Fürstenfeldbruck:Ein Leben an der Fux-Orgel

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Es war eine scheinbar untrennbare Einheit, die in der Nacht auf Montag, 6. Juli, überraschend und unerwartet aufgelöst wurde. Denn in eben jener Nacht verstarb Roland Muhr im Alter von 67 Jahren. Als die historische Fux-Orgel von 1736 im Zuge der grundlegenden Sanierung der Klosterkirche 1978 renoviert wurde, war es Roland Muhr, der diesem Instrument durch die Begründung des Fürstenfelder Orgelsommers und der Orgelwoche zu internationaler Reputation verhalf. Auch nachdem Muhr am 31. Dezember 2013 den Dienst an "seiner" Orgel beendete, blieb das Instrument im Zentrum seines Lebens, wenngleich er um die Befreiung von den Verpflichtungen des Amtes froh war.

Obwohl die Fux-Orgel bei Muhrs Amtsantritt als Kirchenmusiker der Pfarrkirche Sankt Magdalena und der Klosterkirche Fürstenfeld im Jahr 1969 so gut wie nicht bespielbar war, war dieses Instrument allein schon wegen seiner Größe ein ausschlaggebender Punkt dafür, dass der Organist diesen Dienst überhaupt antrat. Muhr wuchs mit und an diesem Instrument: Unnachahmlich gelang es ihm, die Klangcharakteristik der Orgel herauszuarbeiten und musikalisch überzeugend einzusetzen. Vielleicht lag es daran, dass er nicht nur Musiker, sondern auch Hörer war. Er ließ sich auf dieses Instrument ein, lauschte und fand all die warmen Klänge, die diese Orgel so einmalig klingen lassen. Im letzten Jahrzehnt favorisierte Muhr auch viel italienisches Repertoire des 19. Jahrhunderts, das aus der vokal inspirierten Opernliteratur stammt.

Roland Muhr gab im Lauf der Jahre an die 1000 Konzerte in ganz Europa sowie in Südamerika und bestritt zahlreiche Fernseh-, Funk- und Tonträgerproduktionen. Nur ein Konzert war ihm nicht mehr vergönnt: Die geplante Weihnachtsmatinee am 26. Dezember gemeinsam mit seinem langjährigen musikalischen Weggefährten, dem Bariton Rudolf Hillebrand, durfte Roland Muhr nicht mehr erleben.

© SZ vom 31.12.2015 / FLHA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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