Fürstenfeldbruck:Großes Interesse an der psychiatrischen Klinik

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Nicolay Marstrander (stehend, links) und Christine Ernst-Geyer erklären den Aufbau der kbo-Klinik Fürstenfeldbruck. (Foto: Günther Reger)

Etwa hundert Besucher lassen sich das Haus in Fürstenfeldbruck zeigen und das Konzept erklären

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Das kbo-Klinikum Fürstenfeldbruck setzt als psychiatrisches Krankenhaus soweit wie möglich auf Offenheit - gegenüber den Patienten wie auch gegenüber der Gesellschaft. Deshalb lud die Klinik am Freitag zum zweiten Mal zum Tag der offenen Tür ein, und der stieß auf großes Interesse. An die hundert Besucher hörten sich den Vortrag an, in dem Chefarzt Nicolay Marstrander das Haus, seine Abteilungen sowie die vielfältigen Arten der Behandlung vorstellte.

Anschließend konnten sie in kleinen Gruppen die Klinik besichtigen oder auch weitere Vorträge hören, zu den Themen Sucht, Depression und Demenz. Gekommen waren Fürstenfeldbrucker, die einfach neugierig waren, aber auch die Leiterin einer Selbsthilfegruppe für Suchtkranke, frühere Patienten und Angehörige.

Im Untergeschoß des Gebäudes an der Stadelbergerstraße seien die Tiefgarage und die Logistik untergebracht, erklärte Marstrander. Außerdem befinden sich dort ein Räume für Sport, Ergo- und Kunsttherapie und ein Raum der Stille. Sie sind teilweise hell und öffnen sich nach außen. Auch eine Cafeteria befindet sich dort. Im Erdgeschoß gibt es auf der einen Seite eine gerontopsychiatrische Einheit. Dort werden zum einen Menschen mit psychischen Krankheiten behandelt, die älter als 65 sind, zum anderen an Demenz Erkrankte, die Verhaltensauffälligkeiten zeigen. Die Akuteinheit Psychosen und bipolare Störungen für Menschen mit Psychosen, Manien und schweren Depressionen liegt ebenfalls im Erdgeschoß. Dazwischen finden sich Innenhöfe, die von den Patienten genutzt werden können. In der Mitte des Erdgeschoßes ist die Ambulanz untergebracht.

Im ersten Stock befindet sich die Tagesklinik, in der Patienten wochentags von morgens bis 16 oder 17 Uhr behandelt werden, sie verbringen die Nächte und Wochenenden zuhause. Ebenfalls im ersten Stock ist die Kriseneinheit, in der Menschen aufgenommen werden können, die sich in einer Ausnahmesituation befinden. "Das ist etwas ganz Menschliches", sagte Marstrander, und könne jedem passieren. In der Einheit werde kurzfristig geklärt, was los sei und wie es weitergehen könne. In der zweiten Akut-Einheit werden Suchtkranke entgiftet, das dauert etwa eine Woche bis zehn Tage, und es werden ebenfalls Depressionen behandelt.

Zudem gebe es einige geschlossene Bereiche, wie Marstrander sagte. In denen würden Menschen behandelt, die nicht behandelt werden wollten. Durch die Unterbereiche werde vermieden, dass die ganze Station geschlossen sein müsse. "So verhindert man, dass die Menschen rausgehen und nie mehr wiederkommen wollen. Wir wollen als helfend wahrgenommen werden", erklärte der Chefarzt.

Forensische Patienten, also psychisch kranke Straftäter, werden nicht in Fürstenfeldbruck untergebracht. Sind es Männer, kommen sie in die kbo-Klinik nach Haar, Frauen werden in Taufkirchen an der Vils behandelt.

Aufgenommen werden Patienten, indem sie sich selbst melden oder über Ärzte. Eingewiesen werden Patienten, die sich selbst oder andere gefährden. Manche bleiben mehrere Wochen auf der Station, andere nur wenige Tage. Es gibt die teilstationäre Unterbringung, bei der die Patienten am Wochenende zuhause sind, die intensiv ambulante und auch die Akutbehandlung zuhause, bei der Ärzte und Fachpflegekräfte psychisch erkrankte Menschen daheim aufsuchen.

In der kurzen Fragerunde nach dem Vortrag wollte eine Frau wissen, was man tun könne, wenn ein psychisch Kranker nicht in die Klinik wolle. "Wir versuchen zu erreichen, dass die uns als Partner erleben und sich helfen lassen wollen", sagte Marstrander, und Christine Ernst-Geyer wies auf den Krisendienst Psychiatrie hin, an den sich auch Angehörige wenden können. Zwangsweise in die Klinik bringen könne man nur Menschen, die sich oder andere gefährdeten.

© SZ vom 13.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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