Fürstenfeldbruck:Ich geb Gas, ich will Spaß

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Dobrindt folgt Anton Hofreiter nach - auf dem Volksfest und im Goldenen Buch der Stadt. (Foto: Günther Reger)

Bundesverkehrsminister Dobrindt im Festzelt

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die CSU ist die Partei überzeugter Autofahrer. Das ist die Botschaft aus dem Bierzelt von Fürstenfeldbruck. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) zählte dort am Donnerstagabend sämtliche Straßenabschnitte auf, die mit Bundesmitteln im Landkreis ausgebaut werden sollen. Andreas Lohde, der Brucker Orts- und Fraktionsvorsitzende der CSU warb für eine Umgehungsstraße und erwähnte die Eisenbahn eher nebenbei. Auf einen Brief der Bürgerinitiative "S 4-Ausbau jetzt", die ein konkretes Datum für den seit Jahrzehnten versprochenen und verschobenen viergleisigen Ausbau hören wollte, ging keiner von beiden ein.

Lohde wirkte, als würde er sich in Position bringen als Nachfolger der Bundestagsabgeordneten Gerda Hasselfeldt oder als OB-Kandidat, falls demnächst eine Wahl anstehen sollte. Er erinnerte an die langen Debatten in Bruck pro und kontra Umgehungsstraße und rügte, dass die politischen Gegner vor einigen Jahren eine weitere Chance, eine solche zu erreichen, vergeben hätten.

Zuvor hatte er als Gastgeber routiniert auf der Bühne das Begrüßungsritual zelebriert, alle lokalen Parteigranden aufgezählt, die unten an den Bierbänken saßen, im Stau steckten oder anderswo zu tun hatten und die Delegationen aus den einzelnen Ortsvereinen aus Fürstenfeldbruck und Dachau begrüßt.

Zieht man die versammelten CSU-Mitglieder ab, scheint sich kaum ein Bürger ins Festzelt aufgemacht zu haben, um Dobrindt zu lauschen, der immerhin ehemaliger Generalsekretär seiner Partei und potenzieller Kandidat für Höheres ist. Voll waren an diesem Abend aber nur die Maßkrüge. Etwa 150 Menschen waren anwesend, das zahlreiche Personal der Location eingerechnet. Die Bedienungen wiederum drückten den Altersdurchschnitt des Publikums erheblich.

Zielgruppenorientiert sprach Dobrindt in seiner Rede jene Herren und wenigen Damen an, die Deutschland nach dem Krieg wiederaufgebaut hätten. "Ich bin eine Generation von Politikern, die in den Wohlstand hineingeboren wurde", stellte Dobrindt fest, sozusagen im singularis maiestatis. Diesen zu erhalten und zu mehren, fühle er sich verpflichtet, während Anton Hofreiter, der Fraktionschef der Grünen, zu denen gehöre, die Wohlstand und Wachstum mit weniger Asphalt und Beton wollten. "Das ist eine Entkopplung vom Wohlstand", rief Dobrindt. Hofreiter hatte im Vorjahr das Brucker Volksfest mit einem Auftritt eröffnet und - wie Dobrindt bemerkte - sich auch vor ihm im Goldenen Buch der Stadt eingetragen.

Man müsse Straßen ausbauen, wie die Autobahn bei Germering oder die B 471, und die digitale Versorgung auf dem Land verbessern, damit sie so gut ist wie in den Städten. Dobrindt bekannte, er sei "ein begeisterter Autofahrer". Er schwärmte von vollautomatischen, autonomen Fahrzeugen, die die Automobilindustrie teste und mit denen er auch mal fahren darf. Bei 130 Kilometern pro Stunde auf der Autobahn habe er zwei Knöpfe am Lenkrad gedrückt und die Kiste fuhr von allein. Als er das mit ein paar Journalisten auf dem Rücksitz vollführte und sich umdrehte, sei denen der Angstschweiß auf der Stirn gestanden.

Es war eine der wenigen Pointen an diesem Abend, die im Publikum ankam. Ansonsten blieb das Gelächter meist aus, der Applaus war eher spärlich und höflich. Nach seiner Darstellung der Verkehrspolitik widmete sich Dobrindt dem Thema Flüchtlinge, dankte jenen Staaten in Europa, die die Grenzen gesperrt hätten. "Die Belastung hat eine Grenze, es gibt eine Obergrenze", sagte er.

Dann bekam Mario Draghi sein Fett ab, weil der EZB-Chef das Bargeld abschaffen wolle, Geld in der Tasche aber für Dobrindt Voraussetzung der Freiheit ist. Zuletzt knöpfte sich der Minister noch "Brüssel" vor, weil die Bürokraten seine Mautpläne zunichte machten. Fahre er zum Gardasee, bezahle er in Österreich und Italien insgesamt 64 Euro, warum sollen die anderen hierzulande nicht ihren Beitrag für gute Straßen leisten?

Richtigen anhaltenden Beifall bekam Dobrindt am Ende seiner Rede - und die Ovationen galten Gerda Hasselfeldt, bei der er sich für ihre Arbeit bedankte. Die Bundestagsabgeordnete hatte unlängst erklärt, nicht mehr anzutreten. "Du hast einen Wunsch frei beim Verkehrsminister", versprach Dobrindt. Er meinte, Geld für noch mehr Straßen.

© SZ vom 23.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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