Wiedereröffnung:Freie Fahrt für Fitness

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Udo Fesser ist Inhaber und Geschäftsführer (Foto: Physio Vital)

Auch das Physio Vital in Bruck bereitet sich auf den Montag vor

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Zuversicht und gute Laune von Udo Fesser, 54, sind spürbar. Man meint am Freitagnachmittag durchs Telefon zu spüren, wie der Geschäftsführer des Physio Vital nahe dem S-Bahnhof Buchenau "mit den Hufen scharrt". Am Montag dürfen die Fitnessstudios in ganz Bayern öffnen. Und dann ist auch für Fesser die Welt wieder in Ordnung. Naja, jedenfalls fast, denn natürlich darf man über all die Freude die Virus-Pandemie nicht aus den Augen verlieren. Es sind noch Auflagen einzuhalten.

Ein bisschen haben sie im Brucker Westen den Neustart schon geprobt: Seit drei Wochen darf Personal Training angeboten werden, bei dem sich ein Trainer um zwei Kunden kümmert. Etwa eben so lange gibt es Outdoor-Kurse - vier Kunden kommen auf einen Trainer. "Das haben wir auf der Klosterwiese gemacht und die Kurse sind super angenommen worden", freut sich Fesser. Deshalb und weil es Vorsichtige gibt, die sich noch nicht in die geschlossenen Räume hineintrauen, sollen die Kurse unter freiem Himmel weitergeführt werden.

Ach ja, die Kunden - das seien mit Abstand die besten, schwärmt der ausgebildete Heilpraktiker. "Mit 1,50 Meter Abstand", fügt er schelmisch hinzu. Unglaublich positive Reaktionen habe es gegeben. Das mag auch daran gelegen haben, dass das Fitnessstudio im Brucker Westen, ebenso wie etwa das Hardy's im Zentrum und andere Studios, großzügige Regelungen anbietet als Entschädigung für die entgangene Trainingszeit. Denn die meisten Kunden haben langfristige Jahresverträge abgeschlossen, seit Mitte März also quasi für etwas gezahlt, was sie nicht nutzen konnten. Im Physio Vital mit seinen etwa 650 Mitgliedern gibt es mehrere Varianten: Man kann sich für die drei Monate drei Gutscheine geben lassen, die man sich dann auszahlen lassen kann - im Idealfall einen pro Jahr. Oder man kann Freunden einen Gutschein weitergeben, mit dem diese viereinhalb Monate trainieren können.

Fitnessstudios müssen Hygieneregeln einhalten. Das bedeutet, dass die Gruppen kleiner werden, dass Sauna, Duschen und Umkleiden vorerst gesperrt bleiben und dass besonders häufig gelüftet wird. So ist das auch im Physio Vital. Dass die Geräte nach jeder Benutzung nun desinfiziert werden müssen, ist freilich nichts Neues. "Das haben wir immer schon gemacht", sagt Fesser. Auch sein Studio hat nun eine Online-Tool eingerichtet, mit dem man sich anmelden kann. Denn weil die Zahl der Besucher limitiert ist und die Gruppen maximal sechs Personen umfassen dürfen, dürfte es schon mal eng werden - der Montag ist denn auch fast schon ausgebucht.

Das alles sei "schon ein bisschen Mathematik" gewesen, sagt Fesser und lacht. Aber es sei machbar. Die Meinung, dass all dies noch nicht der große Wurf sei, will er so nicht stehen lassen. Ja, beim Erlass der Regeln sei offensichtlich schon mal was durcheinandergeraten. Und dennoch: Unterm Strich sei alles "gut durchsetzbar". Muss man den Mitgliedern halt erklären. Da hat es Vorteile, wenn man sich selbst gut auskennt mit dem Infektionsschutzgesetz. Fesser rechnet es dem Landratsamt als Aufsichtsbehörde hoch an, dass dieses nicht einfach vom hohen Ross herabdelegiert, sondern Ansprechpartner hat, die an praktikablen Problemlösungen interessiert seien.

Hat Udo Fesser bei aller Euphorie nicht Angst, dass die zweite Welle der Virusinfektion kommt und Fitnessstudios wieder dichtmachen müssen? Die Welle müsse nicht zwangsläufig kommen, sagt der Geschäftsführer, sofern sich die Leute an einige Spielregeln hielten, wie Abstand halten, Hände waschen, im Bedarfsfall Mundschutz tragen. Gleichwohl ist Sesser wirklich heilfroh, dass die Kunden an den Geräten den Mundschutz abnehmen dürfen.

© SZ vom 06.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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