Fürstenfeldbruck:Fakten und Eitelkeiten

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Milde Kritiker: Herbert Kränzlein und Philipp Heimerl bei ihrem Besuch in der Redaktion der Brucker SZ. (Foto: Reger)

Der SPD-Landtagsabgeordnete Herbert Kränzlein und sein Assistent Philipp Heimerl zu Besuch in der Redaktion

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Zeit ist ein knappes gut - vor allem wenn man wie Herbert Kränzlein qua Funktion viele Termine wahrnehmen und gleichzeitig noch Parlamentsarbeit leisten muss. Und so erklärte der SPD-Landtagsabgeordnete bei seinem Besuch als Blattkritiker in der Redaktion der Süddeutschen Zeitung Fürstenfeldbruck am Freitag, dass er kaum noch dazu komme, die lokale Berichterstattung zu verfolgen. Natürlich schaue er sich die für ihn politisch interessanten Geschichten an, komplett allerdings lese er den Lokalteil nicht. Dennoch ist die Süddeutsche Zeitung für ihn seit langem Frühstückslektüre. Viele lokale Themen nehme er aber gar nicht mehr über die gedruckte Zeitung wahr, sondern vor allem über die sozialen Medien. "Von den Plänen für die Asylunterkunft auf dem Fliegerhorst habe ich beispielsweise gelesen, als ein Beitrag der SZ Fürstenfeldbruck bei mir aufgeploppt ist."

Wie wichtig die Arbeit mit den Sozialen Medien sei, habe er erst durch seine Wahl in den Landtag erfahren. "Als Abgeordneter muss man sich selbst um die Öffentlichkeitsarbeit kümmern. Als Bürgermeister hat man es leichter, da hat man meistens einen Pressesprecher oder zumindest jemanden der sich darum kümmert", sagt Kränzlein, der von 1988 bis 2012 Bürgermeister von Puchheim war. Seitdem er sich auch mit dem Formulieren und Verbessern von Pressemitteilungen beschäftige, sei er auch wesentlich milder in seinem Urteil über Journalisten geworden.

"Ich habe dennoch manchmal das Gefühl, dass man bei manchen Themen mit etwas mehr Recherche noch mehr hervorbringen könnte", sagte der 65-Jährige, "allerdings weiß ich, wie der Alltag in einer Redaktion abläuft und halte mich deswegen im Gegensatz zu manchen Kollegen auch zurück, wenn etwas nicht so aussieht, wie ich es gerne hätte. Mir ist auch klar, dass viele Themen die politisch sehr wichtig sind, viele Leser nicht interessieren und damit auch nicht in die Zeitung kommen".

Begleitet wurde Kränzlein von seinem Assistenten Philipp Heimerl, der auch Vorsitzender der Brucker Stadtratsfraktion der SPD ist. Er zeigte sich vor allem davon überrascht, wie oft er lokalpolitische Themen in der Zeitung liest, noch bevor in der Fraktion oder anderen Gremien darüber gesprochen wurde. "Es ist spannend zu sehen, wie es manchmal reicht, wenn etwas in einem Nebensatz erwähnt wird und dann jemand die Geschichte recherchiert", sagte der 27-Jährige. Als Beispiel nannte er die Nachricht, dass der Brucker Haushalt neu verhandelt werden muss. Besonders freue er sich, wenn eine Geschichte, in der er zu Wort komme, auf der ersten Seite des Brucker Lokalteils zu finden ist. "Das ist natürlich etwas Eitelkeit, aber es ist eben schön, sich dort zu finden." Der Artikel, auf den er bisher am häufigsten angesprochen wurde, sei allerdings kein politischer Text gewesen, sondern eine Glosse im Januar 2015, in der es um die Zahl der Getränkemarken der Stadträte für den Neujahrsempfang ging.

Zurück ließen die beiden also den Eindruck, dass sie mit der Brucker SZ zufrieden sind - wegen der gehegten Eitelkeiten genauso wie wegen der politischen Geschichten.

© SZ vom 16.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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