Fürstenfeldbruck:Für Makler ein Makel

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Nach dem neuen "Bestellerprinzip" kann Bezahlung der Vermittlung nicht einfach auf den Mieter abgewälzt werden

Von Sebastian Mayr, Fürstenfeldbruck

Wer den Auftrag gibt, muss bezahlen. Diese einfache Formel ist der Inhalt des "Bestellerprinzips", das seit 1. Juni im Mietrecht gilt. Wer also den Makler beauftragt, muss für die Provision aufkommen. "Dadurch wird sich viel ändern", erwartet der Gröbenzeller Anwalt Peter Irrgeher, der sich auf Mietrecht spezialisiert hat. Weil der Wohnraum im Landkreis Fürstenfeldbruck knapp ist, konnten sich Immobilieneigentümer nicht nur aussuchen, wer ihr neuer Mieter werden soll, sondern auch bestimmen, wer für die Vermittlung bezahlen muss. In der Vergangenheit haben meist die Vermieter den Auftrag erteilt und die Mieter die Bezahlung der Maklercourtage übernommen.

Nun sparen sich die Mieter die bis zu zwei Monatsmieten teure Provision. Irrgeher glaubt jedoch, dass viele Vermieter diese Kosten auch in Zukunft nicht selbst tragen wollen. Stattdessen könnten sie die Suche selbst übernehmen. Für die Makler würde das Einbußen beim Gewinn bedeuten. Dennoch müssen die Mieter befürchten, dass sie weiter diejenigen sind, die bezahlen müssen. Irrgeher fürchtet, dass manche Vermieter versuchen könnten, die Provision verbotenerweise auf die Mieter umzulegen. Zum Beispiel mit verdeckten Kosten oder überteuerten Ablösezahlungen für die Einrichtung einer Wohnung.

Eigentlich ist nach dem Bestellerprinzip auch in der Praxis immer klar, wer die Provision zahlen muss: Wer auf eine Wohnungsanzeige reagiert, kann davon ausgehen, dass der Makler sie auf den Auftrag des Vermieters hin veröffentlicht. "Wenn ich die Anzeige da habe, wird es schwierig, das Gegenteil zu beweisen", erklärt Irrgeher. Wer dagegen die Zeit nicht aufbringen kann oder will, nach Anzeigen für eine Mietwohnung Ausschau zu halten, muss den Makler selbst bezahlen.

"Wir werden es anwenden, so wie es vorgesehen ist", sagt der Brucker Makler Johannes Lichtenstern zum neuen Prinzip. Große Einbußen erwartet er nicht, aber: "Es wird mit Sicherheit eine Delle geben." Dennoch glaubt er nicht, dass die Vermieter auf den Makler verzichten werden. "Die Vermieter werden feststellen, dass sie 70 Anrufe für eine Zweizimmerwohnung entgegennehmen und dann noch Wohnungsführungen geben müssen", sagt er. Sein Kollege Georg Kachelriß hat die gleichen Erwartungen. Der Aufwand und die Kosten, die ein Makler hat, seien vielen Vermietern zu hoch. Auf Dauer könnte es allenfalls passieren, dass die Vermieter nicht den Höchstsatz der Provision zahlen wollen. Und er erinnert daran, dass das Bestellerprinzip nur für Vermietungen und nicht für Verkäufe gelte, die ebenfalls zum Geschäft der Makler gehören.

Das neue Prinzip hält Kachelriß für nur gerecht. "Ich habe mir das schon vor 30 Jahren gedacht, als ich angefangen habe", erklärt er. "Wenn der Vermieter keine Arbeit haben will, muss er auch bezahlen. Die Mieter haben da ein berechtigtes Interesse." Johannes Lichtenstern sieht das anders. Er erinnert daran, dass die Vermieter ja auch für die Instandhaltung der Wohnungen aufkommen müssen. "Gerechter wäre es, wenn sowohl Mieter als auch Vermieter einen Teil bezahlen müssten." Vor allem wehrt Lichtenstern sich gegen das schlechte Bild der Makler. Für die Höhe der Mietpreise seien vor allem staatliche Regelungen verantwortlich. Er glaubt, dass diese Regelungen für die Vermieter überdies inzwischen so abschreckend sind, dass zukünftig weniger Privatleute Wohnungen zur Vermietung kaufen werden.

Auch Peter Irrgehers Arbeit dürfte sich verändern. "Es wird viele Klagen geben", vermutet der Makler Johannes Lichtenstern, der mit unzufriedenen Vermietern rechnet. Bislang ist die Quote der Mietstreitigkeiten, die vor Gericht ausgetragen werden, gering. Der Anwalt selbst rechnet damit, dass mehr Vermieter rechtliche Beratung in Anspruch nehmen werden. Zumindest, solange sie sich selbst an der Vermietung ihrer Immobilien versuchen. Für Irrgeher ist die Einführung des Bestellerprinzips der Versuch, Makler wieder zu den neutralen Vermittlern zu machen, die sie sein sollen.

© SZ vom 05.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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