und Spaß zu haben.

Eine Frau mit weißem Sonnenhut hatte sicherheitshalber einen weißen Schirm mitgebracht. "Für alle Fälle, falls die Sonne doch noch durchbricht", scherzte sie und prostete mit einem kühlen Weißwein der Tischgesellschaft zu. Am meisten los war vor dem Lokal Enoteca Del Tufo, vor dem ein kleines Zelt aufgestellt, etliche Tische weiß eingedeckt waren und Live-Musik geboten wurde. Die Mehrzahl der Gäste ließ sich vom Wirt mit italienischen Gerichten verwöhnen, einige wenige Familien aber hatten ihre Speisen und Getränke selbst mitgebracht, manche sogar Tisch und Stuhl, wie es sich die Organisatoren gewünscht hatten. Auch wenn bald so manches weiße (später auch andersfarbige) Jäckchen hervorgeholt wurde, herrschte durchweg ausgelassene Stimmung.

Eine weitere größere Gruppe hatte sich auf dem Platz an der Einmündung der Kriegerstraße versammelt. Dort konnte man bei volkstümlicher Musik österreichische "Brettl-Jausen" und Wein genießen. Zwischen den drei Stationen wurde an wenigen Einzeltischen gefeiert und einige Besucher machten es sich auf den Bänken der Stadt bequem und genossen dort ganz ungezwungen ihr Mitgebrachtes.

Gegrilltes vom Bürgermeister

"Wenn im Ort etwas geboten ist, dann kommen die Maisacher auch." Mit dieser Behauptung sollte der Zweite Vorsitzende des CSU-Ortsverbands, Christian Kemether, recht behalten. Obwohl unablässig dunkle Wolken über Maisach hinwegzogen und es auch mal tröpfelte, strömten am Samstag mehrere hundert Maisacher zum Bürgerfest, das zum ersten Mal auf der Volksfestwiese stattfand. Zuvor hatten die Bürgerfeste dreimal auf der Hauptstraße stattgefunden und im Vorjahr hatte es wegen Regen abgesagt werden müssen. 180 Biertischgarnituren waren auf dem mit Girlanden und Lampions in Zeltform überspannten Platz aufgestellt. Auch wenn nicht immer alle Tische voll besetzt waren, war das Fest laut Leonhard Heinzinger vom Organisationsteam ein voller Erfolg. "Ich bin froh darüber, dass wir heute Früh nicht abgesagt haben", verkündete freudig CSU-Ortschef Hannes Haschka bei der Begrüßung.

Die sieben Jahre alten Hannah machte beim Volksschwimmen im Pucher Meer mit, in Begleitung von Wasserwacht-Rettungsschwimmer Max Kuntzsch. (Foto: Günther Reger)

Mehr als 40 Helfer von CSU, Frauen-Union und Junger Union kümmerten sich um die Gäste. Am Essensstand, an dem zeitweise auch Bürgermeister Hans Seidl Gegrilltes und Schnitzel ausgab, bildeten sich lange Schlangen, das Bier lief gut und auch der Fischgriller, der Baumstriezelbäcker und der Glückshafen kamen auf ihre Kosten. Und zu späterer Stunde wurde auch der mit einem Tarnnetz überspannte Tresen der JU-Bar immer begehrter. Die Band Performers unterhielt die Besucher, und auf der Bühne wurde gelegentlich auch getanzt. Mit viel Applaus bedacht wurden die Showtanzgruppen von Dance Corporation. Während die DC-Kids unter dem Titel "Cinema" passend gekleidet und anmutig zu Filmmelodien wie Goldfinger tanzten, begeisterten die "Großen" tänzerisch zu Melodien wie "Singin' in the Rain", wobei sie einen Regenschirm schwangen, den "glücklicherweise" niemand brauchte, wie Heinzinger befand.

Angenehme Temperatur

Die Brucker Wasserwacht am Pucher Meer war für das Volksschwimmen bestens vorbereitet. Sie hätte jeden Massenansturm bewältigen können. Doch ohne Sonne am Himmel, die das Wasser immer so beeindruckend türkisblau leuchten lässt, kamen am Samstagnachmittag die Schwimmfreunde nur spärlich an den See, um auf die unterschiedlichen Schwimmdistanzen zu gehen. Nach vier Stunden Volksschwimmen verzeichnete Organisatorin Karin Obermaier 40 Teilnehmer auf ihrer Anmeldeliste. "Wir waren zufrieden", zog Obermaier trotz der mäßigen Beteiligung eine positive Resonanz.

Die Wassertemperatur von 22,5 Grad ließ eigentlich nichts zu wünschen übrig. Für 2,50 Euro konnte jeder Teilnehmer einen Sprint über 50 oder 100 Meter hinlegen, exakt 333 Meter quer durch den See schwimmen oder die Langstrecke probieren und 666 Meter absolvieren, in dem die Schwimmerin oder Schwimmer nach der Seeüberquerung wieder zurück zum Start an der Wasserwachtstation kraulte. Am wenigsten wasserscheu zeigte sich der Nachwuchs der Wasserwacht. Der neunjährige Laurin Buchwald und der zehnjährige Florian Braig gingen mit ihren Müttern gleich in der ersten Zehnergruppe auf die Langstrecke. Mit dabei ein kleiner sehr korpulenter Mann, der sich aber mit einem sehr effektiven Kraulstil bald hundert Meter von den Verfolgern absetzte.

Einige Besucher der "Weißen Nacht" in Germering befürchteten beim Feiern in der Otto-Wagner-Straße nass zu werden. (Foto: Günther Reger)

"Es geht hier nicht um die Zeit", sagte Obermaier über den flotten Schwimmstil des Mannes. Die Teilnahme am Volksschwimmen war wichtig. Dafür gab es hinterher eine Urkunde und eine Medaille. Franz Bodendörfer absolvierte gleich alle möglichen Distanzen, die auf dem See markiert waren. Der 60-jährige Brucker bezeichnete sich als "Hobbyschwimmer". Bodendörfer, wie alle anderen auch, kamen wohlbehalten ans Ufer zurück. Die Rettungsschwimmer, die während des gesamten Nachmittags mit ihren Rettungsbrettern neben den Schwimmern her paddelten, brauchten nie eingreifen.

Rascher Handel

Die Flohmarktprofis kamen am Samstag gleich in der Früh. "Da hatten wir noch gar nicht fertig aufgebaut", erzählte Karin Haberer. Sie bot ihre Flohmarktsachen vor ihrem Haus an der Straße zum Krebsenbach in Fürstenfeldbruck akribisch dekoriert an. Kinderspielzeug, Kleidung und auch ein Fußmassagegerät warteten in der Mittagszeit auf Käufer. Froh ist Haberer, dass eine Gartengarnitur mit Holztisch und Stühlen für 45 Euro weggegangen ist. Immer wieder kamen bei ihr Interessenten zu Fuß, mit dem Fahrrad oder per Auto vorbei und stöberten in ihrem Angebot. "Die Kaufquote ist erstaunlich hoch", meinte auch Michael Müller einige Häuser weiter.

Etwa 50 Flohmarktanbieter, gut verteilt auf alle Stadtteile, machten am Samstag beim Garten- und Hausflohmarkt in Fürstenfeldbruck mit. Sie mussten dem Münchner Organisator jeweils 15 Euro für seine Werbemaßnahmen bezahlen, was sie aber in der Regel durch ihre Verkäufe mehr als wieder wett machten. So ist die Premiere des Garten- und Hausflohmarktes für alle Beteiligten wohl als Erfolg zu verbuchen. Bei Müller hält gerade Katharina Jentsch mit dem Auto an. Sie hatte schon vorher einen Fahrradkindersitz ausgeguckt und holt ihn jetzt für 20 Euro ab. Auch Müller hatte am Morgen schon professionelle Händler erlebt, die sich für alte Währungen, Silberschmuck oder Schallplatten interessierten. Alles das hat Müller nicht zu bieten. Dafür steht aber ein Sonnenschutzzelt vor dem Haus. Kinderkleidung, fein säuberlich aufgeschichtet, bietet er auch an und viele Bilder im Rahmen. "Was wollen Sie für die Laptoptasche?", fragt gerade ein Kunde. "Einen Euro" antwortet Müller schnell. "Die nehme ich sofort", sagt ein Thüringer aus Nordhausen, der mit seiner Partnerin in Fürstenfeldbruck Urlaub macht. Die Flohmarktanbieter wurden von der Kundschaft nicht überrannt, aber nach übereinstimmender Aussage kam alle zehn Minuten jemand vorbei. Auf 150 Euro schätzte Marion Greese im Tulpenfeldviertel ihren Umsatz zur Halbzeit des Flohmarktes. Der einladend angepriesene Baby-Stubenwagen soll die 200-Euro-Marke möglichst schnell knacken.

© SZ vom 03.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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