Fürstenfeldbruck:Es kann geböllert werden

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Von diesem Samstag an dürfen Feuerwerkskörper verkauft werden. Das AEZ im Brucker City Point wirbt schon mal dafür. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Anders als in Norddeutschland halten die Händler im Landkreis Knaller und Raketen fürs Silvesterfeuerwerk in ihren Läden bereit. Einzig die Baumarktkette Hornbach in Freiham kündigt das Ende an - für 2020

Von Johanna Kleinert, Fürstenfeldbruck

In Fürstenfeldbruck und Umgebung werden auch in diesem Jahr Raketen und Böller über die Ladentheke gehen. Anders als in Norddeutschland, wo einige Supermarkt- und Drogeriefilialen dem Feuerwerk entsagen, haben die Einzelhändler im Landkreis sie weiter im Sortiment. Der Verkauf beginnt an diesem Samstag.

So auch in der Fürstenfeldbrucker Filiale der Drogeriekette Müller. Der dortige Filialleiter allerdings moniert, dass die Umsätze aus dem Silvesterverkauf rückläufig seien und starken Schwankungen unterliegen würden. Genaue Zahlen konnte er nicht nennen. Die vormaligen Käufer seien allerdings nicht etwa alle zu Umwelt- und Tierschützern übergelaufen. Vielmehr verlagerten sich die Einnahmen hin zu den Discountern, vermutet der Filialchef. Doch trotz günstiger Angebote blättern die Deutschen jedes Jahr eine recht erkleckliche Summe - 100 bis 150 Millionen Euro - für die Silvesterkracher hin.

Edeka Leich in Maisach erzielt jährlich etwa 3000 bis 5000 Euro mit dem Verkauf von Pyrotechnik. Auch diesmal vertreibt die Filiale Raketen. "Die Umsätze stagnieren seit einigen Jahren, aber es gibt immer Leute, die böllern wollen", teilt der Filialleiter der Redaktion mit. Die Präferenzen verlagerten sich hier, sagt AEZ-Geschäftsführerin Jill Klotz mit. Kunden neigten mittlerweile eher dazu, ihr Geld in ganze Batterien statt in Einzelraketen zu investieren.

Aldi Süd versammelt ebenfalls eine große Anzahl von Feuerwerkskörpern in den Regalen. Der Discounter reiht in die mittelalter-mystifizierende Produktlinie, in der sich Raketen um die ritterliche Tafelrunde versammeln, auch vereinzelt solche Geschosse ein, deren Namen vor allem eines sind: kurios. Erhältlich ist hier beispielsweise ein fontänenspeiender Vulkan, das sogenannte Magma Monster, in vier verschiedenen Ausführungen, oder der Screaming Grizzly, eine Batterie aus 300 schrillen Heulern, die wohl, wie zumindest die Verpackung glauben machen will, einen schreienden Braunbären imitieren soll.

Nur ein Unternehmen in der Umgebung von Fürstenfeldbruck hat sich dazu entschlossen, künftig keine Raketen und Silvesterkracher zu verkaufen - allerdings erst von 2020 an: die Hornbach-Filiale in Freiham. Die Baumarktkette will gänzlich auf den Verkauf von Feuerwerkskörpern verzichten. "Grundsätzlich setzen wir uns als Unternehmen kritisch mit unserem Sortiment auseinander. In den letzten Jahren sind Kunden wie Initiativen verstärkt in den Austausch mit uns getreten. Die Entscheidung wurde aus Umwelt-, Tier-, und Klimaschutzgründen getroffen", erläutert Hornbachs Pressesprecher Florian Preuß. Langfristige Lieferverträge würden das Unternehmen daran hindern, den Verkauf noch in diesem Jahr einzustellen.

In Norddeutschland bekundeten vereinzelte Filialen von Rewe und Edeka bereits ihren Ausstieg aus dem Feuerwerksverkauf. Auch immer mehr Städte reagieren: In der Münchener Fußgängerzone ist das Abbrennen von Pyrotechnik ebenso untersagt wie innerhalb des Mittleren Rings der Umweltzone. Verstöße werden mit bis zu 1000 Euro geahndet. Auch der Hamburger Jungfernstieg ist für Böller-Begeisterte ebenso tabu wie die Innenstädte von Bayreuth, Passau oder Augsburg. Auf einigen Nordseeinseln darf das neue Jahr schon lange nicht mehr laut begangen werden.

Immer mehr Käufer legten Wert auf ein nachhaltiges, faires und umweltverträgliches Sortiment, begründet Preuß den Entschluss von Hornbach. Dass der Vertrieb von Feuerwerkskörpern genau diesen Anspruch nicht erfüllen kann, ergibt sich aus einer Erhebung des Umweltbundesamtes. In der Silvesternacht werden demnach insgesamt 4500 Tonnen Feinstaub freigesetzt. Diese Menge entspricht fast 16 Prozent des gesamten jährlichen Feinstaubausstoßes. Einer Erhebung des Online-Portals Statista zufolge werden sich die Ausgaben für das Feuerwerk auf dem Niveau des Vorjahres von 133 Millionen Euro einpendeln.

In der Stadt Olching soll das neue Jahr tier- und umweltfreundlich begangen werden. Die Bürgerinitiative Umwelt- und Klimaschutz für Olching (UfO) hat dazu eine Lasershow organisiert - die erste im Landkreis. Weil der Antrag von Irmgard und Volker Gaul in der Stadtratssitzung abgelehnt worden war, machte sich das Ehepaar kurzerhand selbst an die Arbeit.

© SZ vom 28.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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