Fürstenfeldbruck:Hosen und Jacken für wenig Geld

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Im Kleiderladen des Roten Kreuzes erhalten Kunden mit schmalem Portemonnaie Rabatt

Von Edith Schmied, Fürstenfeldbruck

Gleich hinter dem Eingang türmen sich Schachteln und Plastiksäcke, deren Inhalt darauf wartet, ausgepackt, begutachtet und sortiert zu werden. Im Kleiderladen des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) herrscht Hochbetrieb. Dort kann "Mode von Mensch zu Mensch" abgegeben werden. Rund 30 Säcke bewältigen die rund 40 ehrenamtlichen Helferinnen täglich. Im Vier-Stunden-Rhythmus wechseln sich die Dreierteams ab. Bei aller Anstrengung, vom vielen Bücken tut schon mal der Rücken weh, haben sie Spaß an ihrer Arbeit. Ein kleiner Ratsch ist immer drin, und eine Tasse Kaffee ebenso. Jetzt, 16 Monate nach der Eröffnung, ziehen Leiterin Margot Greve und Georg Kleemann vom BRK Bilanz. Beide wollen keine konkreten Summen nennen, aber sie sprechen von einer Steigerung des Gewinns gegenüber dem Anfang von zehn bis 15 Prozent. Die erwirtschafteten Beträge kommen der Jugendarbeit des Roten Kreuzes zugute, etwa für Ausbildung und Schulungen.

Trotz des teils sehr hochwertigen Angebotes sind die Verkaufspreise niedrig. Sie liegen zwischen einem und 30 Euro. Hier kann jedermann einkaufen. Kunden mit Berechtigungsschein, rund 30 Prozent zählen dazu, oder dem Ausweis der Brucker Tafel erhalten an der Kasse einen Rabatt von 50 Prozent. Auch Rückkehrer und abgelehnte Asylbewerber decken sich hier vor ihrer Abreise gerne ein. Aber es gibt offensichtlich auch Kunden, denen selbst die moderaten Preise noch zu hoch sind. Sie behelfen sich mit einem Trick, dem Kleidertausch: Geh' mit alt rein, geh' mit fast neu wieder raus. Wie sonst käme ein alter, lümmeliger Sweater ohne Preis in den Laden, fragt sich Margot Greve. Sie reagiert gelassen. Soll sie sich darüber aufregen? Mit anderen gespendeten Teilen wäre das nicht so einfach gewesen. Zum Beispiel mit einem der Pelze, Nerzmantel, Fuchsjacke, Persianer, Seehundjacke und -stiefel, die zurzeit auf einen Käufer warten.

Im Kleiderladen können sowohl Damen- als auch Herrenbekleidung abgegeben werden, außerdem Accessoires, Handtücher, Bett- und Tischwäsche. Schuhe wegen des Platzmangels nur in begrenzter Anzahl. Die Spenden werden pingelig aussortiert. Was in den Laden kommt muss einwandfrei sein, lautet die Devise. Mitunter ist auch das eine oder andere Designerstück dabei. So wie kürzlich, als Herrenanzüge von Joop und Boss aus den Säcken zum Vorschein kamen. Des Öfteren wird Kleidung gezielt für Flüchtlinge abgegeben. Dem Wunsch entsprechend wird diese ohne Vorsortierung direkt an die Erstaufnahmeeinrichtung im Fliegerhorst weitergegeben. Mittlerweile spenden heimische Firmen und Bekleidungsgeschäfte gute Sachen, keine Ladenhüter. "Da sind auch topaktuelle Artikel dabei", sagt Georg Kleemann.

Auf die Frage: "Was passiert mit den aussortierten Sachen?", zögert er allerdings mit der Antwort. "Sie werden einem professionellen Verwerter zugeführt." Daraus entstünden beispielsweise Dämmstoffe. Ganz wohl ist ihm bei dieser Lösung nicht. Wer was wohin verhökert, das lasse sich leider nicht kontrollieren. Aber Kleemann sieht keine andere Möglichkeit. "Sonst bleibt nur die Müllverbrennungsanlage in Geiselbullach."

BRK-Kleiderladen, Pucher Straße 22, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 13 Uhr.

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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