Fürstenfeldbruck:Fußtritt für den Schuhhandel

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Nur das Sortiment der Kinderschuhe verkauft das insolvente Schuhhaus Raab derzeit ab. (Foto: Günther Reger)

Online-Anbieter und Outletcenter nehmen Einzelhandelsgeschäften immer mehr Umsatz weg

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Noch ist das Schuhgeschäft an der Dachauer Straße im Herzen Fürstenfeldbrucks geöffnet, noch werden Schuhe für Frauen, Männer und Kinder verkauft. Doch die Sorge bei den vier Mitarbeitern des Schuhhauses Raab ist groß, dass sie in drei Monaten keine Stelle mehr haben könnten. Die Schuhhaus Raab GmbH mit ihren 15 Filialen in München, Oberbayern und Oberpfalz, ist zahlungsunfähig und soll von dem vom Amtsgericht eingesetzten vorläufigen Insolvenzverwalter und Rechtsanwalt Michael Jaffé vor der Auflösung gerettet werden. Ein ähnliches Schicksal haben zwar die anderen Fürstenfeldbrucker Schuhgeschäfte nicht zu befürchten, doch auch dort sieht man sich in einem durch das Internet, Ketten und Outletcenter verschärften Wettbewerb.

Bei Raab an der Dachauer Straße werden derzeit zwar nur die Kinderschuhe abverkauft, aber ob es dort auch in einem Vierteljahr überhaupt noch Schuhe geben wird, ist seit dem vergangene Woche gestellten Insolvenzantrag ungewiss. Drei Monate wird den vier Mitarbeitern der Filiale das sogenannte Insolvenzgeld nun bezahlt, wie Sebastian Brunner, Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters Michael Jaffé, sagt, und in dieser Zeit müssten nun alle Fakten und Zahlen für eine mögliche Fortführung der Geschäfte geprüft werden. Derzeit, so Brunner, gebe es keine Pläne, die Filiale in Fürstenfeldbruck zu schließen: "Der Betrieb geht weiter."

Die Schuhmacherei Raab wurde 1899 von Josef Raab in München gegründet. 1927 übergab dieser an das Geschäft an seinen Sohn, der 1932 expandierte und nach dem Zweiten Weltkrieg die Schuhmacherei aufgab und nur noch Schuhe verkaufte. Nach dessen Tod übernahmen Witwe und Tochter den Laden und expandierten erneut. Seit 1971 gibt es die Filiale des Schuhhändlers in Fürstenfeldbruck. Der Laden war schon immer an der Dachauer Straße, 2000 zog die Filiale ins Nebengebäude um und wurde erweitert. Derzeit läuft ein Teilräumungsverkauf, der aber laut Brunner schon vor dem Insolvenzantrag geplant worden sei und der zum Ziel habe, die Kinderschuhe aus dem Sortiment zu nehmen.

Als Grund für die Zahlungsunfähigkeit, die erst in diesem Monat eingetreten sei, nennt Geschäftsführer Thomas Huber den Wettbewerb mit Outlets und Online-Händlern, was zu Umsatzeinbußen geführt habe, während gleichzeitig die Fixkosten für Mieten, Löhne und den Shop-Betrieb weiter gestiegen seien. "Die Schere zwischen Aufwand und Ertrag ist jetzt so weit auseinandergegangen, dass wir den Betrieb auf unveränderter Grundlage nicht mehr fortführen können", begründete Huber den Schritt.

Dass die von Huber beschriebene Konkurrenz Druck aufbaue, das bestätigt auch Enrico Santoro vom Schuhhaus Pleil in Fürstenfeldbruck. Insbesondere der Onlinehandel nehme einen Teil des Umsatzes weg. Den Bestellern komme es dabei anscheinend nur auf den Preis, aber nicht die Beratung eines Fachhändlers an: "Sich fünf Paar nach Hause zu bestellen und eins aussuchen, ist keine Beratung", stellt der Orthopädieschuhmachermeister fest. Dabei wäre es seiner Meinung sehr oft wichtig, wenn Schuhkäufer individuelle Beratung bekämen. Allein schon, weil Fachverkäufer nicht nur die richtige Passform eines Schuhs kennen würden, sondern auch auf Fehlstellungen und eventuell nötige orthopädische Konsequenzen hinweisen könnten.

Dass kleinere Läden allein vom Schuhverkauf leben können, bezweifelt Santoro. Wer aber Schuhreparaturen und andere Serviceleistungen anbiete oder wie Pleil auf den Bereich gesunder Schuhe ausgerichtet sei, müsse Konkurrenz nicht fürchten.

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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