Fürstenfeldbruck:Frühjahr ohne Bienen

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Ein seltener Anblick: aufgrund kühler Temperaturen und mangelnder Blütenvielfalt blieben die Bienen in diesem Jahr den Blumen häufiger fern. (Foto: dpa)

Weil es im Mai und Juni zu kühl gewesen ist, haben die Insekten kaum Nahrung gefunden und wenig Honig produziert

Von Katharina Knaut, Fürstenfeldbruck

Keine Sonne, keine Blumen - keine Bienen. Die schwarz gelben Insekten bekam man dieses Jahr nur selten zu Gesicht. Sehr zum Nachteil der Apfelbauern und Imker. Ihr Ertrag litt darunter, dass die Bienen entgegen ihres Rufes in diesem Jahr nicht besonders fleißig gewesen sind. "Es war einfach zu kalt", erklärt Christian Engelschall, der einzige Berufsimker im Landkreis. Die Frühjahrsblüte gebe es nur von Mai bis Juni. Wenn die Temperaturen in diesen Monaten unter 18 Grad liegen, fällt der Ertrag gering aus, denn erst über dieser Temperaturgrenze bilden die Blüten Nektar. "Jeden Morgen werden sogenannte Scoutbienen ausgeschickt. Wenn die nichts finden, bleiben die übrigen im Stock", erklärt Engelschall. Unter 15 Grad fliegen die Bienen ohnehin nicht. "Die Gefahr zu unterkühlen ist dann einfach zu groß", meint Walter Dürl, Vorstand des Fürstenfeldbrucker Imkervereins. "Die Bienen kommen dann nicht in den Stock zurück. Sie fallen einfach zu Boden." Außerdem sei es wichtig, die Temperatur im Stock zu halten. Das ginge nur, wenn auch genügend Bienen sich darin aufhalten.

Fliegen die Bienen aber nicht, dann tragen sie auch die Pollen nicht mehr von Blüte zu Blüte - die Befruchtung bleibt aus. Auf Dauer kein unerhebliches Problem, denn Bienen bewältigen 80 Prozent der Pflanzenbestäubung. "80 Prozent von dem was wir essen, bestäubt die Biene", meint Engelschall. "Da muss man sich mal vorstellen, was passiert, wenn sie ausfällt." China ist dafür ein gutes Beispiel. In großen Teilen des Landes muss bereits per Hand bestäubt werden. Das sei aber ein Extremfall, so Engelschall. "Bei uns ist es noch lange nicht so weit. Wir haben viel Bio und einige Nachwuchsimker." Dennoch lassen sich auch hier bereits Auswirkungen des geringen Bienenflugs beobachten. Die Ernte der Apfelbauern fiel dieses Jahr sehr gering aus, unter anderem wegen mangelnder Bestäubung.

Auch die Imker leiden unter der geringen Bienenaktivität. Fliegen die Insekten aufgrund der kühlen Temperaturen in den frühen Sommermonaten nicht aus, ist der Honigertrag gering. Warme Tage im Juli und August können daran nichts mehr ändern. "Ab Juni ist die Blütenzeit von Raps und Obstblüten vorbei", sagt Engelschall. Und aufgrund der "Agrarwüsten", wie Dürl einige Grünflächen bezeichnet, bleiben der Biene kaum Alternativen. "Die Wiesen werden fünf Mal im Jahr gemäht. Da existiert nur noch Gras." Hinzu komme der großflächige Maisanbau. "Mais ist eine Todpflanze." Sie sei für die Bienen von minderer Qualität, bestätigt Engelschall.

Die Folge: weniger Nektar für die Bienen und weniger Honig für den Imker. "Dieses Jahr gab es eine der schlechtesten Ernten der letzten zehn Jahre", sagt Dürl. Der fehlende Nektar schadet jedoch auch den Bienen, ebenso wie der Mangel an Pollen. Für die Insekten bedeutet das weniger Nahrung, was einerseits weniger Nachkommen und andererseits eine höhere Anfälligkeit für Krankheiten zur Folge hat. Vor allem die Varroamilbe ist laut Engelschall der "Schädling Nummer eins." Sie geht in die Brut und überträgt dort das Virus. "Das geht ganz schnell. Wenn man nicht aufpasst, ist in vier Wochen die Kiste leer."

Um den Problemen entgegenzuwirken, empfiehlt Engelschall, weniger zu mähen. "Gegen das Wetter kann man nichts tun. Aber würde man Streuobstwiesen nur ein- oder zweimal im Jahr mähen, gebe es wieder mehr Blumen." Und damit mehr Nahrung für die Bienen.

© SZ vom 21.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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