Fürstenfeldbruck:EU-Geld zum Schutz des Ampertals

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Zuerst soll der Zustand des Biotops durch einen Managementplan erfasst werden. Die am schlechtesten bewerteten Gebiete können dann mit Fördermitteln verbessert werden

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Das FFH-Schutzgebiet Ampertal wird im Rahmen des Projekts "Natura 2000" neu kartiert und bekommt einen Managementplan. Das bedeutet Fördergelder von der EU für die Kartierung des Gebietes, für Landschaftspflege, Verbesserungen im Auwald sowie Verträge mit Landwirten, die gegen Entschädigung auf bestimmte Maßnahmen wie Dünger oder Pflanzengifte verzichten. Vertreter der Naturschutzbehörden haben das Projekt am Dienstag im Brucker Landratsamt vorgestellt. Sie betonten, dass Umwelt- und Bauernverbände, Grundeigentümer und Kommunen an einem Runden Tisch ihre Interessen einbringen können.

Der große Sitzungssaal war nicht einmal halb voll. Die Veranstalter von der Regierung von Oberbayern hatten wohl ein volles Haus mit aufgeregten Bauern erwartet. Gekommen war lediglich der Kreisobmann des Bauernverbandes, der eine Frage stellte. Landrat Thomas Karmasin (CSU) gab gleich zu Anfang Entwarnung. Wenn sich die Naturschutzbehörden zusammentäten, würden im Haus "die Alarmglocken schrillen", aber dieses Vorhaben sei auf Beratung, Freiwilligkeit und Kooperation ausgerichtet. Das Ziel sei, bedrohte Arten zu schützen.

Gefährdete Pflanzen wie der Großen Wiesenknopf sollen geschützt werden. (Foto: privat)

Mit dem Projekt "Natura 2000" will die EU ein europäisches Biotopverbundnetz schaffen und den Zustand solcher Biotope verbessern. Grundlagen sind die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) und die Vogelschutzrichtlinie. Im Landkreis geht es um das FFH-Gebiet Ampertal. Es ist etwa 2170 Hektar groß, erstreckt sich entlang der Amper und wird durch das Stadtgebiet von Fürstenfeldbruck in zwei Abschnitte gespalten. Für das Gebietsmanagement ist die Regierung von Oberbayern als Höhere Naturschutzbehörde zuständig.

Besonders schützenswert sind im Ampertal die Auenwälder mit Eschen, Erlen und Weiden. Solche Flächen sind aufgrund der Regulierung der Flüsse seit dem 19. Jahrhundert relativ selten und vom Verschwinden bedroht, erklärte Daniela Janker, vom Regionalen Kartierteam Oberbayern, die im Forstamt arbeitet. Dagegen gibt es noch relativ viele Buchenbestände. Die stark verbreiteten Areale mit Fichten würden hingegen nicht berücksichtigt. Erhalten bleiben sollen Seitenarme und Altwässer, aber auch Pflanzen wie der inzwischen seltene Große Wiesenknopf, dessen Blüten bestimmten Raupen dienen.

Auch die Seitenarme der Amper, wie hier in Emmering, sollen erhalten werden. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Als erstes werden die Flächen des FFH-Gebietes kartiert, eine Art Inventur vorgenommen und der Zustand einzelner Biotope bewertet. Gebiete, die in die schlechteste Kategorie C fallen, sollen aktiv verbessert werden, sagte Daniel Fuchs vom Planungsbüro Pan. Die Erfassung und Bewertung seien Grundlage des Managementsplanes, der in einem längeren Verfahren von den Behörden erarbeitet wird. Dabei werden Bauern und Umweltschützer, Eigentümer und Grundbesitzer in Form des Runden Tisches eingebunden.

In erster Linie ist "Natura 2000" jedoch ein Projekt der Behörden. Elmar Wenisch von der Regierung von Oberbayern sprach von einem Naturschutz-Großprojekt, das darauf abziele, die Perlen zu retten. Er warnte, dass die Natur immer stärker beansprucht werde. "Alle bisherigen Programme haben daran nichts ändern können. In Bayern wird jeden Tag eine Fläche von etwa 20 Fußballfeldern versiegelt, was einen ungeheueren Artenschwund nach sich zieht", erklärte Wenisch. Gleichwohl ist das Projekt so aufgebaut, dass lediglich die Kernzonen des FFH-Gebietes betroffen sind. Die Maßnahmen des Managements sind für die Flächen, die dem Staat oder den Kommunen gehören verbindlich. Für private Grundeigentümern haben diese lediglich empfehlenden Charakter. Mit Landwirten oder Waldbesitzern müssen Verträge abgeschlossen, so dass sie für Pflegemaßnahmen und entgangene Gewinne Entschädigungen erhalten.

Die Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz sieht das Projekt positiv. Die Kartierung sei sinnvoll und aufgrund des den Mangementplans gebe es Geld von der EU für Pflegemaßnahmen, sagte Eugenie Scherb der SZ. Das bedeute auch zusätzliches Personal. "Die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt ist personell und finanziell nicht gut ausgestattet", monierte sie. Im Auwald seien derzeit die Eschen durch einen Pilz gefährdet. Das Projekt "Natura 2000" biete die Chance, Ersatz durch andere Weichhölzer wie Schwarzerlen oder Pappeln zu schaffen.

© SZ vom 15.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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