Fürstenfeldbruck:Hier verspielt, dort sachlich

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An der Feuerhausstraße wurde eine Villa von 1887 wieder in den Originalzustand versetzt, an der Polzstraße ein Haus mit moderner Formensprache umgebaut

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die städtische Jury hat jedes Mal die Qual der Wahl, denn in der Kreisstadt gibt es viele schöne alte Villen, aber auch zahlreiche architektonisch anspruchsvolle Neubauten. Seit 2005 werden die sehenswertesten im zwei- bis dreijährigen Rhythmus - und damit im Wechsel mit dem Hofbegrünungswettbewerb - ausgezeichnet. Ziel ist es, das Engagement vorbildlicher Bauherren zu honorieren, Nachahmer zu gewinnen und so insgesamt für eine Aufwertung des Stadtbildes zu werben.

Auch in diesem Jahr machte es sich das Preisgericht nicht einfach bei der Auswahl der drei mit jeweils 500 Euro dotierten Anerkennungspreise. Das Bauamt hatte zehn Projekte vorgeschlagen. Bedingung für die Kandidaten: Sie mussten innerhalb der zurückliegenden drei Jahre gebaut, umgebaut oder saniert worden sein. Kriterien sind neben der Einbindung und dem Bezug zur Umgebung auch Proportionen, Detailgestaltung, Materialauswahl und Farbgebung sowie Freiflächen- und Umfeldgestaltung. Die Preisträger, auf die sich die Jury bereits im November einstimmig geeinigt hat, sind Thomas Vilgertshofer für "denkmalgerechte Sanierung und Umbau eines Stadthauses" (Bericht oben), Melanie und Daniel Dinkel für "Umbau und Aufstockung des Einfamilienhauses an der Polzstraße 24 sowie Andrea Kreppold-Roth und Bernhard Kreppold für die "Sanierung eines Altbaus" an der Feuerhausstraße 9. Die Preisträger und ihre Projekte werden am Mittwoch, 20. Januar, von 18 Uhr an in der öffentlichen Sitzung des Planungs- und Bauausschusses vorgestellt.

Der Umbau an der Polzstraße präsentiert sich währenddessen modern. (Foto: Ishilde Adler/Bauverwaltung)

Die Villa an der Feuerhausstraße wurde bereits im Jahr 1887 fertiggestellt. Das bescheinigt eine auf den 7. Mai datierte Aufnahmeurkunde der Königlich Bayerischen Versicherungskammer. Die Familie Kreppold begann vor gut 24 Monaten mit der Generalsanierung des in die Jahre gekommenen Gebäudes. Wesentliche Elemente waren die Erneuerung der Dacheindeckung mit schwarzen Biberschwanz-Dachpfannen einschließlich Spenglerarbeiten und Fenstern. Durch den Rückbau der Westerweiterung und die Schaffung eines Ersatzbaus an West- und Südseite habe die ursprüngliche Gestalt wieder zurückgewonnen werden können, lobt die mit Architekten, Bauexperten und Politikern besetzte Jury. Ergebnis: Das Gebäude zeigt nun wieder die für das ausgehende 19. Jahrhundert so typischen Elemente des Gründerzeitstils wie beispielsweise runde Firstfenster, gekrüppelte Dachfirste, einen dezenten und dabei nicht zu aufdringlichen Fassadenstuck sowie einen imposanten Eckturmerker. "Im Ganzen betrachtet, entstand ein herausragendes Beispiel einer gelungenen Sanierung im Stadtgebiet von Fürstenfeldbruck", so die Juroren in ihrer Begründung.

Ähnliches Lob gibt es für ein Projekt mit ganz anderem Ansatz: An der Polzstraße entstand durch einen An- und Umbau ein Gebäude mit einer sehr modernen Formensprache, das sich "harmonisch in die städtebauliche Situation" einfügt. Der Baukörper zeichnet sich aus durch klare Proportionen. Die Juroren heben hier sogar ausdrücklich den Verzicht "auf jegliche bauliche Zutaten wie Erker oder ähnliches" hervor. Die Detailausbildung sei überaus feingliedrig und sorgfältig ausgewählt, "die Anschlusspunkte in Trauf- und Ortgangbereich wohltuend offen" gestaltet.

Prächtig wurde die Villa an der Feuerhausstraße renoviert. (Foto: Ishilde Adler/Bauverwaltung)

Bei der letzten Auflage des Wettbewerbs im Jahr 2011 hatte die Stadt die Landwirtschaftsschule im Grünen Zentrum Puch, die Freibadumkleiden und den Pavillon auf dem Gelände der Amper-Oase, das umgebaute Modehauses Fuchsweber sowie ein Einfamilienhaus an der Kirchstraße prämiert.

© SZ vom 14.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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