Fürstenfeldbruck:Erhalten statt abreißen

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Auch die ehemalige Grundschule am Niederbronnerweg könnte auf den Prüfstand gestellt werden: Archivfoto: Stefan Salger (Foto: N/A)

Symposium in Bruck widmet sich dem Thema graue Energie

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Werden Altbauten abgerissen, dann geht die in ihnen gespeicherte graue Energie verloren - die für den Neubau wieder aufgewendet werden muss. Fürstenfeldbruck hat vor allem eine große "Baustelle", bei der sich eine sehr genaue Prüfung lohnen dürfte, ob man den Bestand nicht einfach cleverer nutzen und somit erhalten könnte: Das etwa 250 Fußballfelder große Militärgelände, das 2026 nach dem Anzug der Bundeswehr neu überplant werden soll, stand am Donnerstag im Fokus eines hochrangig besetzten Symposiums unter dem Titel "Graue Energie zählt - Nachhaltig bauen im Bestand - auch im Fliegerhorst Fürstenfeldbruck?" Dabei wurde vor allem sehr grundsätzlich geklärt, wie ein "Tool" aussehen und was es leisten könnte, um gewissermaßen eine normierte und ergebnisoffene Bewertung treffen zu können. Vertreten waren vor jeweils etwa 80 Zuschauern im Veranstaltungsforum sowie weiteren 80 Online-Zuschauern Vertreter des bayerischen Bauministeriums ebenso wie namhafte Bauexperten und Architekten. Fürstenfeldbrucks Stadtbaurat Johannes Dachsel zeigte sich beeindruckt von Qualität und Resonanz.

Severin Lenel vom Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz NNBS ("Graue Energie und graue Treibhausgasemissionen zählen mehr, als Sie denken"), Muck Petzet von Muck Petzet Architekten ("BBB: Ein neues System zur Beurteilung bestehender Bauten") sowie Tim Rieniets vom Institut für Entwerfen und Städtebau der Leibniz Universität Hannover ("Umbaukultur - für eine Architektur des Veränderns") waren sich weitgehend einig, dass oft vorschnell abgerissen und neu bebaut wird.

Was bedeutet das für Fürstenfeldbruck? In jedem Einzelfall "genau hinschauen und nach einer passenden Nutzung suchen", empfiehlt Dachsel. Mit einer datenbasierten Entscheidungsgrundlage im Rücken lässt sich auch leichter öffentlich diskutieren - vor allem dann, wenn das Konzept wirtschaftlich ist. Muck Petztet etwa schlägt vor, den denkmalgeschützten Kilometerbau zu gliedern in ein dann in der Tat imposantes "Reihenhaus". Ebenso wie dieses markante Gebäude stehen wohl an die 80 Prozent des Bestands ohnehin unter Denkmalschutz und können gar nicht einfach plattgemacht werden. Das freilich will in der Kreisstadt auch niemand. Leer stehen lassen ist für keines der Häuser eine Option angesichts der Unterhaltskosten.

Der Bauamtsleiter erhofft sich nun weiteren "kreativen Input und Mut". Vor allem aber lässt er den Blick über den Fliegerhorst hinaus übers Stadtgebiet schweifen. Nimmt man die Sache ernst, sollte man auch dort viele Häuser auf den Prüfstand stellen, vielleicht sogar die ehemalige Grundschule am Niederbronnerweg, die eigentlich neuen Wohnhäusern weichen soll. In der Debatte wird auch die Frage aufgeworfen, ob vor einer obligatorischen Abrissgenehmigung eine standardisierte Prüfung erfolgen sollte. Auch viele Altbauten aus den Sechzigern oder Siebzigern seien in der Substanz besser als oft gedacht und durchaus erhaltenswert, sagt Dachsel. Und wenn wirklich mal ein Neubau sinnvoller ist, dann sollte beispielsweise bereits früh darauf geachtet werden, dass die Baustoffe recycelt werden können.

Details zum Stand der Konversion des Fliegerhorsts unter brucker-stadtgespraeche.de/fliegerhorst-konversion

© SZ vom 02.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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