Fürstenfeldbruck:Im Takt der drei Zylinder

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Historische Fahrt: Der Modelleisenbahnclub chauffiert die Besucher mit Bahnen von früher. (Foto: Reger)

Modelleisenbahnclub präsentiert Feldbahnen und eine neue Lok

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Das Herz glänzt rot und es zittert im Takt der schwarzen Ventile. 36 PS Leistung hat der Motor der kleinen U-Boot-grau-lackierten Heeresfeldbahnlok von Deutz, die am Sonntag im Feld- und Waldbahnmuseum Fürstenfeldbruck zum ersten Mal öffentlich ihren Sound hören lassen durfte. "Da strömen die Besucher zusammen, wenn wir sie anlassen", sagt Heinz-Dietmar Ebert, der Vorsitzende des Modelleisenbahnclubs Fürstenfeldbruck (MEC). In seiner Stimme klingt auch Stolz mit, denn ein weiteres Mal haben die Vereinsmitglieder eine Maschine zum Laufen gebracht, die schon längst als Alteisen eingeschmolzen worden wäre. Doch auch wenn die neueste Lok im Bestand des Vereins ein Hingucker war, so stand doch nicht sie, sondern das Thema "Feldbahn und Kipploren" im Mittelpunkt der zweiten öffentlichen Veranstaltung in diesem Jahr.

Seit vier Jahrzehnten bemühen sich die Mitglieder des MEC, einen Teil der Technik- und Wirtschaftsgeschichte des vergangenen Jahrhunderts zu erhalten und vorzuführen. In ihrem Museumsbetrieb, in dem eher die Betonung auf "Betrieb" liegt, arbeiten sie Lokomotiven und Wagen auf, die gut 80 Jahre alt sind und oft "so ramponiert sind, dass es fast einem Neubau gleicht", wie Ebert erklärt. Mit ihm sind weitere 31 Bahnbegeisterte im Verein, die Eberts allein stellen drei Generationen. "Wir haben von allem etwas", sagt der Vorsitzende, weshalb der Verein die Besucher der öffentlichen Veranstaltungen stets mit einem neuen Motto überraschen kann.

Dieses Mal standen die Kipploren im Mittelpunkt, eine Art von Güterwagen, in der hauptsächlich Schüttmaterial transportiert wurde. Ob beim Autobahnbau in den Dreißigerjahren, als Schmalspurbahnen Aushub von den Baustellen weg- und Wegebaumaterial hinbrachten, ob im Bergbau unter Tage zwischen Peißenberg und Peiting oder ob als Transportmittel der Ziegeleien für den Lehmabbau im Brucker Land - die Kleingüterzüge waren auf den schnell verlegbaren Gleisen in der schmalen Spurweite von 60 Zentimetern an vielen Orten unterwegs.

Ebert und seine Eisenbahnfreunde halten dabei nicht nur die technischen Geräte in Schuss, sie bilden sich auch fort und informieren die Besucher über einen schon fast vergessenen Teil der Lokalgeschichte. Dass heute Lastwagen um Lastwagen Material durch die Gegend karren, ist zwar selbstverständlich, zu Zeiten des Tonwerks in Fürstenfeldbruck oder des Hebel-Werks in Emmering wurden von den Ziegeleien aus die Abbaugebiete mit kleinen Bahnen erschlossen.

Zu jedem der vier Züge, die im Museumsbereich am Bahnhof Fürstenfeldbruck fahren, gibt es Geschichten, die Ebert und seine Mitstreiter gerne zu erzählen bereit sind. So wie jene von der Schmalspurlok mit zehn Wagen, die das Museum von der Baufirma Bilfinger und Berger hat. Der Zug war beim Bau der Trinkwasserstollen im Mangfalltal bis 2007 im Einsatz - ein ganz besonderes Stück Technikgeschichte. Das neueste Schätzchen, die graue Deutz-Lok, wird offiziell erst bei der Veranstaltung am 9. Oktober über die Gleise fahren und in ihrem roten Maschinenherz den typischen Dreizylindergang weithin hören lassen.

© SZ vom 04.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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