Fürstenfeldbruck:Große Literatur am Festtag

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Trotz kleiner Abstimmungsschwierigkeiten ein harmonisches Duo: Annette Kramny und Christoph Hauser (Foto: Carmen Voxbrunner)

Sängerin Annette Kramny und Organist Christoph Hauser in Fürstenfeld

Von KLAUS MOHR, Fürstenfeldbruck

Das Patroziniumskonzert in der Klosterkirche Fürstenfeld am Spätnachmittag des Festtags Mariä Himmelfahrt gehört nicht nur zu den langjährigen Traditionen, sondern rundet den Tag auch wunderbar ab. Das sahen wohl auch die vielen Besucher in der fast voll besetzten Kirche am Samstag so, die den Tag auf diese Weise ausklingen ließen. Für das Konzert kam die Marienorgel im Chorraum zum Einsatz, was den Vorteil hat, dass man den Organisten Christoph Hauser beim Spiel beobachten kann. Zu Gast war die Mezzosopranistin Annette Kramny, auf dem Programm standen Werke vom Barock bis zur Spätromantik.

Schon zu Zeiten des Klosters im 18. Jahrhunderts gab es höchstwahrscheinlich neben der großen Fux- eine kleinere Orgel, die insbesondere für das Chorgebet der Mönche gedacht war. Der Bau der heutigen Chororgel wurde direkt nach dem zweiten Weltkrieg durch einen privaten Spender ermöglicht und steht in Zusammenhang mit einem Volksliturgischen Kreis, der sich damals in Fürstenfeld etablierte. Auch hier stand die Unterstützung kleinerer Gottesdienstgruppen im Vorfeld des zweiten Vatikanischen Konzils im Vordergrund. Die Marienorgel ist also nicht als Konzertinstrument konzipiert worden, wenngleich sie keine historisch bedingten spieltechnischen Einschränkungen wie die Fux-Orgel aufweist. Es wäre jedoch angesichts der in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Bedeutung Fürstenfelds ein höchst lohnendes Anliegen, die Chororgel im Sinne eines zweiten Instruments, das klanglich den ganzen Kirchenraum füllen kann, zu vergrößern und zu erweitern.

Präludium und Fuge in der Tonart f-Moll BWV 534 von Johann Sebastian Bach eröffneten das Programm. Christoph Hauser setzte im Präludium auf klaren Duktus und brillanten Klang, so dass eine solide Interpretation im adäquaten Tempo entstand. Das durch einen großen Intervallschritt nach unten schmerzvoll empfundene Thema der Fuge wurde bei Hauser zum Eckstein eines im ganzen Stück durchgehaltenen festlichen Gesamtklangs, der am Ende in einer feierlich zelebrierten Kadenz gipfelte. Als vokales "Gegenstück" erklang anschließend die Arie "Esurientes implevit bonis" aus Bachs Magnificat. Annette Kramny traf mit ihrer schön tragenden und ohne viel Vibrato geführten Stimme den weich fließenden Charakter des Stücks ausgezeichnet. Leider kam der rhythmisch-metrische Verlauf des auf die Orgel übertragenen Orchesterparts von Anfang an nicht klar bei der Sängerin und dem Publikum an, so dass im Zusammenspiel bis zum Schluss Abstimmungsprobleme hörbar blieben.

Veritable Bögen entfaltete die Sängerin in Rezitativ und Arioso "Doch der Herr vergisst der Seinen nicht" aus Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium "Paulus", zart begleitet vom Organisten. Mit der großen Orgelsonate op. 65 Nr. 4, ebenfalls von Mendelssohn, reizte Christoph Hauser das Klangvermögen der Marienorgel nicht nur ganz aus, mitunter kam er auch über deren Grenzen hinaus. Technisch gut beherrscht waren die oft virtuosen Herausforderungen des anspruchsvollen Stücks insbesondere in den Ecksätzen. Der intime Charakter des mit Andante religioso überschriebenen zweiten Satzes jedoch schien wie für dieses Instrument geschaffen: Einfühlsam und geradezu meditativ verteilte sich die Melodie im Kirchenraum. Schön leuchtete auch der in der Mitte angesiedelte Cantus firmus zur getupften Begleitung im Allegretto.

Lang anhaltenden Beifall gab es zum Schluss vom Publikum, so dass noch eine Zugabe folgte: In Max Regers "Maria sitzt am Rosenhag" kam die sehr schöne Höhe von Annette Kramny im pastoral wiegenden Takt besonders klangschön zur Geltung.

© SZ vom 18.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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