Fürstenfeldbruck:Eine Beziehung mit der Angst

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Vor der Premiere wird noch einmal intensiv geprobt, damit die Emotionen des Stücks auch authentisch bei den Besuchern ankommen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Das neu gegründete Theater 4 zeigt das Selbstgeschriebene Stück "Kokon" im Veranstaltungsforum Fürstenfeld

Von Larissa Kahr, Fürstenfeldbruck

Schlangenartig gleitet die junge Frau auf die Bühne. Sie trägt ein enges, hautfarbenes Kostüm. Ein paar Sekunden vergehen und eine andere junge Frau und ein junger Mann folgen ihr. Mit fließenden, ruhigen Bewegungen versetzt sich das Trio in einen Trancezustand. "So. Und jetzt nochmal zurück auf die Anfangsposition", unterbricht Katharina Holzhey, Regisseurin und Autorin des Theaterstücks "Kokon", die Probe. Die 20-Jährige studiert ihr Skript und zeigt dann den Schauspielern ihre Positionen. Der Zuschauer solle die Verarbeitung von Ängsten in dieser Szene erkennen, sagt sie. Aufgeführt wird das Stück von der neu gegründeten Theatergruppe "Theater 4".

Holzhey inszenierte bereits während ihrer Schulzeit ihr Stück "Fadenspiele". Darauf folgte eine Regieassistenz an der Theaterakademie August Everding in München und eine Regiehospitanz am Maxim-Gorki-Theater in Berlin. Die junge Frau möchte aber später nicht als Regisseurin arbeiten, wie sie sagt. Eher könne sie sich etwas im Bereich Kulturmanagement vorstellen.

Genaue Vorstellungen hat sie allerdings davon, wie das aktuelle Stück auf der Bühne aussehen soll. Die junge Regisseurin positioniert die Hauptfigur Mika, gespielt von Leandra Frey, in passender Entfernung zu einem Tänzer, der die Rolle der Angst spielt. Mika und die Angst haben eine ganz besondere Beziehung. Von ihr handelt das Stück "Kokon". Die Inszenierung folgt Mika und ihrer Furcht vor sozialen Bindungen. Als Mika auf Juno (Cosima Schenk) trifft, beginnt ein Konflikt durch ihre Angst vor sozialen Bindungen. Die Verantwortung, die mit dieser Beziehung einhergeht, scheint für die Figur nicht tragbar.

Damit dieser Konflikt für den Zuschauer deutlich wird, probt die Gruppe seit der Gründung im September 2018 regelmäßig. Das Ensemble ist mit acht Mitgliedern im Alter zwischen 18 bis 23 Jahren sehr jung. Das ist kein Zufall. Denn durch die Gründung soll eine neue, junge Generation von Theatermachern gefördert werden. Gegründet wurde das "Theater 4" vom Namensvetter, dem "Theater 5". Einmal im Jahr präsentiert die Amateurtheatergruppe eine Eigenproduktion im Kloster Fürstenfeld. Matthias Weber, Leiter des Theater 5, erzählt, die Idee einer Nachwuchsgruppe habe schon lange bestanden. Es habe bisher die junge Generation an Theatermachern gefehlt, die in die Fußstapfen des "Theater 5" treten kann. Wichtig sei ihm dabei, dass die Schauspieler nicht einfach nur lernen eine Rolle zu spielen, sondern wirklich alle Aspekte einer Theaterproduktion übernehmen, sagt Weber. Und das, so zeigt sich bei der Probe, gelingt den neuen Mitgliedern des "Theater 4" auch dank der Unterstützung der Mentoren vom "Theater 5".

Geprobt haben die Nachwuchsschauspieler im Probenraum des Theater 5. Die Musik für die Inszenierung hat der junge Musiker Luis Gruhler (21) komponiert. Auch die Plakate hat die Gruppe selbst entworfen. Sie zeigen zwei der Schauspielerinnen, die von einem Tuch, ähnlich einem Kokon, halb verdeckt werden. Entstanden sei das Bild in ihrer Badewanne, erzählt Holzhey. Finanziert wird das Projekt mit den 1000 Euro, die das Theater 5 im Jahr 2017 gemeinsam mit dem Förderpreis des Kulturvereins Fürstenfeld gewonnen hat. Matthias Weber hofft, dass die junge Gruppe bald ein eigenes Netzwerk entwickelt und so zukünftig völlig selbständig Projekte realisieren kann.

Die Mitglieder des "Theater 4" sind sich der gestalterischen Freiheit bewusst, die ihnen dadurch zur Verfügung steht. Es sei einfach eine Riesenchance, dass sie ohne Eingrenzungen "einfach ihr Ding machen können", sagt Marleen Uebler (20), Mitglied des Ensembles. Diese ge- lebte Freiheit für Kreatives wird in der Probe sichtbar, als ein Brief verlesen wird: Mika schaut in den leeren Probenraum und trägt den Text mit monotoner Stimme vor. Dann setzt eine zweite Stimme aus dem Off ein, die jedes dritte Wort wiederholt. So wirkt es, als ob der Brief gerade geschrieben wird und die Gedanken genau in diesem Moment durch Mikas Kopf rasen.

"Kokon", Theaterstück des Theater 4, Premiere am Sonntag, 17. März von 20 Uhr an im Säulensaal des Veranstaltungsforums. Außerdem wird das Stück noch einmal am Montag, 18. März, ebenfalls von 20 Uhr an. Der Eintritt kostet fünf Euro. Reservierung per Mail an Theater4@gmx.de

© SZ vom 16.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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