Fürstenfeldbruck:Ein Leitbild für den Landkreis

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Kommunalpolitiker, Verbandsvertreter und Experten machen sich an eine Analyse der Stärken und Schwächen von Stadt und Umgebung. Zum Auftakt reden auch die Bürger mit

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Klimawandel, Zuzug, Fachkräftemangel: Die Kommunalpolitik soll Antworten finden auf viele drängende Probleme. Politiker, Verbandsvertreter und Experten machen sich deshalb Gedanken darüber, wo der Landkreis steht, und wohin er sich entwickeln soll. Diese Überlegungen sollen zu einem Leitbild verdichtet und mit Projekten verknüpft werden. So entstammt etwa der ÖPNV-Schnuppertag den Diskussionen zum ersten Leitbild, die etwa vor etwa acht Jahren begannen. Die Idee, sämtliche Busse im Landkreis an einem Tag kostenlos nutzen zu können, soll das Angebot an Linien bekannter machen.

Zum Auftakt der Diskussionen über ein Leitbild haben mehrere Dutzend Einwohner des Landkreises das Angebot zum Mitreden wahrgenommen. Auf 50 bis 60 Beiträge aus der Zuhörerschaft schätzt Josef Bühler vom Büro Neuland die bei der Auftaktveranstaltung im Landratsamt abgegebenen Anmerkungen. Das Büro Neuland betreut den Leitbildprozess. Laut Bühler liegt vielen die Siedlungsentwicklung am Herzen. Es sollte mehr in die Höhe gebaut werden, um weniger Boden zu versiegeln, habe ein Wunsch gelautet. Gewünscht wurden auch kurze Wege und eine Bauweise, die die Klimaerwärmung einbezieht. Zweites häufig genanntes Thema ist der Verkehr. Mehr aufs Fahrrad zu setzen, das war ein immer wieder vorgetragener Wunsch. Die Beiträge der Besucher wird Bühler auch ans Landratsamt weiterreichen, damit sich die Arbeitsgruppen aus Kommunalpolitikern, Vertretern von Verbänden und Experten mit ihnen befassen können.

Vor etwa sieben Jahren begann im Landkreis der erste Leitbildprozess. Die Themen haben sich seitdem nicht grundsätzlich geändert, allerdings haben sich Gewichtungen verschoben. Bühler macht auf den Mangel an bezahlbaren Wohnraum aufmerksam. Der sei zu Beginn des Jahrzehnts noch nicht so eklatant gewesen, sagt er. Auch die Anwerbung von Fachkräften, sei es für Betriebe, sei es für Pflege und Betreuung ist schwieriger geworden. Krankenbetten können nicht belegt, Kitaplätze nicht vergeben und Arbeitsplätze nicht besetzt werden, weil geeignete Fachkräfte fehlen. Zudem sollte der Landkreis seinen Worten nach die digitale Bildung an den Schulen weiterentwickeln. Zu den Themen der Arbeitsgruppen gehören auch Naturschutz, Landwirtschaft, Energieversorgung, Freizeit und Wirtschaft sowie die Finanzen des Landkreises.

Ein Resultat der Leitbilddiskussionen war eine Reduktion der Schulden. Eine solche Vorgabe allein hält Bühler nicht für generationengerecht. So manche Investition in die Zukunft könne schon angebracht sein, sagt er. Veränderungen braucht es auch bei der Mobilität. Die habe in den vergangenen Jahren wenig dazu beigetragen, Klimagase einzusparen. Auch die hohen Pendlerströme zeigen laut Bühler, dass der Landkreis auf diesem Feld weitere Anstrengungen unternehmen muss, obwohl vor allem durch den Ausbau des öffentlichen Busnetzes schon viel passiert ist.

Die Entwicklung eines Leitbilds soll nicht bei Worten stehen bleiben. Aus den Themen- sollen Handlungsfelder werden. Das ist auch vor Jahren so geschehen. Etwa zwei Drittel der Projekte, die aus dem ersten Leitbildprozess abgeleitet worden sind, seien umgesetzt worden, sagt Rike Strohmeyer, Regionalmanagerin beim Landratsamt. Dazu gehört neben dem ÖPNV-Schnuppertag, der seit einigen Jahren im Herbst stattfindet, auch das Projekt "Wohnen für Hilfe". Senioren bieten jungen Leuten, die sich in Ausbildung oder im Studium befinden und deshalb wenig Geld haben, in ihrem Haus ein Zimmer an. Die Miete ist durch bestimmte Arbeiten zu "bezahlen", beispielsweise durchs Einkaufengehen oder Hilfen bei der Gartenarbeit. Eine praktische Umsetzung der Ergebnisse ist zudem das Infopaket, das Neubürgern einen Überblick über den öffentlichen Nahverkehr bietet. Es soll diesen die Möglichkeit geben, Bus und Bahn nutzen zu können und aufs Autofahrten zu verzichten. Die Projekte, die sich aus den Überlegungen zu einem neuen Leitbild ergeben, sollen von 2021 an umgesetzt werden.

© SZ vom 12.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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