Fürstenfeldbruck:Im Dienste des Herrn

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Der Germeringer Patrick Körbs und der ehemalige Olchinger Diakon Josef Rauffer werden zu Priestern geweiht. Den einen fasziniert kirchliches Leben seit der Erstkommunion, der andere findet über die Musik zur Theologie

Von Gerhard Eisenkolb

Für den Germeringer Patrick Körbs erfüllt sich am Samstag, 1. Juli, ein Herzenswunsch, auf den er seit der Erstkommunion hingearbeitet hat. Der 28-Jährige wird im Dom zu Freising zum Priester geweiht. Seit der Erstkommunion fasziniert Körbs das kirchliche Leben. Er wurde deshalb Ministrant, dann Oberministrant und wechselte im Alter von 17 Jahren auf das Internat der Erzdiözese am staatlichen Chiemgau-Gymnasium in Traunstein, um sich auf seine kirchliche Laufbahn vorzubereiten. Mit dem Germeringer empfängt Josef Rauffer die Priesterweihe, der bis Ende Mai Diakon im Pfarrverband Esting-Olching war.

Der junge Theologe Körbs vergleicht seine Situation kurz vor der Weihe mit dem Countdown bei einem Raketenstart. "Alles läuft auf den Moment zu, ob die Rakete abhebt und samt der Besatzung ihre Mission erfüllen kann oder ob am Ende alle Vorbereitung umsonst war", sagt er. Dahinter steckt das Bewusstsein, nicht alles selbst in der Hand zu haben. Es könnte sein, dass er den Entschluss, Priester zu werden, in ein paar Jahren revidiere. Trotzdem vertraut er darauf, das Richtige zu tun. Das sei der "realistische Blick", dass es auch anders kommen könnte. Ein Wagnis bleibe der Schritt trotzdem, meint er.

Zentrale Handlung ist das Handauflegen als Zeichen der Verbindung bis zu den Aposteln: Priesterweihe im Freisinger Dom vor zehn Jahren. (Foto: privat)

Und der junge Mann fragt sich auch, ob er seine "Mission", also das, was Gott mit ihm vor habe, erfüllen kann. Halt gibt ihm die Gewissheit, in der Kirche Teil einer großen Gemeinschaft zu sein, die gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft gestaltet. Wie im Buch Exodus in der Bibel gehe es nun um den Aufbruch, das Hinter-sich-lassen, Durchhalten und Muthaben.

Im Germeringer Stadtpfarrer Christian Jaster fand der Ministrant bei seiner Suche nach einem christlichen Lebenweg einen geistlichen Begleiter und ein Vorbild, mit dem er einen engen Kontakt pflegt. An Jaster faszinierte den Schüler die Würde, mit der er Gottesdienste feierte, dessen Treue zum priesterlichen Dienst, dessen Zuwendung zu Menschen und dessen Bereitschaft, bei Fragen zur Verfügung zu stehen. Körbs bezeichnet Pfarrer Jaster als die Konstante, die ihn auf dem langen Weg zur Priesterweihe mit Höhen und Tiefen mitgetragen hat. Zwar habe es in der Schulzeit auch mal die Idee gegeben, Lehrer oder Politiker zu werden. Letztlich ließ den 28-Jährigen der Wunsch, Priester zu werden, nicht los.

Nun freut sich der Germeringer darauf, endlich selbst Gottesdienste zu feiern und all das tun zu können, was mit dem Priesteramt verbunden ist. Dass trotz des Mangels doch noch Männer der Berufung zum Priester folgen, hält Körbs für ein ganz wichtiges Signal. Er weist aber auch darauf hin, dass es an den Gläubigen liege, anzupacken und sich zu fragen, wie man den eigenen Glauben leben und ein christlichen Leben vermitteln könne. Bis Ende Mai war der Germeringer als Diakon an der Rosenheimer Stadtkirche am Wasen eingesetzt. Studiert hat er in Würzburg und München. Fit hält er sich beim Joggen und Tennisspielen, Entspannung findet er beim Lesen, wobei ihn neben Theologie besonders soziologische Bücher interessieren.

Feiert am Sonntag in Germering Primiz: Patrick Körbs (Foto: privat/oh)

Einen ganz anderen Lebensweg hat Josef Rauffer hinter sich. Er arbeitete als Bankkaufmann, bevor er über die Musik und seinen "Nebenberuf" des Orgelspiels den Weg zur "Sphäre" der Kirche fand. Der 29-Jährige berichtet von einem langen Prozess, ein einschneidendes Erlebnis habe es nicht gegeben. Als dieser Prozess einsetzte, arbeitete der Fischbachauer bei der Sparkasse. Der Beruf machte ihm Spaß, wie er sagt. Doch irgendwann kam die Frage nach etwas Anderem.

Dieses Andere fand Rauffer als Aushilfsorganist nach dem Tod der dortigen Organistin und Ordensschwester in der kleinen Wallfahrtskirche in Birkenstein. Dort erlebte der Fischbachauer Menschen, denen ihr Glaube nutzte und der sie weiter brachte. Und, "dass der Glaube ihr Leben schöner und reicher machte". Zudem begegnete er dort nicht nur dem einen für eine Pfarrei zuständigen Pfarrer, sondern er erfuhr die Vielfalt und Bandbreite von Priestern aus der ganzen Welt. Diese Erlebnisse weckten bei dem jungen Mann das Interesse am Priesterberuf. Mit dem Orgelspiel wuchs zudem das Interesse an Liturgie und dann auch an Theologie.

Josef Rauffer war bis Ende Mai Diakon inOlching. (Foto: Günther Reger)

Deshalb holte Rauffer nach, wozu ihm als Absolventen des M-Zweigs der Hauptschule in Fischbachau bereits seine Lehrer geraten hatten, wozu es für ihn aber zuvor keine Notwendigkeit gegeben hatte. Er holte an der Berufsoberschule in Bad Tölz das Abitur nach und trat im Alter von 21 Jahren ins Priesterseminar ein. Theologie studierte der Sohn einer Handwerkerfamilie in München und Innsbruck. Ein solcher Werdegang erdet ein bisschen, meint der künftige Priester.

Die letzten beiden Jahre arbeitete der Theologe als Diakon im Pfarrverband Esting-Olching. Nach der Priesterweihe wird er in Berchtesgaden eine Stelle als Kaplan antreten. Während des Studiums hat Rauffer, wie er sagt, versucht, das Bodenständige seiner Herkunft beizubehalten und nicht abzuheben. Am Priesterberuf schätzt er den Umgang mit Menschen.

Bergsteigen und Wandern sind sein Hobby. Deshalb ist auf seinem Primizplakaten das Gipfelkreuz vom Jägerkampf zu sehen, das sein Urgroßvater stiftete. Eine Berg zu besteigen, ist für den Fischbachauer mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung. "Weil es so schön ist", auf einem Gipfel zu stehen, bezeichnet er ein solches Erlebnis als "geistiges Element" und "kleinen Gottesbeweis". Jetzt, da der 29-Jährige unmittelbar vor der Priesterweihe steht, spricht er von dem schönsten Beruf, den er sich vorstellen könne.

Der festliche Gottesdienst, bei dem Erzbischof Reinhard Marx insgesamt sieben Priestern im Dom zu Freising weiht, beginnt am Samstag, 1. Juli, um 9 Uhr. Am Sonntag, 2. Juli, hält Patrick Kröbs seine Primizmesse mit Primizsegen in Sankt Johannes Bosco in Germering. Anschließend wird in einem Festzelt auf der Wiese hinter der Kirche gefeiert.

© SZ vom 01.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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