Fürstenfeldbruck:Erleuchtung mit Augenmaß

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Bei den Brucker Energietagen werden Glühbirnen gegen LEDs getauscht, und die Fahrzeuge haben elektrische Herzen. Mittendrin aber bricht ein Experte eine Lanze für fossile Brennstoffe

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Eines haben Messen und Ölheizungen gemeinsam. Beide wurden schon totgesagt, beiden aber ist ganz offensichtlich ein längeres Leben beschieden als gedacht. Das lässt sich auf den Energietagen in Fürstenfeld beobachten, die am Wochenende mehrere Tausend Besucher angelockt haben. Und bestätigt wird das nochmals von Harald Huber.

Huber arbeitet für eine Eichenauer Heizungs- und Sanitärfirma und setzt dem Märchen gleich mal ein Ende, dass Messen heutzutage so gar nicht mehr zeitgemäß sind. Es gibt doch Internet. Das schon, sagt Huber und lächelt hintergründig. "Aber an zwei Tagen Messe bekommen wir so viele Anfragen wie im ganzen Jahr übers Internet." Gerade wenn es um Immobilien geht, um Sanierungen und überhaupt den Servicebereich, dann ist das Zielpublikum nicht selten im fortgeschrittenen Alter. Und gerade die etwas reifere Generation hat nicht die geringste Lust, alles online zu erledigen. Sich von Angesicht zu Angesicht den Rat von verschiedenen Experten einzuholen, dafür sind Messen wie die Energietage gut - darüber kann auch der nicht allzu große Andrang am Samstagnachmittag nicht hinwegtäuschen. Dabei werden nicht gleich Geschäfte abgeschlossen. Wohl aber ist das die wichtige erste Kontaktaufnahme, aus der sich dann in vielen Fällen ein Anschlussgeschäft ergibt. Dies sei sein drittes Mal auf den Energietagen, sagt Huber, "und für uns ist das mit die beste Regionalmesse".

Gerade holt sich ein Hausbesitzer aus Adelshofen einen Rat. Er will seine Gasheizung austauschen. Die hat schon 40 Jahre auf dem Buckel. Um die 12 000 Euro werde er in seinem Fall wohl anlegen müssen, sagt Huber. Das freilich rechnet sich schnell, denn mit Hilfe der Gasbrennwerttechnik lassen sich da schon 25 bis 30 Prozent an Energiekosten einsparen. Solarthermie bietet die Eichenauer Firma auch an, aber manchmal rät man dort durchaus zu klassisch anmutender Technik, mag die auf den ersten Blick auch mäßig spannend klingen. Gibt es im Bestandsbau bereits eine Ölheizung und es sind die entsprechenden Heizkörper vorhanden, dann bietet es sich oftmals an, bei diesem Rohstoff zu bleiben und die Heizung mit Ölbrennwert-Technik aufzurüsten. Altbauten sind eben nicht mit Neubauten gleichzusetzen, und alles soll nicht nur umweltfreundlich, sondern auch erschwinglich sein. Das Verhältnis von Öl- zu Gasheizung schätzt Huber bei seinen Kunden auf etwa drei zu eins.

Am Stand in der Fürstenfelder Tenne schenkt Ziel-21-Chef Gottfried Obermair jedem Besucher eine, der im Gegenzug eine alte Glühbirne dalässt. (Foto: Günther Reger)

Genau bei eins zu eins liegt das Verhältnis einen Stock weiter oben in der Tenne. Die Mitarbeiter des Klimawendevereins Ziel 21 tauschen da alte Glühbirnen gegen moderne LED-Lampen aus. Die verbrauchen nur etwa zehn Prozent Strom bei gleicher Leuchtleistung, verursachen aber im Vergleich zu den bekannten Energiesparlampen weniger Problemmüll und leuchten ohne Anlaufphase. Mit der Gratisaustauschaktion will man das in die Köpfe bringen. Jeder soll sehen, dass Energiesparen und Klimaschutz nicht zwangsläufig mit Verzicht verbunden sind. Das ist auch Gottfried Obermair, dem Ziel-21-Vorsitzenden, wichtig. Die Preise für solche LED-Lampen, die es in vielen Formen und Leistungsstufen gibt, sind in Fachgeschäften und Baumärkten schon auf ein Niveau gesunken, durch das sich die Investition in der Regel bereits nach weniger als drei Monaten rechnet.

Rechnen dürfte sich auf lange Sicht auch der Umstieg auf Elektroautos - auch wenn man damit ebenso im Stau steht wie mit Benziner oder Diesel, und es aus Umweltsicht vor allem dann Sinn macht, wenn man das Auto mit dem auf dem eigenen Hausdach produzierten Strom tankt. Im Stadtsaal führt Robert Bayer, Chef eines Brucker Autohauses, den Kia Soul vor. Um die 33 000 Euro kostet der Einstieg in die E-Mobilität, dafür gibt es einen mit 110 PS ordentlich antrittsstarken Motor und eine versprochene Reichweite von gut 200 Kilometer. Noch sind E-Autos für Bayer, der vor allem Skodas verkauft, eher ein Randgeschäft. Aber das werde sich sicherlich ändern, und auf der Messe gab es offenbar durchaus lebhaftes Interesse an dem potenziellen Zweitwagen. Wem das mit den Elektrotankstellen noch nicht so geheuer ist, für den steht nebenan der Kia Niro. Das ist ein Hybrid-Auto, in dem sich ein Elektromotor mit einem klassischen Benziner die Arbeit teilt und den es ab etwa 25 000 Euro gibt.

Probesitzen auf der Schwalbe: Ein Münchner Hersteller hat den Klassiker aus Ostdeutschland mit moderner E-Technik wieder auferstehen lassen. (Foto: Günther Reger)

Deutlich günstiger ist naturgemäß ein Moped wie die Schwalbe. Der ostdeutsche Klassiker wurde nun von einer Münchner Firma technisch runderneuert. Unter der Retro-Fassade surrt ein E-Herz locker 50 Kilometer weit und treibt die Schwalbe mit 45 Sachen durch die Stadt und übers Land. Bei dem Sauwetter am Samstag ist man dann aber ganz froh, dass man sich im überdachten Stadtsaal erst mal aufs Visuelle beschränken kann. Ganz ähnlich liegt die Sache bei den Angeboten mancher der mehr als 80 Aussteller, die man nicht auf den ersten Blick mit einer Messe für Bauen, Energie und Handwerk in Verbindung bringt: Der Anbieter von Luxus-Grills weckt immerhin die Vorfreude auf einen heißen Sommer, in denen auch die nicht ganz so modernen Brennwert-Heizungsanlagen null Emissionen emittieren - weil sie abgeschaltet sind.

© SZ vom 20.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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