Fürstenfeldbruck:Es muss menscheln

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Grünen-Politiker Martin Runge hat in vielen Gremien Fachwissen unter Beweis gestellt und einen guten Draht zu Ministerien und Behörden. Als OB-Kandidat aber muss er beweisen, dass er "mit den Bruckern kann"

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Dass Martin Runge fachlich was drauf hat, das hat er in den zurückliegenden Jahren in zahllosen Gremien bewiesen, ein paar Jahre lang war er sogar Fraktionsvorsitzender der Grünen-Landtagsfraktion. Viel Kompetenz kann einem allerdings bisweilen den Ruf der Nervensäge eintragen. Zudem erwarten die Brucker von ihrem Oberbürgermeister Bürgernähe.

Und weil Runges Herkunft aus Gröbenzell vereinzelt schon skeptisch thematisiert worden ist, will der OB-Kandidat im angelaufenen Wahlkampf seine große Verbundenheit mit der Stadt herausstreichen, mit der er als langjähriger Kreisrat und regelmäßiger Besucher von Veranstaltungen bereits bestens vertraut sei.

Zunächst nimmt er für sich in Anspruch, so etwas wie der einzig wirklich legitime Nachfolger des aus Gesundheitsgründen ausgeschiedenen Klaus Pleil zu sein. Das liegt auf der Hand, schließlich wird er von Pleils Brucker Bürgervereinigung (BBV) und von den Brucker Grünen ins Rennen geschickt und genießt offensichtlich auch die Unterstützung des Noch-Amtsinhabers Pleils. Zudem gibt es durchaus Parallelen: So ist Runge nicht nur theoretisch ein Unterstützer öffentlicher Verkehrsmittel und bekennt sich zu mehr Radverkehr. Er selbst verzichtet auf ein automobiles Statussymbol ebenso wie aufs Handy und ist viel mit Fahrrad, Bus und S-Bahn unterwegs.

Martin Runge möchte Pleils Politik und dessen lockeren Führungsstil fortführen. Darauf deutet das Wahlkampffoto hin. (Foto: Wolfgang Zwanzger)

Runge versuchte jüngst auf einer gemeinsam mit Klaus Quinten (BBV) und Jan Halbauer (Güne) einberufenen Pressekonferenz Bedenken zu zerstreuen, im Falle seines Wahlerfolgs werde es eine One-Man-Show des Alphatiers Runge geben: "Der Chef ist immer der Stadtrat, der OB ist für die Umsetzung der Beschlüsse zuständig." Und Bürgerbeteiligung soll weiterhin groß geschrieben werden. Das hatte Runge am Donnerstagvormittag auch an einem Informationsstand auf dem Grünen Markt deutlich gemacht.

Mit dem Brucker Stadtrat, so scheint es, könnte Runge gut leben. Wohl auch deshalb, weil es dort eine Mehrheit jenseits des konservativen Lagers gibt. Die jüngste Sitzung hat er besucht. Und auch wenn an jenem Tag die Meinungen über die Erschließung der künftigen Kita im Haeusler-Park weit auseinander gingen, bleibt bei Runge der Eindruck einer "ziemlich gesitteten Diskussion". Vielleicht liegt das daran, dass er seit 1984 nicht nur dem Kreistag, sondern auch dem Gemeinderat Gröbenzell angehört, dem wiederum der Ruf exzessiver Diskussionsfreude vorauseilt.

Das Rüstzeug für den Job des Brucker Oberbürgermeisters bringt Runge nach eigener Überzeugung mit - eine Sichtweise, die von Grünen und BBV geteilt wird. Punkten könne er mit guten Kontakten zu einflussreichen Politikern, Ministerien, Behörden wie der Regierung von Oberbayern, Eisenbahngesellschaft oder Energieversorgern, die sich der promovierte Wirtschaftswissenschaftler im Zuge seiner Lehrtätigkeit an der Münchner Uni sowie als Landtagsabgeordneter aufgebaut hat. Die könnte er sinnstiftend für die Kreisstadt einsetzen, etwa dann, wenn es um die Verkehrsentlastung des Zentrums, den S-Bahnausbau, Asylunterkünfte oder die zivile Umgestaltung des Fliegerhorsts geht. Wohnungsbau, das machte Runge schon mal klar, sieht er differenziert. Statt auf ein ungezügeltes Wachstum der Stadt setzt er auf die Schaffung von Wohnraum, der für Einkommensschache und Bedürftige erschwinglich ist. Die Stadt könne von vielen Förderprogrammen profitieren. Mehr versprechen, als er halten kann, wolle er aber nicht. Beim Thema B 2 etwa sei es "unredlich, große Sprünge zu versprechen".

Bereits seit Freitag verteilt die BBV eine Wahlkampfzeitung an alle Haushalte - diesmal naturgemäß mit vielen Beiträgen von Martin Runge. Zudem wurde bereits ein Faltblatt gedruckt, auf dem die wichtigsten Ziele des OB-Kandidaten skizziert sind. Sehr ausführlich erläutert werden diese auf der Homepage www.runge-ffb.de, auf der auch Videos zu finden sind.

© SZ vom 08.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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