Fürstenfeldbruck:Gelobtes Land

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Auf dem ehemaligen Stadtwerkeareal in Fürstenfeldbruck will die "Interessengemeinschaft Aumühlenpark" in Eigenregie günstigen Wohnraum schaffen. Die Mitglieder hoffen auf den Zuschlag durch die Stadt als Grundbesitzer

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Sache zieht sich hin. Aber diesmal sieht es eigentlich gar nicht so schlecht aus. Martin Thoma hat einen großformatigen Plan ausgedruckt, der die Neubauflächen auf dem früheren Stadtwerkeareal im Brucker Zentrum zeigt. Und sogar Dionys Zehentbauer, der sich seit geschlagenen acht Jahren vergeblich für diese Sache einsetzt, wirkt optimistisch: Im Schulterschluss mit Gleichgesinnten wollen sie Mehrfamilienhäuser im Bereich der Lände bauen - je nach Bedarf als Baugemeinschaft oder Genossenschaft.

Beim Ortstermin dabei ist auch Ulrike Kornacher. Sie will zwar nicht selbst dort einziehen, begeistert sich aber für die Idee eines solchen Gemeinschaftsprojekts. Gemeinsam geplant und errichtet werden sollen Mehrfamilienhäuser - ohne dass dabei ein Investor den dicken Reibach macht oder sich eine chronisch klamme Kommune verschulden müsste. Die Projekte umfassen Gemeinschaftsbereiche wie Wasch- oder Hobbyraum oder ein kleines Café, in dem sich die Bewohner treffen können. Ziel ist es zudem, sich generationsübergreifend zu helfen. So könnten Rentner auch mal kleine Kinder beaufsichtigen, und deren Eltern revanchieren sich dadurch, dass sie für die Senioren den Einkauf erledigen oder kleinere Reparaturen vornehmen.

Dionys Zehentbauer (links), Ulrike Kornacher und Martin Thoma (von links) vor der Ziegelfassade des Taubenhauses. Sie würden gerne den Holzschuppen abreißen und die Insel zwischen den Amperkanälen bebauen. (Foto: Stefan Salger/oh)

Entweder das erfolgt in Form einer Gemeinschaft von Bauherren und damit späteren Eigentümern. Oder man legt als Teilhaber Geld in eine Genossenschaft ein und mietet dann eine der günstigen Wohnungen, ohne dass man große Mietsteigerungen oder Eigenbedarfskündigungen befürchten müsste. In der Kreisstadt wurde bereits 1948 eine Wohnungsbaugenossenschaft gegründet, der Bestand ist auf 164 Wohnungen angewachsen, die Mitgliederzahl auf 320 Personen. Die Mieten liegen zwar über dem Niveau von Sozialwohnungen, aber etwa 15 bis 20 Prozent unter dem Niveau des freien Immobilienmarkts. Neugründungen gab es seither nur in anderen Städten, so auch in München.

Das soll sich ändern. In der Stadtbibliothek erläutern Kornacher, Thoma und Zehentbauer ihr Anliegen. Die Stimmung ist fast euphorisch. Denn die Gelegenheit scheint günstig zu sein, sind die Stadtwerke doch im Herbst in den Brucker Westen gezogen. Und auch der Bauhof soll von der Lände irgendwann auf ein Grundstück neben dem Feuerwehrhaus verlegt werden. Es gibt also einige Flächen, die in Frage kommen. 15 bis 20 Gleichgesinnte weiß das Trio bereits hinter sich, vom Single übers Rentnerpaar bis zur jungen Familie. In ihrem zweiten Anlauf wolle die IG "daran mitwirken, ein urbanes, lebendiges Viertel zu schaffen", sagt Thoma. Der erste Anlauf war eher enttäuschend verlaufen: Die IG hatte ihr Interesse bekundet am Sportplatz des Alten Graf-Rasso-Gymnasiums. Den Zuschlag erteilte die Stadt 2015 dann aber dem Bauträger Wüstenrot. Im Stadtrat war damals durchaus Bedauern geäußert worden. Aber die Stadt ist nun mal tief verschuldet und kann es sich nicht leisten, auf Grundstückserlöse zu verzichten. Die IG freilich würde für Flächen im Bereich der Aumühle den ganz normalen Marktpreis bezahlen, den ein Gutachter im Zuge eines Ideenwettbewerbs feststellen müsste, betont Thoma. Er spricht von fraktionsübergreifenden positiven Signalen und hofft, dass ein von Stadtrat Markus Droth gestellter Antrag positiv beschieden wird. Droth macht sich ausdrücklich für die Förderung von Baugenossenschaften und Baugemeinschaften stark.

Jeweils 20 Wohneinheiten in beiden Rechtsformen visiert die IG derzeit an. Als Grundstück wünscht sie sich die schmale Insel zwischen den Amperkanälen, flankiert von Taubenhaus und Bauhof. Auch andere städtische Grundstücke wären interessant. Kornacher, Thoma und Zehentbauer wollen dran bleiben - auch wenn es bis 2025 dauern könnte, sofern für das Areal ein Bebauungsplan aufgestellt wird.

© SZ vom 12.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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