Fürstenfeldbruck:Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

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Eine Zählung ergibt, dass die Flugkünstler auch im Landkreis nicht mehr zu den zehn häufigsten Gartenvögeln gehören

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Der Mensch hat ja bisweilen ein widersprüchliches Verhältnis zu seiner Umwelt. Gegen Vögel hat er in der Regel nichts. Manche Arten, wie etwa die Schwalben, standen früher sogar im Ruf, Glücksboten zu sein. Und auch heute noch ist die erste aus dem Süden zurückgekehrte Schwalbe sichtbares Zeichen dafür, dass nun endlich der Sommer beginnt.

Doch die harmonische Koexistenz endet dort, wo die Schwalbe als Kulturfolger dem Menschen allzu sehr auf die Pelle rückt. Mehlschwalben errichten ihre Nester nur allzu gern unter den Dachvorsprüngen von Häusern. "Sie brütet gerne in großen Kolonien, und dies nicht immer zur Freude der menschlichen Gastgeber", weiß man beim Naturschutzbund Nabu. Kot und Reste von Nistmaterial an der Hausmauer schätzen die wenigsten Hausbesitzer, weshalb viele Schwalbennester mutwillig zerstört würden, klagen die Naturschützer. Weil die kleinen Flugkünstler aber immer weniger Nistmöglichkeiten und immer weniger für den Nestbau geeignetes Material wie etwa Lehm in der Natur finden, gehen ihre Bestände sukzessive zurück. Diese Erkenntnis bestätigte jetzt auch die Vogelzählung "Stunde der Gartenvögel", zu der der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und der Nabu wieder gemeinsam aufgerufen hatten.

Zum ersten Mal in den elf Jahren, in denen interessierte Laien zu einem bestimmten Zeitpunkt die Vögel in ihren Gärten zählen, mussten die Naturschützer darum bangen, dass die Mehlschwalbe - erkennbar am leuchtend weißen Bürzel und Bauch sowie am tief gekerbten Schwanz - überhaupt noch zu den zehn häufigsten Gartenvogelarten in Bayern gehört. Im Landkreis Fürstenfeldbruck liegt sie unter allen Gartenvögeln mit 59 Nennungen auf Platz 14 und damit etwa gleichauf wie in den Jahren 2012 und 2013. Im Vorjahr waren deutlich weniger Mehlschwalben gesichtet worden, damals reichte es nur zu Platz 25.

In diesem Jahr beteiligten sich im Landkreis 225 Beobachter an der "Stunde der Gartenvögel". Sie meldeten im Untersuchungszeitraum insgesamt 3776 Vögel. Zum zweiten Mal wurde dabei auch die Zahl der Schwalbennester abgefragt. Das Ergebnis: lediglich fünf Nester an nur zwei Häusern. Mehlschwalben, Mauersegler und andere Insektenfresser leiden zudem schon seit Jahren daran, dass ihre Nahrung knapp wird: Denn Fluginsekten verschwinden mehr und mehr, weil rund um die großen bayerischen Städte viel gebaut und damit auch viel Fläche versiegelt wird, aber auch weil sie den hohen Pestizideinsatz in der Landwirtschaft nicht überleben.

Das Bewusstsein beim Menschen für die Zusammenhänge in der Natur schärfen, auch das möchten die Naturschutzverbände mit ihren Vogelzählungen erreichen, die alljährlich im Sommer und im Winter stattfinden. Deshalb wird neuerdings auch das Vorkommen anderer Tierarten wie Fledermaus, Blindschleiche und der Schmetterlingsart Admiral erfasst. Bei den Vögeln löste in diesem Jahr im Landkreis die Amsel den Haussperling als häufigsten Gartenvogel ab, der in den vergangenen Jahren die Liste angeführt hatte. 535 Amseln meldeten die Vogelfreunde in diesem Sommer und 528 Haussperlinge. Auf Platz drei bleibt die Kohlmeise mit 439 Nennungen vor Blaumeise und Star. Vom Verwandten des Haussperlings, dem Feldsperling, der bei der Winterzählung seit einigen Jahren im Landkreis an der Spitze liegt, wurden nun 208 Exemplare gesichtet - Platz sechs. Damit erhärte sich der Trend, dass immer mehr Vogelarten aus der freien Landschaft in die Dörfer und Städte ziehen, sagt der LBV. Denn die Bestände des Feldsperlings nehmen nicht zu, sondern es verschiebt sich lediglich ihr Vorkommen - vom freien Feld in die Wohnsiedlungen.

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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