Das Veranstaltungsforum Fürstenfeld ist das einzige der großen Kulturhäuser im Landkreis, das sich eine eigene Theater-Reihe leistet. Und zwar eine durchaus hochwertige. Die eingeladenen Produktionen stammen meist von namhaften Häusern in ganz Deutschland, teilweise gastieren sogar internationale Aufführungen. Auch für die nun anstehende achte Saison hat Heiner Brummel, der Leiter der Reihe, wieder fünf hoch spannende Produktionen eingeladen. Interessant ist, dass dieses Mal nicht die "klassischen" Sprechtheater-Aufführungen in der Mehrzahl sind.
So gastiert gleich zum Auftakt am 25. Oktober die "Vertigo Dance Company" unter der Leitung der israelischen Choreografin Noa Wertheim. "Israel ist Moment vielleicht eines der verrücktesten und spannendsten Länder der ganzen Tanzszene", sagt Brummel. Und die Vertigo-Company gehöre zu den wichtigsten Einrichtungen des Landes. Das Stück mit dem Titel "Vertigo" ist eine Hommage zum Jubiläum der Gruppe. Dabei sind Elemente aus den wichtigsten Choreografien des Ensembles zu sehen, allerdings nicht als Best-of, sondern zu einer ganz neuen Einheit verwoben - ohne stringente Geschichte, dafür sehr assoziativ. In einem Kostüm-Mix aus Romantik, Barock und Moderne geht es unter Aufhebung traditioneller Geschlechterrolle vom Eifersuchtsdrama über Konkurrenzkämpfe bis hin zum traumhaften Reigen. Es gibt düstere Traumsequenzen und romantische Szenen in einer lauen Sommernacht.
Klassischen Stoff modern interpretiert und inszeniert, bietet am 1. Dezember das Deutsche Theater Berlin mit Tennessee Williams' "Die Glasmenagerie". Dabei nimmt Regisseur Stephan Kimmig keine offensichtliche Modernisierung des Stoffes vor, sondern schafft es, die Grundmotive herauszuarbeiten, die auch heute hoch aktuell sind: Widerstand gegen die soziale Anpassung und das Recht darauf, anders zu sein und den Ausstieg aus der Leistungsgesellschaft. Mit Marcel Kohler steht in der Inszenierung zudem der Nachwuchsschauspieler des Jahres 2016/17 auf der Bühne.
Vielversprechend klingt auch das Ensemble, das am 27. Februar in Fürstenfeld zu sehen ist. "Cirque le Roux" bieten eine Mischung aus Theater, Zirkus und Akrobatik. Gehalten ist ihr Stück "The Elephant in the Room" im Stil des Film noir. Die vier Mitglieder sind Absolventen der renommierten National Circus School of Montreal und des College of Circus Arts in Brüssel. Sie erzählen die Geschichte von Miss Betty, die eine große Party feiert. In einem Nebenzimmer treffen sie, ihr Gatte, der Nebenbuhler und der Buttler aufeinander - dabei wird es emotional, gefährlich und unterhaltsam. Geredet wird dabei nicht, die Schauspieler lassen nur ihre Körper sprechen.
Ballett gepaart mit Rockmusik erwartet die Besucher dann am 20. März. Da gastiert die Tänzer des Theaters Augsburg unter ihrem neuen Choreografen Ricardo Fernando. Gezeigt werden drei verschiedene Stücke, die sich alle mit dem Theater Rockmusik auseinandersetzen und der Rebellion gegen Konventionen. Eine der Choreografien, "Heroes - A", erzählt die Geschichte der Mitglieder des "Club 27", also der Künstler, die das Alter von 27 nicht überschritten haben, wie Janis Joplin, Jimi Hendrix, Jim Morrison, Kurt Cobain und Amy Winehouse.
Die zweite Sprechertheater-Inszenierung gibt es dann zum Saisonabschluss am 1. Mai. Das Deutsche Schauspielhaus Hamburg unter der Regie von Karin Beier zeigt an diesem Abend "The Who and the What" des Pulitzerpreisträgers Ayad Akhtar. Es erzählt die Geschichte von Zarina, einer jungen Frau aus einer pakistanischen Einwandererfamilie in den USA. In der Tragikkomödie geht es um Emanzipation, Generationenkonflikte und Religionskritik.
Es ist also ein durchaus anspruchsvolles, aber durchweg sehenswertes Theaterprogramm, das Heiner Brummel für die nächsten Monaten wieder zusammen gestellt hat.
Das Programme, Karten und Abos gibt es online unter www.theater-fuerstenfeld.de