Fürstenfeldbruck:Erhaltenswert und förderungswürdig

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Der Kreiskulturausschuss begibt sich dorthin, wohin das Geld fließen soll. Zu den Baudenkmälern, die saniert werden müssen, um sie für die kommenden Generationen zu erhalten. Nebenbei erfahren die Kommunalpolitiker, was die Zuwendungen schon Gutes bewirkt haben

Von Christoph Kaindl, Fürstenfeldbruck

Das unscheinbare Stück Stoff hängt direkt neben dem Eingang der Kirche Maria Himmelfahrt. Ein blutiges Gesicht ist darauf zu sehen, die Augen sind geschlossen. Rechts daneben ist das Bild einer ebenfalls blutigen Lanze. "Wir haben hier wahrscheinlich eine Berührungsreliquie", erzählt Annemarie Hillenbrand, die sich um die Kirche in Bergkirchen kümmert. Die Reliquie stamme wahrscheinlich aus Rom. Dort wird nämlich im Petersdom das Schweißtuch der Veronika aufbewahrt, mit dem Jesus auf seinem Kreuzweg der Schweiß abgewischt worden sein soll. Das Bild wurde nach diesem Schweißtuch gezeichnet, durch Berührung mit diesem wurde die Kopie ebenfalls heilig. Ein aus Jesenwang stammender Franziskanermönch brachte es dann im Jahr 1723 in seine Heimatgemeinde.

Geschichte ist mehr als bloß Jahreszahlen, Schlachten und Kaiser: Oft sind es die Zeugnisse des alltäglichen Lebens, die besonders interessant sind. Auf solche Spuren haben sich Mitglieder des Kulturausschusses gemacht. Anlass für die Fahrt unter der Leitung von Landratsstellvertreterin Martina Drechsler (CSU) war die Vergabe von Zuschüssen für die Instandsetzung von fünf verschiedenen Objekten im Landkreis.

Restauriert wird derzeit die Kirche Maria Himmlefahrt in Bergkirchen. Bereits aus der Entfernung fällt auf, dass dem Kirchtum etwas fehlt. "Die Zwiebelhaube befindet sich zur Zeit zur Sanierung bei der Firma Schlemmer", klärt Bürgermeister Erwin Fraunhofer auf. Zuvor habe man sie längere Zeit mit Spanngurten sichern müssen, da sie nur noch lose auf dem Turm saß. Der viel größere Teil der Arbeit wartet jedoch noch auf die Gemeinde: Die gesamte Kirche muss generalsaniert werden. Auf voraussichtlich 570 000 Euro belaufen sich die Kosten.

Um Jesenwang bei dem Vorhaben zu unterstützen, gewährte das Landesamt für Denkmalpflege Zuschüsse. Doch warum muss die Gemeinde und nicht die Kirche dafür aufkommen? Daran ist Napoleon schuld. Im Zuge der durch ihn ausgelösten Säkularisation sollte Maria Himmelfahrt abgerissen werden. "Die örtlichen Bauern konnten dies verhindern, indem sie die Kirche für 350 Gulden kauften.", erklärt Fraunhofer. Ein Geschäft, dass sich als durchaus lukrativ erwies: Denn die Bauern durften in Anschluss daran die Einnahmen aus dem Opferstock behalten. Zur Instandhaltung der Kirche waren die Bauern hingegen nicht verpflichtet. Und so verfiel diese, bis die Gemeinde sie in den Dreißigerjahren des 19. Jahrhunderts zurückkaufen konnte.

In der Kirche Sankt Sylvester in Unterlappach treffen die Ausschussmitglieder Kirchenpfleger Michael Schamberger. Er berichtet von der barocken Kirchenmauer, die vor Kurzem saniert und an manchen Stellen neu gebaut wurde. Besonderes Augenmerk richtete man dabei auf eine originalgetreue Abdeckung der Mauer mit halbrunden Ziegeln: "Dafür wurden die für Kirchen im Landkreis übliche Art Ziegel verwendet", erklärt ein Fachmann der Diözese. "Die Ziegel wurden eigens für dieses Projekt hergestellt." Neben der Restaurierung der Mauer wurde die Außenfassade der Kirche auf ihren Stand von 1680 gebracht. Vorher herrschte ein Mix von verschiedenen Stilen vor.

Einen erfreulichen Anblick bekommen die Kreisräte in einem jüngst renovierten Bauernhof aus dem Jahr 1895 in Kottgeisering. Hierfür gewährte der Landkreis bereits Zuschüsse. Eigentümerin Yvonne Toepfer führte den Kulturausschuss durchs Haus. An vielen Stellen hat sie die alte Raumaufteilung beibehalten, im ersten Stock sind noch die Originaldielen. Die Fenster und Türen sind ebenfalls noch die ursprünglichen. Eine große Aufgabe bei der Renovierung war die Trockenlegung des Mauerwerks, die über ein Jahr dauerte. Erst dann konnte neu verputzt werden. "Inzwischen sind die Mühen vergessen", sagt Toepfer. "Die Renovierung hat viel Spaß gemacht."

Der Kulturausschuss beschloss nach der Fahrt für die Renovierung der Kirchen 60 000 Euro bereitzustellen. Dazu gehören neben Sankt Sylvester und Maria Himmelfahrt noch drei weitere sanierungsbedürftige Kirchen. Außerdem wird ein Grabung im Haspelmoor gefördert.

© SZ vom 14.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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