Fürstenfeldbruck:Eine Reise um die Welt

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Länderprojekt an der Ferdinand-von-Miller-Realschule

Von Melanie Fritsch, Fürstenfeldbruck

Israelische Musik tönt laut aus einem Klassenzimmer. Jugendliche lachen und feuern ihre Kameraden beim Stuhltanz "Die Reise nach Jerusalem" an. Ein paar Räume weiter bieten Schüler italienische Pizza, traditionelle koreanische Nudelgerichte und kubanische Cocktails an. In einem anderen Klassenzimmer wird ein Film über die amerikanische Geschichte gezeigt.

Das zweitägige Länderprojekt in der Ferdinand-von-Miller-Realschule in Fürstenfeldbruck macht eine gute Stimmung. Als "Schule ohne Rassismus" sieht sich die Realschule in der Pflicht, diesem Titel auch gerecht zu werden. So sollten die Jugendlichen neue Kulturen kennenlernen und lernen, offen zu sein - für andere Religionen, Traditionen und Sitten. Insgesamt 38 Klassen stellen den Mitschülern, interessierten Eltern und anderen Gästen verschiedene Länder vor. Die Spanne erstreckt sich dabei über alle Kontinente. In der Vorbereitungsphase hatten die Realschüler die Aufgabe, über den Wikipedia-Eintrag hinaus spannende Informationen und Besonderheiten herauszufinden und individuell aufzuarbeiten, wie die Lehrerin Martina Brune erklärt. Dies ist den Klassen auch gelungen. Die einen fordern ihre Besucher mit länderbezogenen Quizfragen, die anderen präsentieren"ihr" Land mit musikalischen Klängen.

Dem Engagement des Sechstklässlers Aaron Jordan ist es sogar zu verdanken, dass die Jugendlichen aus erster Hand über das Leben in Afghanistan erfahren. Bei seiner Suche im Internet stieß der Schüler zufällig auf die Nummer der Organisation "Kinderhilfe Afghanistan". Um seine Fragen zu klären, überlegte er nicht lang und wählte die Nummer. Die Frau am Telefon war so begeistert von dem Engagement, dass sie sofort angeboten habe, zu diesem Anlass persönlich bei der Schule vorbeizuschauen. So nimmt die Organisatorin Annette Erös die rund zweistündige Anreise von Mintraching bei Regensburg auf sich, um den Schülern in einer Präsentation über das Leben der Kinder und Jugendlichen in Afghanistan zu berichten.

Rund 100 Schüler versammeln sich in der Mehrzweckhalle um den spannenden Erzählungen zu lauschen. Annette Erös erklärt zum Beispiel, dass es in Afghanistan eine Temperaturspanne von mehr als 100 Grad Celsius gibt. Während es in der Wüste über 53 Grad hat, können die Temperaturen in den Bergen bei minus 50 Grad liegen. Darüber hinaus erfahren die Jugendlichen, wie es überhaupt zum Krieg gekommen ist. Erös zeigt Bilder, die einen Eindruck geben sollen, wie der Alltag in einem Land funktioniert, in dem staatliche Strukturen zusammenbrechen und Strom und Wasser keine Selbstverständlichkeit sind. Schon seit mehr als 18 Jahren fördert Annette Erös gemeinsam mit ihrem Mann Reinhard durch ihre Initiative "Kinderhilfe Afghanistan" nicht nur die Schulbildung afghanischer Kinder, sondern auch vielfältige Projekte zur Berufsausbildung und Gesundheitsvorsorge.

Die Resonanz über das Projekt fällt bei den Schüler positiv aus. Ganz besonders stolz ist Aaron Jordan auf das, was er mit seinem Griff zum Telefon erreichte. Denn auch die Spenden vom diesjährigen Weihnachtsbasar werden an die "Kinderhilfe Afghanistan" gehen.

© SZ vom 28.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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