Fürstenfeldbruck:Haare auf den Beinen

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Gefährlich schaut er zwar aus, dieser Kaiserskorpion, Pandinus Imperator, der auf der Spinnenshau gezeigt wird. Ist er aber gar nicht. (Foto: Günther Reger)

Die Spider World gastiert im Brauhaus Bruck, und vor allem Familien wollen sich Spinnen, Krebse und Skorpione anschauen

Von Katharina Knaut

Fürstenfeldbruck - Eine riesige Muschel thront inmitten eines Napfs mit Obststücken. In kunstvollen Windungen dreht sich das Gebilde nach oben, eine prächtige, leicht orange Zeichnung ziert das Gehäuse. Dann schiebt sich langsam ein langes glattes Bein aus der Öffnung nach vorne. Die Muschel schwankt. Ein weiteres Bein folgt dem ersten. Schließlich klettert ein großer Einsiedlerkrebs mitsamt seiner schweren Behausung über die Schale. Mit träger Eleganz stakst er über die Früchte, klettert über den Rand und lässt sich schließlich am anderen Ende seines Terrariums nieder. Ein Tier, das im Brauhaus Bruck sonst vermutlich eher weniger zu suchen hat. An diesem Sonntag wimmelt es dort aber nur so von Tieren, die einem Wirt normalerweise die Schweißperlen auf die Stirn treiben: Die Wanderausstellung "Spider World" gastiert dort und zeigt ihre vielbeinigen Geschöpfe interessierten Besuchern.

Etwa 70 Menschen, darunter viele Familien, sind gekommen. Sie beugen sich über die Terrarien und spähen neugierig durch die Glasfenster ins Innere. Vor allem die Kinder sind begeistert. Mit leuchtenden Augen stehen sie an den Scheiben und stoßen verzückte Schreie aus, wenn sie eines der vielbeinigen Tiere entdeckt haben. Die Reaktion der Eltern fällt da gemischter aus. Manche zeigen sich genauso fasziniert wie ihre Sprösslinge, andere halten doch lieber respektvollen Abstand. Auch die kommentierenden Adjektive fallen dementsprechend unterschiedlich aus: Von "süß" über "verrückt" bis hin zu einem aussagekräftigen "igitt" ist alles dabei. Die Kinder gehen über diese Befindlichkeiten gnadenlos hinweg. Unerbittlich werden Eltern von Kasten zu Kasten dirigiert, gerne auch begleitet von einem gebieterischen: "Mama schau mal!"

Spätestens als Danny Frank, der an diesem Tag als Führer fungiert, die ersten Wesen hinter der Glasscheibe hervorholt, verlässt einige dann doch der Mut. Zu jeder Stunde ruft Danny alle interessierten Besucher um einen Holztisch zusammen und gibt einen erklärenden Vortrag zu den verschiedenen Arten, natürlich anhand eines lebenden Exemplars. Kaum krabbeln dann Skorpion, Vogelspinne und Krebs ohne schützende Glasscheibe umher, gehen viele vorsichtshalber dann doch lieber einen Schritt zurück.

Eine Scheu, die Danny Frank, der teilweise nur wenige Jahre älter ist als die jungen Besucher, nicht kennt. Er ist mit den Tieren aufgewachsen. Spider-World ist ein Familienbetrieb, der bereits seinem Großvater gehörte und bei dem er tatkräftig mithilft. Unbeeindruckt lässt er nacheinander Dornschrecke, Skorpion und Tausendfüßer um seine Finger tanzen, während er Erklärungen dazu abgibt.

Hauptattraktion ist dabei die Spinne, die Danny ganz zum Schluss an den Tisch holt. Kaum sitzt die Weißknievogelspinne auf dem Tisch, beginnt sie bereits das neue Terrain zu erkunden. Die langen haarigen Beine heben sich mit einer gewissen trägen Eleganz, während sie über die Platte -fast schon neugierig - auf die umstehenden Kinder zuläuft. Angesichts des großen Tiers weichen dann doch einige einen Schritt zurück. Danny beruhigt aber: "Das Gift dieser Spinne ist nicht gefährlich." Wer der sich traut, darf die Spinne auch einmal auf die Hand nehmen. Ein Angebot, dass nach anfänglichem Zögern mit Begeisterung angenommen wird. Jeder will spüren, wie die langen, haarigen Beine über die Finger laufen. Sogar einige Erwachsene trauen sich schließlich. Eine ungewöhnliche Veranstaltung, die auf positive Resonanz stößt.

Nur am Anfang gab es eine Panne. Statt um zehn, wie angekündigt, öffnete die Spider World erst um elf Uhr. Grund war eine Auflage der Stadt: Wegen der Gottesdienste dürfen zwischen neun und elf Uhr keine Veranstaltungen stattfinden, hieß es von der Verwaltung. Dieser Umstand wurde den Betreibern jedoch erst am Freitag mitgeteilt. Frühe Besucher standen daher für eine Stunde vor geschlossenen Türen. "Es kann nicht sein, dass man es groß um zehn ankündigt und dann sagt, doch erst eine Stunde später", echauffiert sich ein Mann. Die Schuld gibt er der Verwaltung. "Die bei der Stadt müssen doch vorher wissen, wann Veranstaltungen stattfinden dürfen."

© SZ vom 28.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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