Fürstenfeldbruck:Flächenversiegelung nimmt weiter zu

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In den vergangen zehn Jahren sind zusätzliche 1,6 Prozent des Landkreises bedeckt worden. Zudem liegt die Siedlungsdichte in Gröbenzell über der in München, wie aktuelle Daten zeigen

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Geht es darum, wie dicht eine Kommune, ein Landkreis oder ein Land besiedelt ist, wird in der Regel die Zahl der Bewohner pro Quadratkilometer genannt. Aber es gibt noch einen anderen Indikator für die Dichte der Besiedlung: den Flächenverbrauch. Angegeben wird die Siedlungsdichte als Anteil der Siedlungs- und Verkehrsflächen an der Gesamtfläche einer Kommune. Laut den vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München kürzlich veröffentlichten aktuellen Gemeindedaten bewegt sich die Siedlungsdichte im Landkreis zwischen 77 Prozent für Gröbenzell und 8,3 Prozent für Moorenweis. Da in Gröbenzell der Wert um zwei Prozentpunkte über dem von München liegt, ist dort nach statistischen Gesichtspunkten die Siedlungsdichte sogar etwas höher als in der Landeshauptstadt. Der Durchschnitt der Siedlungsdichte der 23 Landkreisgemeinden liegt bei 18,8 Prozent.

Laut Angaben des Umwelt-Bundesamts sind etwa 46 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen in Deutschland versiegelt. Das bayerische Landesamt für Umwelt legt sich nicht so genau fest. Es beziffert diesen Anteil mit 40 bis 50 Prozent. Mit dieser Kennzahl lässt sich in etwa ableiten, welcher Anteil der Gesamtfläche einer Gemeinde oder eines Landkreises auf Dauer bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt ist. Womit wichtige Bodenfunktionen verloren gehen, vor allem die Wasserdurchlässigkeit, wodurch die Hochwassergefahr steigt, und die Bodenfruchtbarkeit und damit auch die Biodiversität.

Übertragen auf den Landkreis heißt das, dass von dem 435 Quadratkilometer großem Gebiet bereits in etwa 81,8 Quadratkilometer als Siedlungs- und Verkehrsfläche ausgewiesen sind und hiervon wiederum rund 45 Prozent oder 36,8 Quadratkilometer versiegelt sein dürften. Übertragen auf die Gemeinde Gröbenzell wären schätzungsweise bereits zwei Drittel der Fläche befestigt. Bei einer Siedlungsdichte von 77 Prozent wären das angesichts einer Gesamtfläche von 6,36 Quadratkilometern etwa 2,2 Quadratkilometer.

Selbst wenn inzwischen kaum noch große neue Baugebiete ausgewiesen werden, hält die Flächenversiegelung im Landkreis an. So erhöhte sich nach den Gemeindedaten vom Planungsverband in der Dekade von 2009 bis 2019 der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsflächen von 17,2 auf 18,8 Prozent. Das sind zwar nur 1,6 Prozentpunkte, was als relativ gering erscheinen mag. Diese Zahl steht jedoch für eine Fläche von 6,96 Quadratkilometern - etwas mehr als die Gesamtfläche von Gröbenzell.

Eine Antwort darauf, wie dieser Trend zumindest abzumildern ist, gibt die Räumliche Entwicklungsstrategie für den Landkreis bis zum Jahr 2040. In dieser Studie wird die Forderung erhoben, vielfältige Wohnformen zu schaffen, dabei aber auf die Wohn- und Gestaltungsqualität zu achten, und von der seit den Achtzigerjahren wieder dominierenden Einfamilienhaus-Monostruktur wegzukommen und zu akzeptieren, dass die östliche Hälfte des Landkreises ein städtischer Siedlungsraum ist. Das zeigt auch der hohe Anteil der Siedlungs- und Verkehrsflächen an der Gebietsfläche. Dieser lag 2019 in Eichenau bei 42,7 Prozent, in Puchheim bei 42,3 Prozent, in Germering bei 37,1 Prozent, in Fürstenfeldbruck bei 34,7 Prozent und in Olching knapp unter 30 Prozent.

Die Gemeindedaten des Planungsverbands beinhalten auch aktuelle Informationen zum Wohnungsbestand. So befanden sich 2019 insgesamt 36,9 Prozent der Wohnungen in Einfamilienhäusern, 12,3 Prozent in Häusern mit zwei Wohnungen und mit 50,8 Prozent gut die Hälfte in Häusern mit drei und mehr Wohnungen. Wobei der Trend zum Wohnen im Einfamilienhaus von 2009 bis 2019 sogar noch leicht um 1,5 Prozent zugenommen hat. Der Traum von Einfamilienhaus im Grünen ist also ungebrochen. Und das, obwohl Kommunalpolitiker wie der frühere Emmeringer Bürgermeister Michael Schanderl schon vor Jahren wegen der knappen und fast unbezahlbar gewordenen Baulandreserven das Ende des lange im Landkreis dominierenden Einfamilienhauses prognostiziert hatte.

Wie sehr immer noch am Traum vom Einfamilienhaus festgehalten wird, zeigt das Beispiel Gröbenzell. Hier wurden laut Planungsverband 2019 insgesamt 30 Wohnhäuser fertiggestellt. 20 davon waren Einfamilienhäuser, zwei hatten zwei Wohnungen und auf die restlichen acht Mehrfamilienhäuser entfielen 19 Wohnungen.

In den im westlichen Teil des Landkreises gelegenen Gemeinden entfiel 2019 auf jeden Bewohner in etwa das Drei- bis Vierfache an Siedlungs- und Verkehrsfläche als im östlichen Ballungsraum. Je Einwohner und sozialversicherungspflichtig Beschäftigtem standen im ländlichen Teil zwischen 447 Quadratmeter in Oberschweinbach und 1084 Quadratmeter in Mittelstetten zur Verfügung. Im Ballungsraum des Ostens waren es nur zwischen 166 Quadratmeter in Germering und 266 Quadratmeter in Olching.

Unter www.pv-muenchen.de/gemeindedaten sind die aktuellen Statistiken vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum als Download im Internet zu finden.

© SZ vom 18.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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