Fürstenfeldbruck:Im Schatten der Baumaschinen

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Zwei Häuser sind in diesem Bereich bereits abgerissen worden, es sollen vier Gebäude mit etwa 20 Wohneinheiten und einer Tiefgarage entstehen. Das erhaltene Gebäude rechts wird mit Steinen, Zement und Trägern gesichert. (Foto: Matthias F. Döring)

Rund um das Haus an der Schöngeisinger Straße 16 wird aktuell gegraben und gebohrt. Die Besitzerin hofft, dass das historische Gebäude die Arbeiten übersteht

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Der Lärm der großen Bohrmaschine ist ohrenbetäubend, Sand und Steine spritzen trotz einer Abdeckung oben aus der Bohrstange heraus und fallen auf den Innenhof von Edith Kufer. Sie ist die Besitzerin des kleinen einstöckigen Hauses in der Schöngeisinger Straße mit der Nummer 16. Ein Bauarbeiter, behelmt und mit einem Besen in der Hand, schlüpft durch eine Lücke im Bauzaun und fegt den Dreck zurück in die Baugrube. Zwei alte Gebäude mit den Hausnummern 12 und 14, die bis auf das 18. Jahrhundert zurückgingen, sind abgerissen worden. Sie standen neben und hinter Kufers Anwesen. Inzwischen ist dort eine große Baugrube ausgehoben worden. Vor und hinter Kufers Haus lässt eine Immobilienfirma aus Geltendorf vier Gebäude mit etwa 20 Wohneinheiten über einer Tiefgarage errichten.

Die Bohrmaschine ist an diesem Vormittag an einer Ecke im Einsatz, die direkt an das kleine Haus grenzt. Dort arbeitet eigentlich eine Heilpraktikerin. Wegen des Lärms habe diese ihre Sprechstunden in der Praxis auf einen Tag in der Woche begrenzt, erzählt Kufer. In dem kleinen Haus seien Risse aufgetreten, aber sie ist zuversichtlich, dass es nicht einstürzen wird. Alles sei mit Steinen und Zement unterfangen sowie ein Berliner Verbau aus Trägern und Bohlen angelegt worden, erzählt sie. Nur der Lärm sei unerträglich, allerdings sollen die Arbeiter mit dem Bohren bald fertig sein. Anschließend würden hinter dem Haus Spundwände eingeschlagen, auch nicht gerade die leiseste Betätigung.

Das einstöckige Häuschen ist im bayerischen Urkataster aus den Jahren 1817 bis 1841 nicht verzeichnet, erst in der Dirnagelschen Häuserchronik ist es zu finden. Demnach hat es Remigius Haselbacher, ein Privatier, 1870 auf dem unbebauten Grund, der vielleicht als Garten diente, errichten lassen. 1956 hat der Apotheker Hans Bausewein das Gebäude gekauft, der Vater von Edith Kufer, die das Häuschen unbedingt erhalten will. Ihm gehörte auch das stattliche Gebäude mit Hausnummer 18 vorne an der Straße. Auf der Giebelseite hängt ein Schild, auf dem zu lesen ist, dass das Gebäude bereits seit 1573 nachgewiesen, aber vermutlich sogar noch älter ist.

Während die alten Häuser mit den Nummern 12 und 14 verschwunden sind, zeigt sich das Geburtshaus des Erzgießers und Bildhauers Johann Baptist Stiglmaier (1791 bis 1844) an der Schöngeisinger Straße 5 in neuem Glanz. Der Brucker Bauunternehmer Günter Sonnenberg hat das etwa 300 Jahre alte Gebäude gekauft und sanieren lassen. Inzwischen residiert dort ein schönes italienisches Café, das Kuchen und kleine Speisen anbietet und dessen Tische immer gut besetzt sind.

© SZ vom 15.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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