Fürstenfeldbruck:Hoffnungsträger für die Wirtschaft

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Diese neun jungen Menschen erhalten den Anton-Hoch-Preis für ihre besonderen Leistungen in ihrem Lehrberuf. Darunter auch Sparten außerhalb der Kreishandwerkerschaft wie etwa Bankkauffrau. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Bei der Freisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft werden 32 Gesellen verabschiedet. Dabei erfahren sie, welche Erwartungen in sie gesetzt werden

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Der erste Schultag und die Freisprechung aus der Lehrzeit: Wie nah das beieinander liegen kann, macht die Leiterin der Berufsschule am Dienstagabend deutlich. In ihrer Rede bei der Freisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft verweist Andrea Reuß auf die 780 Berufsschüler, die an diesem Morgen in ihren neuen Lebensabschnitt gestartet sind. Stunden später, immer noch am selben Tag, darf Reuß als erste von drei Gastrednern in der Aula des Graf-Rasso-Gymnasiums die 32 frisch gebackenen Gesellen, darunter 15 Schreiner, verabschieden.

In der abgedunkelten Halle sitzen am Dienstagabend etwa 140 Gäste, neben den Gesellen ihre Familien, Eltern und Geschwister, Großeltern und Freunde. Einige sind in Tracht gekommen, andere in Jeans und unauffälligem Oberteil. Abendgarderobe, wie bei vielen Abiturfeiern selbst vormittags üblich, sieht man nicht. Dafür ist die Liste der wichtigen Gäste bemerkenswert lang. Harald Volkwein, als Kreishandwerksmeister der Gastgeber und Moderator des Abends, begrüßt - in Abwesenheit, da er sich verspätet - Landrat Thomas Karmasin, seine beiden Stellvertreter, diverse Kreisräte und Bürgermeister sowie namhafte Vertreter aus praktisch allen wichtigen Bereichen, von der Volksbank bis zum Jobcenter. Minutenlang dauert die Begrüßung. Klar, es ist Wahlkampf, da nutzen Personen wie etwa Katrin Staffler gerne solche Gelegenheiten für einen öffentlichen Auftritt. Doch auch jenseits der Bundestagswahlen kommen immer viele wichtige Personen zu den Freisprechungsfeiern. Ein Zeichen für die Bedeutung des Handwerks in unserer Gesellschaft.

Wie wichtig der Abend ist, verdeutlicht Volkwein auch, als er - mit einem Augenzwinkern - auf die anderen beiden wichtigen Ereignisse hinweist: Die Rolling Stones und der FC Bayern spielen in München. Der Kreishandwerksmeister dankt der Band Handgmacht, die den Abend wie stets musikalisch begleitet. Nach seiner Begrüßung bittet er Reuß ans Pult, da der Landrat noch fehlt. "Das hat einen großen Vorteil, ich langweile Sie nicht mit Wiederholungen", freut sich die Leiterin der Berufsschule, die sonst meistens als Letzte spricht. Das Ziel von Lehrern, Ausbildern und Eltern sei nicht nur die Vermittlung von Wissen, man wolle die Jungen auch zu mündigen Bürgern machen, die ihre Gesellschaft mitgestalten und prägen. Reuß appelliert, zur Wahl zu gehen.

"Sie sind die Hoffnungsträger für unsere Wirtschaft", erklärt Franz Xaver Peteranderl. Der Präsident der bayerischen Handwerkskammer skizziert als Ehrengast in Fürstenfeldbruck eine aktuell "prächtige Stimmung" im Handwerk. Mit Digitalisierung und neuen Technologien wie 3D-Druck kommen aber auch neue Herausforderungen auf die Branche zu. Er rät den "Junggesellinnen und Junggesellen", wie auch schon Reuß, immer weiter zu lernen. Karmasin entschuldigt seine Verspätung mit einem Treffen mit Asylhelferkreisen. Es ging darum, wie Geflüchtete zu einer Lehrstelle kommen können. Karmasin bittet die Anwesenden, künftig auch Flüchtlingen eine Chance zu geben, bevor er den frisch gebackenen Gesellen gratuliert und sie mit allen guten Wünschen entlässt.

Franz Höfelsauer, Beauftragter der Kreishandwerkerschaft, zeichnet die vier Innungsbesten aus. Es sind Anne-Katrien Ebersperger (Bäcker), Tobias Woitek (Maurer), Anna Pschebezin (Friseur) sowie Yvonne Barth (Schreiner). Aus dem Metzgerhandwerk ist kein Geselle mehr dabei. Als nächstes ruft Höfelsauer die neun Preisträger des Anton-Hoch-Preises auf. Er wird seit 1989 an Gesellen verliehen, die im Landkreis leben oder arbeiten und ihre Ausbildung maximal mit einem Zweier-Durchschnitt geschafft haben. Sie erhalten eine Urkunde sowie 100 oder 200 Euro, sofern die Abschlussnote bei 1,5 liegt. Der Preis geht auf den ehemaligen Kreishandwerksmeister Anton Hoch zurück.

© SZ vom 14.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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