Fürstenfeldbruck:Fließende Körper

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Die Tänzer der Vertigo Dance Company entwickeln ihre Tanzbewegungen in Improvisationsübungen. (Foto: Gadi Dagon/oh)

Tanzstück "Vertigo 20" eröffnet neue Saison der Theaterreihe

Von Ekaterina Kel, Fürstenfeldbruck

Noa Wertheim hat keine Angst vor Extremen. Mit ihrem Mann Adi Sha'al hat sie sich in einer Tanzperformance namens "Vertigo" vor mittlerweile 25 Jahren bis zum Schwindel gedreht. Später entschloss sich die israelische Choreografin dazu, der materialistischen Welt zu entsagen, und gründete mit Familie und Tänzern ein Öko-Kunst-Dorf in einem Kibbuz. Für ein Gastspiel ihres neuen Tanzstücks "Vertigo 20" kommt Wertheim nun ins Veranstaltungsforum Fürstenfeld.

Der Körper und die Natur sind ihrer Überzeugung nach untrennbar miteinander verbunden. "Ich erfinde nichts Neues", lässt die Künstlerin immer wieder verlauten. Die fließenden Körperbewegungen ihrer Stücke entwickeln die Tänzer in Improvisationsübungen - Wertheim bedient sich gern der zeitgenössischen Arbeitsweise, die sich Contact Improvisation nennt, und verbindet sie mit klassischen Ballettelementen. Zum 20-jährigen Jubiläum ihrer Vertigo Dance Company kreierte die Israelin "Vertigo 20", das im Februar in Tel Aviv uraufgeführt wurde und mit dem Heiner Brummer, künstlerischer Leiter der Theaterreihe im Veranstaltungsforum, die neue Saison eröffnen wird.

In ihrer Arbeit vereint Wertheim Elemente aus den Stücken der letzten zwanzig Jahre zu einer neuen Gesamtkomposition. Es sei nicht einfach eine Aneinanderreihung, sagt Brummel. Vielmehr verarbeite Wertheim in "Vertigo 20" wiederkehrende Themen, die sie beschäftigten. Ohne, dass es tatsächlich eine Geschichte im herkömmlichen Sinne erzähle, behandle die Choreografie verschiedene Facetten menschlicher Beziehungen. Durch die abwechselnden Konstellationen der Tänzer entstünden immer wieder neue Assoziationen zu Szenen in Liebesbeziehungen, erzählt Brummel. Beispielsweise das sich umarmende Paar, das für einen Moment alles andere zum Stillstand bringe. Durch die abstrahierende Wirkung der Tanzbewegungen seien die Situationen jedoch individuell erfahrbar. Vor allem die Mischung aus aggressiven, traurigen und humorvollen Passagen überzeuge, so Brummel.

Der Facettenreichtum spiegelt sich in den Kostümen von Rakefet Levy wider: Üppige Elemente aus dem Barock mischen sich mit romantischer Spitze und moderner Alltagskleidung. Levy entwarf auch die Bühne für Wertheims Inszenierung. Auf der sind die Tänzer zwischen Wänden gefangen - eine hermetische Welt, aus der sie so schnell nicht herauskommen. Die menschlichen Beziehungen, die auf der Bühne dargestellt werden, fänden - wie alle Beziehungen - in begrenzen sozialen Räumen statt, erklärt Brummel. "Die Tänzer prallen immer wieder auf einander." Dani Fishofs Lichtdesign sorgt dafür, dass die Wände in unterschiedlichen, je nach Stimmung wechselnden Farben beleuchtet werden. Die Musik von Ran Bagn, die er eigens für "Vertigo 20" entwarf, begleitet den Abend. Im Anschluss an die Aufführung wird Noa Wertheim für ein Publikumsgespräch anwesend sein.

Tanzstück "Vertigo 20", Vertigo Dance Company, 25. Oktober, 20 Uhr, im Stadtsaal des Veranstaltungsforums Fürstenfeld

© SZ vom 21.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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