Fürstenfeldbruck:Gut auf den Beinen

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Vom soliden Paartanz über ungelenke Ballettmänner bis hin zu höchster Akrobatik: Das "Supergardetreffen" bietet vier Stunden lang dem Publikum im Fürstenfeldbrucker Stadtsaal beste Faschingsunterhaltung

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Was ist eine Supergarde im Fasching, wenn man wirklich die Leistung als Maßstab anlegt? Leistung bedeutet das höhren Ansprüchen genügende Zusammenspiel von Akrobatik und Tanz samt dazu passender Musik. Welches hohe Niveau Showtanz im Fasching haben kann, zeigte beim "Supergardetreffen" der Brucker Heimatgilde im Fürstenfelder Stadtsaal die Formation "TanzGlanz" aus Buxheim bei Ingolstadt. Die 600 Besucher im ausverkauften Saal konnten die halsbrecherischen vierstöckigen menschlichen Pyramiden, weil in der Mehrheit Fachkräfte in Sachen Showtanz, gut einschätzen und überschütteten die Gruppe mit stürmischem Beifall.

Markus Medele und Marion Hofbauer zeigen, dass sie außerordentlich gut tanzen können und als Prinzenpaar der Faschingsgilde Olching eine gute Figur abgeben. (Foto: Günther Reger)

Haben sich zuvor kleinere Garde-Formationen bei ihren Auftritten auf der großen Bühne des Stadtsaals eher verloren, füllte "TanzGlanz" mit 32 Tänzerinnen und Tänzern die Bühne in ihrer Länge und Tiefe voll und ganz aus. Allein diese Massivität hatte eine Riesenwirkung. "Viva la Vida" hatte die Gruppe ihr Programm betitelt. Entsprechend lebhaft legte die Formation sofort los. Sie profitierte davon, dass im Gegensatz zu anderen Gruppen kein Männermangel herrschte. Zwölf Männer als kräftiger "Unterbau" sorgten ständig dafür, dass die Frauen in die Luft geworfen und nach Salti und Schrauben wieder sicher aufgefangen wurden. "Wir sind schon Deutscher Meister und Europameister im Showtanz gewesen", erzählte Co-Trainer Georg Funk, 28, der auf der Bühne ebenfalls als Untermann und Tänzer fungierte. Im April beginnt schon jedes Jahr in Buxheim die Vorbereitung auf das neue Programm. Im Herbst wird mit dreimaligem Training pro Woche bei Cheftrainerin Michaela Högerle die Detailarbeit erledigt. Jede Tanzbewegung sitzt exakt und vor allem synchron, was bei einigen Gruppen an diesem Abend zu wünschen übrig lässt.

Die Brucker Kids der Heimatgilde mimen ein Piratenschiff. (Foto: Günther Reger)

Die Olchinger Gruppe "Spirit of Motion" ist nur halb so groß wie die aus Buxheim. Doch sie hat mit Markus Medele und Marion Hofbauer ein Prinzenpaar, das außerordentlich gut tanzen kann. Ihr Programm "Das Spiel mit Feuer und Eis" kann einmal mehr beim Publikum an. Guido Amendt, der bewährte Hofmarschall der Olchinger Faschingsgilde, stellte alle Tänzerinnen und Tänzer namentlich vor. Zuletzt die "drei Mobilfunkmasten", wie er die starken Männer Ludwig, Robert und Daniel nannte. Unter den 13 Gruppen, die im gut vierstündigen Programm von den Heimatgilde-Moderatoren Susanne Droth und Dieter Henkel angekündigt wurden, waren auch zwei Männerballett-Formationen dabei. Da war das Männerballett vom Faschingsclub München-Laim, das als American Footballer auftrat. "Ich brauche keinen Elferrat aus Männern, der hinter mir sitzt", erklärte Christine Rygol, seit 28 Jahren Präsidentin des Laimer Faschingsclubs, "ich brauche Männer, die tanzen". Das zweite Männerballett vom Veranstalter der Brucker Heimatgilde ist mittlerweile ziemlich zusammengeschrumpft. Als sie im Training nur noch sieben Männer waren, hatten die "Gaudibuam" beschlossen, dass sie in dieser Faschingssaison als sieben "Zwergerlbuam" ohne Schneewittchen auftreten werden. Beim Auftritt waren sie dann acht Zwerge und dazu der gewichtige Moderator Holger Krautscheid, der als gelernter Schlagzeuger drauf schaute, "dass sie sich im Takt der Musik bewegen." Nun legte die Zwergengruppe bei ihrem Auftritt weniger Wert auf Synchronität und Exaktheit der Bewegungen, als sie von "Heidi" über "Pippi Langstrumpf" bis zur "Biene Maja" ziemlich ungelenk über die Bühne tanzten, trotzdem badete die Gruppe quasi im Applaus. Sprecher Christian Lerf nannte dann auch drei Aufnahmekriterien fürs Ballett: "Über 30 Jahre alt, bisschen Bauch und gutes Aussehen." Auf gutes Aussehen baute "TanzGlanz" zu Recht. Schon wieder standen die Frauen - einmal sogar im Handstand - dreistöckig in der Luft auf den Schultern ihrer Männer, ehe die Tänzerinnen als ein Höhepunkt ihres Auftritts mit farbigen Federbüschen auf dem Kopf und fetziger Sambamusik den Karneval von Rio imitierten und realen Glanz im Stadtsaal verbreiteten.

© SZ vom 05.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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