Fürstenfeldbruck:Erfolgreiches ökumenisches Projekt

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Unter der Leitung von Christoph Hauser führen drei Kirchenchöre aus Fürstenfeldbruck Joseph Haydns Oratorium in Fürstenfeld auf. Auch wenn es an einigen Stellen hakt, vereinigen sich die vielen Sänger zu einem eindrucksvollen Klangkörper

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Joseph Haydns Oratorium "Die Schöpfung" ist nicht nur ein sehr unmittelbar ansprechendes Werk. Es entfaltet bei einer Aufführung in der Klosterkirche Fürstenfeld im Zusammenwirken mit der Ausstattung des Raumes auch eine wunderbare Synthese aus akustischen und optischen Eindrücken. Als sich die Chöre des katholischen Pfarrverbandes Fürstenfeld, namentlich aus Sankt Bernhard (Chorleiter Simon Probst) und Sankt Magdalena (Chorleiter Christoph Hauser) sowie der evangelischen Erlöserkirche (Chorleiterin Kirsten Ruhwandl) für ein Konzert mit diesem Oratorium zusammengetan haben, konnten sie noch nicht ahnen, dass auch Papst Franziskus die Schöpfung zum zentralen Thema seiner neuen Enzyklika machen würde. In der Fortführung des regionalen ökumenischen Kirchentages war das Projekt auch eine Art klingender Beweis für die Verständigung der Christen vor Ort.

Die rein künstlerische Bedeutung einer solchen Aufführung hatte hier dadurch noch eine bürgerschaftlich-gesellschaftliche. Pfarrer Albert Bauernfeind erinnerte am Sonntag in der voll besetzten Kirche bei seiner Begrüßung an den jüngst verstorbenen, langjährigen Kirchenmusiker von Sankt Magdalena und der Klosterkirche Fürstenfeld, Roland Muhr, und widmete ihm das Konzert in memoriam. Unter dem Dirigat von Christoph Hauser musizierten das Kammerorchester Dieter Sauer und die Vokalsolisten Talia Or (Sopran), Gustavo Martín Sánchez (Tenor) und Markus Hauser (Bass).

Wie auf leisen Sohlen entwickelte sich in der Orchestereinleitung eine Art Urgrund aus Streichern und klangschönen Bläsersolisten. Diesen führte der aus etwa einhundert Sängern bestehende Chor im Satz "Und der Geist Gottes" wie einen staunenden Klang weiter, und verwandelte ihn nach wenigen Takten beim Wort "Licht" in ein prachtvolles Forte. Die harte Arbeit in der Einstudierung der Chöre zeigte in der ganzen Aufführung viele ganz ausgezeichnete Facetten, etwa bei "Die Himmel erzählen", als Intonationsreinheit und homogener Zusammenklang die Sänger selbst beflügelten und die Zuhörer gleichzeitig überzeugten. Eine gute Kombination aus melodischer Führung, klarer Textdeklamation und präziser Rhythmik stellten die Sänger in "Denn er hat Himmel und Erde" klangvoll unter Beweis, wobei die imitatorische Verschränkung der Stimmen zu einer plastischen Einheit führte. In der Kombination zweier Solisten mit dem Chor und der beschwingt-triolischen Orchesterbegleitung stellte sich schließlich in "Von deiner Güt'" ein organischer Gleichklang aller Beteiligten ein.

Bei den Solisten hatten sich die Verantwortlichen für Sänger entschieden, die von ihrem Ausdrucksvermögen her der Oper nahestehen. Dadurch konnte eine interpretatorische Einheit zwischen den drei Sängern erreicht werden, die weniger auf der schlichten Linie und mehr auf groß angelegten Gesten basierte. Manche Passage beim Tenor wirkte etwas gedrückt, während der Bassist mitunter Mühe hatte, eine durchgängig ansprechende Tonqualität sicherzustellen. Das Terzett "In holder Anmut steh'n" gelang in guter Übereinstimmung und Balance zwischen den drei Solisten und dem Orchester. Der Dirigent Christoph Hauser hatte die Partitur sehr genau studiert und setzte mit vielen seiner klaren Einsätze wichtige Impulse für das musikalische Geschehen. Für die Mitglieder des Orchesters und des Chores war damit eine verlässliche Orientierung gegeben. In der Abstimmung der Rezitative zwischen dem Continuo und dem jeweiligen Sänger gab es hin und wieder kleine Unstimmigkeiten, die sicher auch den beschränkten Probenmöglichkeiten zuzuschreiben waren.

Zusammenarbeit und Ökumene können auf Dauer nur gelingen, wenn man sich auf Augenhöhe begegnet. Es wäre mehr als eine selbstverständliche Geste gewesen, die beiden Chorleiter aus Sankt Bernhard und der Erlöserkirche am Ende in eine Reihe mit den Solisten und dem Dirigenten zu stellen. Der reiche Beifall des Publikums hätte sich so auch auf diejenigen verteilt, die ebenfalls einen großen Anteil am Gelingen der Aufführung hatten.

© SZ vom 14.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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