Fürstenfeldbruck:Großer zeitlicher Bogen

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Einen schmucken Klangraum bietet die Klosterkirche auch in diesem Orgelsommer wieder. (Foto: Günther Reger)

"Fürstenfelder Orgelsommer" mit Matinee eröffnet

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Mit der Orgelmatinee am Sonntag wurde der 40. "Fürstenfelder Orgelsommer" von Hausorganist Christoph Hauser eröffnet. Im Jahr 1979 nach der großen Renovierung von Kirche und Fux-Orgel von Roland Muhr gegründet, haben die Besucherzahlen seitdem stetig zugenommen. Markant waren diese Veränderungen bei der Eröffnung des Veranstaltungsforums und der Gründung des Pfarrverbands Fürstenfeld, dessen Mittelpunkt die Klosterkirche ist. Aus den abendlichen Orgelkonzerten zu Beginn entwickelte sich allmählich das Format der mittäglichen Orgelmatineen nach der Sonntagsmesse, das bis heute tragfähig ist. Es kommen andere Organisten, sie spielen zum Teil andere Werke und sie stehen für andere Interpretationen. Geblieben ist die 1736 eingeweihte Fux-Orgel, ein Instrument, das bis heute Organisten wie Zuhörer fasziniert.

Obwohl die Fux-Orgel damit eine Art Zeitgenossin von Johann Sebastian Bach ist, gibt es keine Querverbindungen. Das hängt auch mit der räumlichen Entfernung und den unterschiedlichen Erwartungen an die Orgelmusik zusammen. Viele der Werke Bachs können aufgrund einer hier reduzierten Zahl an Tasten nicht gespielt werden. Christoph Hauser hatte für sein Programm drei Kompositionen ausgewählt, die realisierbar sind: Zu Beginn erklang die Sinfonia zu Teil II aus der Kantate "Geist und Seele wird verwirret" BWV 35 in einer Orgelbearbeitung. Konzertant angelegt, hatte das zahlreiche Spielwerk durch die als Harmoniestützen im Bass angelegten Tupfer einen sehr offenen und leichten Charakter. Überzeugend gelangen auch die beiden Choralbearbeitungen "Allein Gott in der Höh' sei Ehr'" BWV 662 und "Nun danket alle Gott" BWV 657. Das schreitende Tempo ließ den raumfüllenden Choralmelodien ausreichend Entfaltungsmöglichkeiten, zum Beispiel durch Figurationen. Gleichzeitig waren die "Umhüllungen" durch die weiteren Stimmen so transparent, dass sie gut durchzuhören waren.

Zwei Allegro-Sätze aus Sonaten italienischer Organisten und Komponisten streiften den Geist der Klassik: Das leichtfüßige und verspielte Stück von Girolamo Pera klang wie die Orchestereinleitung zu einem Solokonzert für die rechte Hand. Kleine Echoeffekte prägten das Allegro von Giovanni Battista Cervellini und brachten fein ziselierte Linien in einem konzertanten Umfeld.

Christoph Hauser beendete sein Programm mir der Suite Modale op. 43 von Flor Peters, die durch den Bezug auf Kirchentonarten eine Zeitspanne vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert aufmachte. Mit der Interpretation dieses Werks auf der historischen Fux-Orgel wuchs der Interpretation durch den Organisten noch eine weitere Schicht auf der Ebene der besonderen Klanglichkeit dieses Instruments zu. Dieses Experiment gelang an vielen Stellen, zum Beispiel durch den sehr erdverbundenen Satz Koraal in der ionischen Tonart. Auch die gerade, kräftig intonierte Melodielinie im Scherzo (phrygisch) mit der kreisenden Bewegung und der eher lockeren Begleitung wirkte stimmig.

Etwas zu viel war es dann mit der wabernden Klangmasse in der abschließenden Toccata (mixolydisch), die quasi omnipräsent harmonisierend den Bass einrahmte. Sehr freundlichen Applaus gab es am Ende.

© SZ vom 30.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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