Fürstenfeldbruck:Harmonische Festmusik

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Prächtige Musik in einem ebensolchen Rahmen: Die Accademia di Monaco im Churfürstensaal des Klosters. (Foto: Günther Reger)

Wunderbares Konzert der Accademia di Monaco

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Barockmusik hat, wenn sie nicht aus der Feder von Johann Sebastian Bach oder Georg Friedrich Händel stammt, manchmal den Ruf, beliebig wiederholte Massenproduktion zu sein. Bei genauerem Hinsehen trifft das tatsächlich auf Kompositionen zu, die oft unter hohem zeitlichem Druck entstanden sind und vornehmlich dem Ziel dienen mussten, rechtzeitig fertig zu sein. Auf andere Werke trifft dieses Urteil nur zu, wenn man nicht bereit ist, sich intensiv mit ihnen zu beschäftigen, um ihre Individualität erkennen zu können. Und es gibt immer noch zahlreiche Werke der Barockmusik, die sich noch im Dornröschenschlaf in einschlägigen Bibliotheken und Archiven befinden und erst allmählich den Weg in die Konzertsäle finden. Dort treffen sie dann oft auf ein bewunderndes Staunen seitens der Hörer. Christoph Graupner hat unzählige Werke geschrieben, und diese können wohl allen genannten Kategorien zugeordnet werden. "Telemann und Graupner - barocke Weggefährten" lautete das Motto des Eröffnungskonzerts der neuen Saison der Reihe "Alte Musik im Kurfürstensaal", zu dem die "Accademia di Monaco" gastierte.

Insbesondere die Werke Graupners waren ein überzeugender Beweis, dass sich das Wiederentdecken von Kompositionen lohnen kann. Es war aber auch sonst ein spannender Abend, weil so wunderbare und doch selten zu hörende Instrumente wie die Viola d'amore und das Chalumeau gespielt wurden. Die Accademia del Monaco ist eine variabel besetzte Formation aus Musikern mit Originalinstrumenten im Umfeld der Hochschule für Musik und Theater München. Die Konzertmeisterin Mary Utiger und der musikalische Leiter Joachim Tschiedel, der zugleich der Cembalist der Accademia ist, unterrichten dort.

Mit der Ouvertüre F-Dur GWV 450 für Flauto traverso, Viola d'amore, Chalumeau, Streicher und Basso continuo von Christoph Graupner wurde das Programm eröffnet. Dieses Stück wirkte wie ein Schaufenster in die barocke Festmusik: In straff und doch flexibel punktierten Noten stellten sich zunächst dialogisch Streicher und Bläser vor. Der Zusammenklang geriet dann sehr ausgewogen, weil die Klangfarben schön verschmolzen. Insbesondere waren die Holzbläser im Verein mit der Viola d'amore sehr homogen. So rund und satt sich der Klang im Saal verteilte, so war er doch ganz frei von Druck und konnte sich entfalten. In weiteren Teilen gab es konzertierende Abschnitte, waren solistische Passagen in einen fließenden Klang eingebettet oder wetteiferten die Solobläser in Terzen und Sexten mit den Streichern. Eine eher rustikale Passage mit repetierten Noten in der Begleitung löste sich schließlich in einen schwingenden Dreiertakt mit ausgedehnten Solo-Passagen auf.

Das Concerto in d-Moll für zwei Chalumeaux, Streicher und Basso continuo von Georg Philipp Telemann folgte. Als Instrument mit einem Rohrblatt ist das Chalumeau ein Vorläufer der Klarinette und hat einen sehr weichen Ton. In den ersten zwei Sätzen traten die beiden Soloinstrumente, die in unterschiedlicher Größe und Stimmung waren, gemeinsam quasi im Doppelpack auf. Ihr Klang erinnerte im Largo in den solistischen Partien manchmal fast an Saxofone im Jazz, im Allegro wetteiferten beide mit den Streichern.

Dass nach der Pause wieder ein Werk von Graupner und eines von Telemann erklang, war alles andere als einfältig: Geschult an den Werken des ersten Teils ließen sich für die Zuhörer viele Details so noch intensiver verfolgen. Hinzu kamen virtuose Abschnitte einzelner Solisten, die in den Gesamtklang überzeugend eingebettet waren. Zwei Zugaben, darunter eine Nachtmusik mit zupfenden Streichern zu singenden Bläsern, belohnten das Publikum für seinen Applaus.

© SZ vom 16.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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