Wie im Mittelalter:Game of Kaltenberg

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Die Ritterspiele am Rand des Landkreises begeistern mit einer Mittelalter-Show vom feinsten

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Sind Ritterspiele überhaupt noch aktuell? Ist der Kampf des Robert Wagner, der einst als Frisurenstil prägender Prinz Eisenherz gegen den bösen Sir Brack um die Liebe der hinreißenden Prinzessin Aleta alias Janet Leigh buhlte, nicht nur noch verblasster Stoff für Chronisten oder Anhänger legendärer Hollywood-Produktionen in Cinemascope? Mitnichten. Ein kleiner Blick auf die sieben Königslande widerlegt diese These aufs Gründlichste. Denn die Fantasy-Serie Game of Thrones knackt gerade einen Rekord nach dem anderen - und ihre fiktive Welt mit all ihre menschlichen Abgründen ist doch arg ans Mittelalter angelehnt.

Aber man muss gar nicht bis nach Island, Marokko oder Malta reisen, wo an den Drehorten dieser so erfolgreichen Serie längst Touristentouren organisiert werden. Für einen spektakulären Einblick in die Zeit um das 15. Jahrhundert reicht ein Ausflug an die Fürstenfeldbrucker Landkreisgrenze, genauer gesagt ein Besuch im Schloss Kaltenberg. Denn dort taucht man nach dem Passieren des hölzernen Schlosstors unweigerlich ins Mittelalter ein, das Ritterturnier in Kaltenberg hat längst bei Fans aus dem In- und Ausland einen festen Platz im Event-Kalender. Die Veranstalter des weltweit größten Festivals seiner Art denken dennoch nicht im Traum daran, sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen. Vielmehr ist das Team um Heinrich Prinz von Bayern, der das Spektakel seit Oktober 2013 als Geschäftsführer der "Ritterturnier Kaltenberg Veranstaltungs GmbH" verantwortet, immer bemüht, die Veranstaltung weiterzuentwickeln und dem aktuellen Stand anzupassen.

Mehr als 1000 Statisten, Künstler und Musiker werden das Schlossgelände rund um Kaltenberg an den folgenden drei Juli-Wochenenden (16./17., 22.-24., 29.-31.; für alle Veranstaltungen sind noch Karten zu haben) in eine mittelalterliche Kleinstadt verwandeln. Im Schlosshof werden Märchen erzählt, in den Zeltlagern der mittelalterlichen Völker wird Kleidung geflickt, der Schmied hämmert an Ritterrüstungen herum. Die Kulisse ist also in der Tat sehr authentisch und damit ebenso sehenswert.

Der Antrieb für Heinrich Prinz von Bayern ist weniger kommerzieller Natur, wie Pressesprecher Markus Wiegand erklärt. Vielmehr soll Kaltenberg als ernst zu nehmender Ort für Kulturveranstaltungen aller Art etabliert werden. Beispielsweise gibt es Bestrebungen, einen speziellen Themen-Weihnachtsmarkt mit Kultur- und Musikprogramm zu veranstalten. Das Ritterturnier ist natürlich sozusagen nebenbei ein nicht zu unterschätzender Imageträger für das Haus Kaltenberg.

Im Mittelpunkt der Spiele steht das namensgebende Turnier in dieser so einmaligen wie beeindruckenden Arena mit ihrer stimmigen Dachkonstruktion, das mittlerweile viel mehr ist als eine gewagte Stuntshow. Es wird eine komplexe, zweieinhalbstündige Geschichte erzählt, die in der Tat an die großen Ritterfilme der Fünfzigerjahre erinnert. In der aktuellen Version hat das Team um den preisgekrönten schweizer Regisseur Till Wyler von Ballmoos und Europas führenden Pferdestunt-Trainer Mario Luraschi nebst seiner Stunt-Gruppe "Cavalcade" den "Kampf um Kaltenberg" inszeniert. 350 Darsteller bieten spektakuläre Stunts, actionreiche Bodenkämpfe und Trick-Riding auf hohem Niveau, es gibt eindrucksvolle Pyroeffekte und eigens komponierte Musik. Eine besondere Herausforderung ist dabei das Zusammenspiel von Laiendarstellern und Profis. Wenn etwa die Fechtkünstler der Gruppe Merlet, die schon im Blockbuster Herr der Ringe mitwirkten, mit den Mitgliedern der 1. Münchner Barbaren zu koordinieren sind. Die Geschichte erzählt vom immerwährenden Kampf Gut gegen Böse, schwarzer Ritter gegen edlen Prinzen, es geht um Kabale, Liebe, Entführung, Mord und Verrat. Neu ist, dass die Zuschauer am Ende Einfluss auf den Ausgang nehmen können. All die Zutaten eben, die auch Fantasy-Produktionen derzeit so erfolgreich machen.

Kaltenberg muss sich diesbezüglich nicht verstecken, schon die Heerschar des schwarzen Ritters könnte direkt aus der Festung Winterfell aus Game of Thrones entsandt worden sein.

© SZ vom 16.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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