Fürstenfeldbruck:Hohe Ansprüche

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Mendelssohn und Bruckner in Fürstenfeld

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Zwei große Komponistennamen standen auf dem Plakat des Konzerts, das der Philharmonische Chor Fürstenfeld am Sonntag in der leider nur etwa zur Hälfte besetzten Klosterkirche gab: Felix Mendelssohn Bartholdy und Anton Bruckner. Während Bruckners "Te Deum" zu den häufig aufgeführten geistlichen Werken des Meisters gehört, haben die beiden Psalmvertonungen von Mendelssohn heute keinen festen Platz im Konzertleben mehr. Letzteres ist bedauerlich, denn beide Werke zeichnet eine hohe künstlerische Qualität aus, die sie auf die gleiche Stufe mit Mendelssohns berühmten Oratorien Elias und Paulus stellt. In der Kombination dieser Werke von Mendelssohn und Bruckner verbarg sich zudem eine stringente Linie, die programmatischen Charakter hatte. Gemeinsam mit dem Philharmonischen Chor Fürstenfeld waren das absolut professionelle und stets präsente Seraphin Ensemble München und die Solisten Sarah Cossaboon (Sopran), Luise Höcker (Alt), Nam Won Huh (Tenor) sowie Tareq Nazmi (Bass) zu hören. Die Gesamtleitung hatte Andreas Obermayer.

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(Foto: Günther Reger)

Die Sopranistin Sarah Cossaboon und Tenor Nam Won Huh singen.

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Begleitet werden sie von dem Philharmonischen Chor.

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(Foto: Günther Reger)

Die Klosterkirche bildet die passende Kulisse.

Zunächst erklang Mendelssohns Vertonung des 115. Psalms, sein op. 31. Der Eingangschor "Nicht unserm Namen" überzeugte in seinem fließenden Melos, aus dem die einzelnen Stimmeneinsätze wie Impulse sanft herausleuchteten. Der Legato-Gestus kam den Stärken des Chores dabei entgegen und ließ genug Raum für den Cantus firmus, der wie eine zweite Schicht den Gesamtklang bereicherte. Lediglich das Tempo war für die akustischen Verhältnisse der Klosterkirche etwas zu rasch gewählt, was zu Lasten der klanglichen Trennschärfe ging. Die folgende Nummer, ein Duett für Sopran und Tenor, hatte durch den schwingenden Takt und die weichen Farben des Orchesters dagegen intimen Charakter. Das Bariton-Arioso beeindruckte vor allem durch die klanglich ausgewogene Tongebung von Tareq Nazmi, der über helles Timbre ebenso wie über eine profunde Tiefe verfügt. Klangvoll geriet der choralartige, doppelchörige Schlusschor.

Zwei große Komponistennamen standen auf dem Plakat des Konzerts, das der Philharmonische Chor Fürstenfeld am Sonntag in der Klosterkirche gab (Foto: Günther Reger)

Etwas opulenter in der Besetzung war die Vertonung des 42. Psalms von Mendelssohn, wodurch ein symphonischer Orchesterklang entstand. Daraus resultierten auch wunderbare Passagen für Bläsersolisten ebenso wie der plastisch wirkende hymnische Charakter des Schlusschores. Eine Stärke der Interpretation lag immer wieder in der partiellen Gegenüberstellung von Frauen- und Männerchor.

Anton Bruckners Te Deum stellt gewaltige Anforderungen an die Ausführenden, was die Harmonik und die Führung der Stimmen in Halbtonschritten angeht. Das durchgehende Wechselspiel mit Quinten und Quarten im Orchester bot hierfür eine verlässliche Basis für die Sänger. Insbesondere die Spannungsbögen gelangen im Chor im Sinne romantischer Weite, wozu ein sanfter Piano- ebenso wie ein gut beherrschter Forteklang entscheidend beitrugen. Das Solistenquartett im "Te ergo quaesumus" konnte insofern im Gesamteindruck nicht ganz überzeugen, als das Vibrato der Sopranistin eine Einheit in der ansonsten gut austarierten Klangbalance nicht wirklich entstehen ließ.

Die Klosterkirche bildet die passende Kulisse. (Foto: Günther Reger)

Leider ist es ein Zeichen unserer Zeit, dass viele Zuhörer insbesondere dann ins Konzert gehen, wenn Werke aufgeführt werden, die sie schon gut kennen. Dabei wäre, wie auch diesmal, das Entdecken bislang vielleicht noch nie gehörter Kompositionen oft mindestens genauso spannend. Das Publikum jedenfalls belohnte alle Beteiligten zum Schluss mit großem und lang anhaltendem Beifall.

Die Sopranistin Sarah Cossaboon und Tenor Nam Won Huh singen die selten aufgeführten Psalmvertonungen von Felix Mendelssohn-Bartholdy. (Foto: Günther Reger)
© SZ vom 13.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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