Fürstenfeldbruck:Grunge und Garçon

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Verschiedene Modestile und Haarschmuck präsentieren die Berufsschüler bei einer Modenschau. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Angehende Friseure der Berufsschule zeigen bei ihren Abschlussprojekt eine Modenschau, die sich vom Stil verschiedener Jahrzehnte inspirieren lässt

Von Max Grassl, Fürstenfeldbruck

- Leicht angespannt stehen die angehenden Friseurinnen und Friseure im Korridor vor der zu einem Laufsteg umfunktionierten Aula der Fürstenfeldbrucker Berufsschule. Sie werden Outfits und Frisuren präsentieren, die beispielhaft den Stil der vergangener Dekaden widerspiegeln sollen. Unter dem Motto "Reise durch die Jahrzehnte" organisieren die Schüler des Fachbereichs Körperpflege eine Modenschau. Sie schlüpfen in die Rolle der Models und der Stylisten.

Sie zeigen unter anderem Kleidungsensembles, die jeweils von Punkern aus den Achtzigern, Blumenkindern aus den Siebzigern und Fünfzigerjahre-Rockabillys inspiriert wurden. Vor allem aber stellen sie Mode aus den Neunzigerjahren zur Schau - einer Zeit, in der eine große Vielfalt an Subkulturen und deren Uniformen existierten. Eine der Schülerinnen wirkt, als sei sie einer Loveparade-Szenerie entsprungen, bei der sich in schrille, fluoreszierende Synthetikstoffe gekleidete Partywütige am Vorplatz des Bahnhofs Zoo zwischen den grellgeschmückten Wägen zu wummernden Technobässen vorbeischieben. Gezeigt wird der von Bianca und Nika inszenierte "Techno Style", erklärt die Berufsschülerin Melisa Unterleicher in ihrer Moderation. Er besteht aus zerrissenen Jeans, unter der eine Synthetikstrumpfhose hervorlugt, einem petrolblauen Tuch mit Leopardenmustern und einer lila-neonorangen Bauchtasche. Ihre Frisur ist streng am Kopf entlang zusammengeflochten und das Make-up schlicht gehalten.

Die Gegenbewegung zu den bunten Ravern stellte zu dieser Zeit der Grunge dar. Das britische Model Kate Moss galt als Kultfigur und prägte einen Ausläufer dieses Stils, den "Heroin chic", den blasse Haut, eingefallene Wangenknochen und dunkle Augenringe kennzeichneten. Als Galionsfigur dieser Zeit gilt darüber hinaus Kurt Cobain, der meist in verschlissener Kleidung auftrat. Beide Personen spiegeln sich im Gesamtbild der Schülerin Tanja wider: ein grünschwarzes Flanellhemd, kurze und kaputte Hotpants, die über eine Netzstrumpfhose gestreift wurden und Stulpen, die bis zu den Knien ragen. Ihre Frisur wurde zu einem "Cinnamon Bun" mit zwei Dutts links und rechts am Hinterkopf geformt. Dieser wurde durch Stars wie Björk und Gwen Stefani in den Neunzigerjahren salonfähig. Um den Grungelook perfekt zu machen waren die Augenpartien und die Lippen schwarz geschminkt und die Dutts jeweils in pink und grün eingefärbt, was die Haartracht letztendlich zu einer "Cinammon-Bun-Bicolor-Frisur" machte. Parallel zu ihrem Auftritt, der einige Schüler zu Beifallsbekundungen animierte, läuft das der Song "Zombie" von der Band Cranberries.

Die Idee, eine Modenschau für das Abschlussprojekt auf die Beine zu stellen, hatte Franziska Meier. "Alle dritten Berufsschuljahrgänge machen ein Projekt, das dann von den zweiten bewertet wird," erläutert Melisa Unterleicher. Sie hatten fünf Wochen Zeit für die Vorbereitung. In dieser Zeit mussten sie eine Mappe mit den Looks anfertigen und ein Probeschminken durchführen. Unterstützt wurden sie von den Lehrern und Friseuren Birgit Nußbaum, Ada Bitschnat und Susann Graf. Auf die Frage, was denn ihre Lieblingsinszenierung sei, antwortet sie: "Unsere natürlich." Gemeint ist der androgyne Zwanzigerjahre-Look, auch Garçonstil genannt, von ihr und Linda Remlein. Vor allem die Marlene-Dietrich-Frisur sei aufwendig gewesen. "Eine gelegte Zwanzigerjahre-Wasserwelle," erklärt Melisa Unterleicher.

© SZ vom 07.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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