Fürstenfeldbruck:Gegen alle Widerstände

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Erst Wegbereiter, dann Weggefährten: Stefan Wehmeier (links) und Georg Trenz sind Gründungsmitglieder des Haus 10. (Foto: Günther Reger)

Zwei Gründungsmitglieder erinnern sich an die Anfangszeit

Von Florian J. Haamann

Es war ein Stimmung des Misstrauens, aus der das Haus 10 geboren wurde. Wie groß die Widerstände gegen die jungen Künstler waren, daran erinnert sich Georg Trenz noch genau: "Wir haben damals eine wunde Stelle in der Stadt aufgerissen. Es gab ja kulturell nichts hier - außer ein paar hochtrabenden Plänen und der Idee einer teuren Stadthalle. Da hat es einigen überhaupt nicht gefallen, dass wir da quasi eine No-Budget-Geschichte nebenan veranstalten wollten". Dazu sei gekommen, dass von Seiten der Stadt niemand daran geglaubt habe, dass das Projekt funktioniert oder länger als ein halbes Jahr aufrecht erhalten werden kann. "Da hat dann natürlich auch eine Trotzreaktion bei uns eingesetzt", erzählt Stefan Wehmeier, der damals als Teil der IG Kultur an der Idee mitgearbeitet hat. Trenz dagegen war Mitglied der Künstlervereinigung. Die beiden Organisationen sind es, die bis heute für das Haus 10 zuständig sind.

"Es war schon ein großes Glück, dass wir beide damals aufeinandergetroffen sind", sagt Wehmeier, "wir hatten zwar oft unterschiedliche Ansichten, aber das war sehr fruchtbar". Dass diese verschiedenen Ansichten bis heute bestehen, zeigt sich etwa, wenn die beiden darüber diskutieren, warum anfangs keine namhaften Künstler im Haus 10 ausgestellt haben. "Ich glaube, die hatten keine Lust, quasi ehrenamtlich etwas für die Stadt zu machen, nachdem die Stadt jahrelang nichts für sie getan hat", sagt Trenz. "Vielleicht haben die ja auch einfach nur geglaubt, dass das, was wir da machen, nicht funktioniert", kontert Wehmeier. Einig sind sich die beiden dann allerdings darüber, dass es interessant war zu beobachten, dass auch die großen Namen auf einmal ausstellen wollten, als das Haus 10 sich immer mehr etablierte. "Gerade die, die am Anfang nicht wollten, sind dann nach zwei, drei Jahren angekommen und wollten unbedingt hier ausstellen", erinnert sich Trenz.

Vor allem an die Anfangszeit erinnern sich beide mit großer Freude. Es war eine Zeit des Experimentierens und Improvisierens. "Wir haben ja erst einmal keine Förderung bekommen, mussten also vom Bleistift bis zum Locher alles selbst mitbringen", sagt Wehmeier. Aber gerade durch diese Not sei ein unglaublicher Zusammenhalt entstanden. Wie sehr sich die Künstler mit ihrem Haus 10 identifiziert haben, zeigt auch das Beispiel von Georg Trenz. "Ich habe damals an der Akademie in München studiert, war aber mindestens drei Tage die Woche im Haus 10". Diese Identifikation hat er auch in einem Kunstwerk in einer Ausstellung 1994 zum Thema "Ich" festgehalten. Sein "Selbstporträt" damals bestand aus zwei kleinen Leinwänden mit der Originalfarbe von Boden und Wand im Haus 10.

© SZ vom 02.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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