Fürstenfeldbruck:Filetgrundstücke mit Nadelöhr

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Die Planungen für Wohnen und Gewerbe rund um Aumühle und Alten Schlachthof haben begonnen. Vertreter der Stadt und Architekten machen vor gut hundert Besuchern deutlich, dass die Zufahrten zum künftigen Quartier dem Autoverkehr enge Grenzen setzen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

An die Bebauung rund um die Lände knüpfen Stadtplaner, Bürger und Vereine große Hoffnungen. Am Donnerstag in der Aumühle ist aber auch deutlich geworden, wie diffizil die Planung wird. Denn die Bullachstraße auf der einen und die Brücke zur Schöngeisinger Straße auf der anderen Seite sind für Autos Nadelöhre. Mit neuen Wohnformen soll deshalb versucht werden, den Parkverkehr im Wohnquartier auf geringem Niveau zu halten. Vertreter einer Wohnbaugemeinschaft sowie einer Genossenschaft meldeten bereits Interesse an.

Aufgestellt werden soll der Bebauungsplan für die Fläche zwischen dem nördlichen Amperufer und dem östlichen Abschnitt der Schöngeisinger Straße. (Foto: Stadt Fürstenfeldbruck/Archiv)

Im Fokus der begleitenden Ausstellung und der Vorträge von Stadtbaurat Martin Kornacher sowie Architektin Barbara Hummel vom Fachbüro Hummel und Kraus standen die Bereiche auf der Lände sowie rund um die Aumühle, für deren Planung nun geeignete Architekten gesucht werden. In beiden Bereichen gilt es, denkmalgeschützten Bestand wie den Alten Schlachthof, die Aumühle, die Villen oder das sogenannte Taubenhaus um Neubauten zu ergänzen. Platz dafür wird in den kommenden Monaten und Jahren geschaffen: Die Stadtwerke ziehen in Kürze in den Neubau an der Cerveteristraße um, und der Bauhof soll, wenn die Finanzierung gesichert ist, in einigen Jahren an den Rand des Waldfriedhofs verlegt werden.

Der Vortragssaal der Stadtbibliothek in der Aumühle ist am Donnerstag nahezu voll besetzt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) machte vor gut 110 Besuchern deutlich, dass die Stadt Brucker Bürger und Vereine in die Planung einbinden und möglichst viele Wünsche erfüllen will. Er machte aber auch klar, dass nicht zuletzt wegen der Bauhofverlagerung, die wohl um die neun Millionen Euro kosten wird, Erlöse für die Grundstücke erzielt werden müssen. Die hoch verschuldete Stadt kann es sich nicht leisten, wertvolle Flächen zu verschenken. Dem Verein Subkultur gab Raff eine Bestandsgarantie im Alten Schlachthof, der wegen der guten Lärmdämmung einer Wohnnutzung im Umfeld nicht entgegensteht. Den Raumbedarf weiterer Vereine in dem Quartier werde man prüfen.

Sie suchen weitere Interessenten für die Baugemeinschaft "IG Aumühlenpark" (von links): Dionys Zehentbauer, Ulrike Kornacher und Martin Thoma hinter einem Holzmodell des Stadtteils. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Inwieweit Bürger auf vergünstigtes Bauland hoffen dürfen, ist noch zu klären. Martin Thoma, der noch Mitstreiter sucht für die mit Ulrike Kornacher und Dionys Zehentbauer gegründete Baugemeinschaft (www.aumuehlenpark.de), nutzte die Gelegenheit, den Hut in den Ring zu werfen. Gleiches tat Klaus Weingärtner von der Maro-Genossenschaft, der eine Grundstücksvergabe per Erbpacht empfiehlt.

Auf den beiden nur durch Fußwege und Brücken verbundenen Baugebieten werden Raff zufolge wohl jeweils um die 90 Wohneinheiten entstehen. Bis es so weit ist, dürfte es noch einige Jahre dauern. Die größte Fläche befindet sich im Eigentum der Stadt. Ein weiterer Teil gehört seit 2013 der Igewo-Wohnbaugesellschaft, die im Gegenzug Flächen im Westen der Stadt für den Stadtwerkeneubau abgetreten hatte. In Nachbarschaft der Stadtwerke sollen an der Cerveteristraße bereits 2020 93 Wohnungen fertig gestellt werden. Geschäftsführerin Birgit Eckert-Gmell machte deutlich, dass die Igewo einen Teil der an der Aumühle geplanten etwa 60 Mietwohnungen im geförderten Wohnungsbau errichten will - und angesichts der begrenzten Parkmöglichkeiten zudem alternative Konzepte prüft wie Seniorenwohnen oder Wohngemeinschaften. In frei werdende Gebäuden der Stadtwerke an der Bullachstraße wird die Igewo möglicherweise bis zum Baubeginn Räumlichkeiten für eine Zwischennutzung freigegeben, sagte Birgit Eckert-Gmell.

OB Raff sicherte zu, die Brucker bei den Planungen für den Mix aus Wohnen und Gewerbe und ein attraktives Wohnquartier "ins Boot zu holen" und stellte "die einmalige Gelegenheit" in Aussicht, "gemeinsam etwas generationsübergreifend zu entwickeln". 25 Personen bekundeten ihre Bereitschaft zur Mitarbeit in einer vor allem mit Experten und Stadträten besetzten Jury. Diese wird sich mit zehn noch allgemein gefassten Entwürfen beschäftigen, die von Architekturbüros im Zuge eines Wettbewerbs eingereicht werden sollen. Die finale Entscheidung obliegt dem Stadtrat, der voraussichtlich per Bebauungsplan die Grenzen der Häuser sowie deren Nutzung vorgeben wird.

© SZ vom 23.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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