Fürstenfeldbruck:"Geht nicht, gibt es nicht"

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Oberbürgermeister Raff wehrt sich gegen den Vorwurf von Kritikern, beim Ausbau der Radinfrastruktur in Fürstenfeldbruck herrsche Stillstand

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Niemand mag es, wenn er öffentlich kritisiert wird. So bekennt denn auch der Brucker Oberbürgermeister Erich Raff zum kürzlich erhobenen Vorwurf von SPD, BBV und Grünen sowie von Thomas Brückner vom Verkehrsforum zum Stillstand des Ausbaus der Radinfrastruktur in Fürstenfeldbruck freimütig: "Freilich ärgert es mich." Der neue OB bittet sogar zu einer Pressekonferenz ins Bürgermeisterbüro, um die Kritiker zu widerlegen und sich schützend vor seine Mitarbeiter zu stellen. Und um ausführlich darzustellen, dass er und die Stadtverwaltung sehr wohl daran arbeiteten, die Radwegeverbindungen auszubauen.

Seine Sicht der Dinge belegt der Kommunalpolitiker mit einer Reihe von Beispielen. So kündigt er an, dass es wohl in zwei Jahren eine neue Rad- und Fußwegeverbindung vom Marktplatz über den Rathausinnenhof zum Volksfestplatz geben wird. Über diese kurze und direkte Verbindung vom Stadtzentrum zum größten Parkplatz in unmittelbarer Nähe zur Altstadt wird bereits seit mehr als 30 Jahren diskutiert. Nun zeichne sich der Durchbruch in der kniffligen Angelegenheit ab. Schließlich führt der Weg auch über Privatgrundstücke, was die Umsetzung lange erschwerte. Raff verweist zudem auf erste Planungen der Stadtverwaltung zum Umbau der Münchner Straße. Auch hier geht es vor allem darum, wie diese wichtige, aber für Radler zwischen dem Landratsamt und dem Marktplatz gefährliche Einfallstraße, auf der die viel befahrene Bundesstraße 2 verläuft, für Radfahrer sicherer und attraktiver gemacht werden kann.

Da für die B 2 das Straßenbauamt und nicht die Stadt zuständig ist, wird zurzeit noch über das Vorhaben verhandelt. Einigen sich beide Seiten, kann die Planung umgesetzt werden. Der OB meint jedenfalls, dass es sich um einen guten ersten Entwurf handle. Da der Stadtrat die Planung noch nicht kennt, will er mit dem Entwurf noch nicht an die Öffentlichkeit gehen. Mit einem Zeitplan kann der Rathauschef hier nicht aufwarten. Schließlich wisse kein Mensch, wie lange es dauert, bis sich die Gesprächspartner einigen.

Der Rathauschef lobt die Fahrradbeauftragte der Stadt, Claudia Gessner, geradezu überschwänglich. Konnte diese doch erreichen, dass die Anrainerkommunen der S 4 zusammen mit dem Landratsamt nach einer passenden Trasse für einen Fahrradschnellweg an den Bahngleisen von Fürstenfeldbruck nach München suchen. Zuvor hatte der Kreistag das Angebot der Landeshauptstadt abgelehnt, gemeinsam mit dem Landkreis eine Machbarkeitsstudie für diesen Radschnellweg von Fürstenfeldbruck über Emmering, Eichenau und Puchheim nach München zu finanzieren. Der Landkreis hätte einen Kostenanteil von 70 000 Euro übernehmen müssen. Stillstand sieht anders aus, meint der OB, der auch den Vorwurf von Christian Stangl (Grüne) zurückweist, er, Raff, sollte sein lapidares "Geht nicht" überdenken. "Geht nicht, gibt es nicht", sagt der CSU-Politiker dazu, es sei denn ein Vorhaben entspreche nicht den gesetzliche Vorgaben.

Auf Letzteres beruft sich der Christsoziale bei der Sperrung des östlich vom Marktplatz verlaufenden Schulwegs für Radfahrer. Das Radeln dürfe hier nicht erlaubt werden, so der OB, weil das Gefälle mit neun Prozent zu stark und die Unfallgefahr zu groß sei. Just über den gesperrten Schulweg sollte nach einem Konzept des stellvertretenden SPD-Ortsvorsitzenden Martin Haisch ein neuer Radweg von der Dachauer Straße zum Bahnhof verlaufen. Raff räumt sogar ein, dass wohl weit vor seiner Zeit bei der Bauleitplanung Fehler gemacht worden sein könnten, weshalb der Schulweg nun an einer Stelle für einen gemeinsamen Rad- und Fußweg nicht breit genug sei. Zu verantworten hätten dies andere, nicht er. Wie Andreas Lohde, der Vorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion betont, begrüße die CSU neue Ideen und Verbesserungsvorschläge wie die in dem Konzept von Haisch vorgesehen Fahrradtrassen östlich und westlich des Marktplatzes.

Lohde und Raff sprechen einen Punkt an, der ein Indiz dafür ist, dass es im zwischenmenschlichen Bereich nicht rund läuft. Dem Vorwurf, die CSU sei nicht zur Mitarbeit im überparteilichen Arbeitskreis Radverkehr zu gewinnen gewesen, kontern sie mit dem Hinweis, nicht eingeladen worden zu sein. "Wenn wir nichts wissen und wir nicht eingeladen sind, läuft die Kritik ins Leere", sagt der Oberbürgermeister. Zur Verwirrung habe zudem beigetragen, dass inzwischen zwei Gremien mit Fragen zum Radverkehr in Fürstenfeldbruck und ein weiteres mit einem übergreifenden Verkehrskonzept für die Kreisstadt befasst sind. Beim runden Tisch Radverkehr und beim Arbeitskreis zur Gestaltung des Verkehrsentwicklungsplans hat die Stadt die Fäden in der Hand. Nicht so beim Arbeitskreis Radverkehr. "Ich weiß nicht, was der zusätzliche Arbeitskreis soll", räumt Andreas Lohde offen ein. Die anderen seien dagegen offizielle beratende Gremien.

© SZ vom 02.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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